Nach Todesritt bei Springreitermeisterschaften in Riesenbeck: PETA erstattet Strafanzeige gegen Reiterin Annelies Vorsselmans

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Riesenbeck / Stuttgart, 10. Dezember 2020 – Bei den deutschen Meisterschaften der Springreiter im westfälischen Riesenbeck stürzte am vergangenen Samstag die Reiterin Annelies Vorsselmans mit ihrem Pferd Firkov du Rouet. Während sich die Reiterin eine Prellung zuzog, habe das Pferd eine „inoperable Fraktur des Oberarms erlitten“ und wurde daraufhin eingeschläfert. PETA hat gestern Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Münster gegen die Reiterin erstattet. Die Tierrechtsorganisation wirft Vorsselmans vor, gegen § 3 Absatz 1 des Tierschutzgesetzes verstoßen zu haben, indem sie ihrem Tier Leistungen abverlangte, denen es nicht gewachsen war. PETA übt scharfe Kritik an den Veranstaltern und Teilnehmern, weil die systematische Überforderung der Pferde fester Bestandteil solcher Turniere ist. In den vergangenen Jahren kam es bei Wettkämpfen mit hohen Hindernissen immer wieder zu tödlichen Stürzen und Aortenabrissen. Die Tierrechtsorganisation appelliert an die Veranstalter, künftig keine Springturniere mehr durchzuführen.

„Es geht nur um Leistung und dafür werden die Pferde zwangsweise hohen Risiken ausgesetzt. Um Titel und Geld abräumen zu können, werden die Tiere von den ehrgeizigen Reitern und Besitzern als Sportgeräte missbraucht. Die wiederholten Todesfälle und Verletzungen dann als ´Unfälle´ abzutun, gehört mittlerweile zur Standardausrede der skrupellosen Veranstalter“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Wissenschafts- und Rechtsabteilung bei PETA.

Hintergrundinformationen

Beim Springsport durchlaufen Pferd und Reiter einen Parcours, in dem die Pferde gezwungen werden, in kürzester Zeit über verschiedene Hindernisse zu springen. Die Hindernisse sind in den höchsten Klassen bis zu 1,60 Meter hoch. Tödliche Stürze und Aortenabrisse sind keine Seltenheit: Im August 2019 riss dem 13-jährigen Hengst Balougraf ESC während der Reitveranstaltung „Bergisch Classics“ in Bergisch Gladbach die Aorta. Nach einem schweren Sprung kam das Pferd ins Straucheln und stürzte mitsamt seinem Reiter. Es starb qualvoll auf dem Turnierplatz. Sein Reiter wurde mit schweren Verletzungen per Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. 2016 wurde der Wallach Questfinder nach einem Sturz bei einem Springturnier in München eingeschläfert. 2014 erlitt der Wallach Liberal beim Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen an einem Hindernis einen Aortenabriss. Bei Turnieren in Wiesbaden und Rastede starben 2013 die Pferde King Artus und Likoto innerhalb weniger Wochen ebenfalls infolge von Aortenabrissen.

In der Natur springen Pferde nur in ausweglosen Situationen über Hürden – das Springreiten entspricht in keiner Weise den natürlichen Bewegungsabläufen der Tiere. Im Wettkampfsport müssen Pferde oft schon in einem jungen Alter hohe Hindernisse bewältigen. Da der Bewegungsapparat der Tiere zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgebildet ist, sind gesundheitliche Probleme keine Seltenheit. PETA weist darauf hin, dass Pferde im Springsport systembedingt überlastet werden. Teilweise bringen Reiter die Pferde mit tierquälerischen Methoden wie dem „Barren“ dazu, höher zu springen. Beim sogenannten Blistern werden die Vorderseiten der Pferde (Röhrbeine) mit einer chemischen Substanz eingerieben, die zu Schmerzen führt, sobald das Tier eine Stange berührt.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

Weitere Informationen:

PETA.de/Pferdesport

Pressekontakt:

Thomas Lesniak, +49 711 860591-527, [email protected]

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