
Nach Hochrechnung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) leben in Deutschland etwa 1,3 Millionen Pferde. [1] Der sogenannte Pferdesport ist in diverse Disziplinen wie Voltigieren, Springreiten, Dressurreiten, Pferderennen, Distanzreiten, Vielseitigkeit, Fahren, Reining und viele weitere unterteilt. Über 6.000 Tiere aus dem sogenannten Pferdesport und Freizeitbereich werden jedes Jahr aufgrund von „Sportverletzungen“ oder zur Fleischgewinnung vom Schlachter getötet. [2]
Erfahren Sie hier, wie sich die unterschiedlichen Disziplinen auf die Tiere auswirken.
Springreiten

Pferde zu zwingen, über derart hohe Hindernisse zu springen, entspricht in keiner Weise den natürlichen Bewegungsabläufen dieser Tiere. Denn in der Natur springen Pferde nur in ausweglosen Situationen über Hürden. [3] Im Wettkampfsport werden Pferde gezwungen, bereits im Alter von drei Jahren über Hindernisse zu springen. Mit tierquälerischen Methoden wie dem „Barren“ werden die Tiere häufig dazu gebracht, höher zu springen. Beim sogenannten Blistern werden die Röhrbeine der Pferde mit einer chemischen Substanz eingerieben, die zu Schmerzen führt, sobald das Tier eine Stange berührt. Obwohl diese Methode verboten ist, kommt es immer wieder zu Verstößen, auch bei Olympischen Spielen und in der deutschen Reiterequipe.
Dressurreiten

„Die Ausbildung des Pferdes ist nicht ohne Schmerzen zu erreichen. Die Ausbildung gewinnt deshalb eine moralische Dimension, weil sie einem artifiziellen und insofern auch verzichtbaren Anliegen des Menschen entspricht“. Meyer [5]
In der Dressur gibt es fünf Klassen, angefangen von der E- bis zur S-Dressur. Pferde werden hierbei gezwungen, oftmals untypische und komplizierte Bewegungsabläufe wie beispielsweise Pirouetten auszuführen. Durch reiterliche Hilfen soll das Pferd „rittig“ und „durchlässig“ gemacht werden.
Auch im Dressursport stehen häufig wirtschaftliche Interessen im Vordergrund; hohe Preisgelder und horrende Summen für besonders gute „Zuchtpferde“ sprechen eine eindeutige Sprache, dass die Tiere in der Dressur für menschliche Interessen ausgenutzt werden. Immer wieder versuchen Reiter, ihre Pferde mit fragwürdigen Methoden wie beispielsweise der Rollkur gefügig zu machen bzw. unterzuordnen. Bei der Rollkur, auch Hyperflexion genannt, wird der Kopf des Pferdes mit Hilfe der Zügel so extrem zur Brust gezogen, dass das Sehvermögen und die Orientierung des Pferdes stark eingeschränkt sind. Außerdem kann es zu irreparablen Schäden der Halswirbelsäule kommen. [6]
Distanzreiten
Beim Distanzreiten wird eine möglichst lange Strecke in möglichst hoher Geschwindigkeit auf dem Pferd zurückgelegt. So müssen die Tiere beispielsweise bei internationalen, eintägigen Distanzritten eine Strecke von bis zu 160 Kilometern laufen. Über Stunden werden die Pferde über Stock und Stein gescheucht, häufig auf unebenem Gelände. Nicht alle Pferde schaffen es, lebendig und gesund am Ziel anzukommen. Unfälle und Kreislaufzusammenbrüche stehen bei dieser tierquälerischen Sportart an der Tagesordnung. Aufgrund ihrer besonders grausamen Bedingungen stehen die sogenannten „Endurance-Rennen“ in den Vereinigten Emiraten seit Jahren in der Kritik. Doping und etliche Todesfälle aufgrund zu hoher Geschwindigkeit sind hier an der Tagesordnung. Nur 15 % der Teilnehmer erreichen bei diesen Rennen das Ziel. Im Jahr 2018 waren deutsche Reiter von der Teilnahme durch den Dachverband in Warendorf ausgeschlossen. [7] Bei den Weltreiterspielen 2014 in Tryon (USA) prallte das Pferd der Reiterin Claudia Romero Chacon gegen einen Baum und starb, die Reiterin wurde schwer verletzt. Insgesamt erreichten nur 30 % der Pferde bei diesem Rennen das Ziel, die restlichen Tiere mussten aufgrund Verletzungen oder Erschöpfung aus dem Rennen genommen und viele von ihnen tierärztlich behandelt werden. [8] 32 Pferde erhielten Infusionen aufgrund von Dehydrierung. [9]
Vielseitigkeitsreiten

Von Reitsport-Befürwortern wird die Vielseitigkeit gerne als „Krone der Reiterei“ bezeichnet. Bleibt die Frage, ob es ehrenvoll ist, wenn Mensch und Tier häufig ihr Leben für diese „Sportart“ lassen müssen. [10] Immer wieder kommt es bei Turnieren zu schweren Unfällen, so auch bei der CHIO in Aachen 2018, als der britische Reiter Oliver Townend bei einem Hindernis vom Pferd stürzte und dieses in die Zuschauermenge geriet. [11]
Reining
Das Reining ist eine Disziplin des Westernreitens, bei der es dem Reiter vor allem um Schnelligkeit, Wendigkeit und Gehorsamkeit des Pferdes geht. Die Tiere müssen sich dabei beispielsweise in einem extremen Tempo um die eigene Achse drehen, eine Art Vollbremsung aus dem Galopp hinlegen, besonders schnelles Rückwärtslaufen und weitere Bewegungsabläufe, die für Pferde absolut unnatürlich und körperlich sehr belastend sind. Auch kürzen die Reiter den Pferden beispielsweise den Schweif, damit sie beim Rückwärtslaufen nicht darauf treten und stürzen. Das schnelle Im-Kreis-Drehen beeinträchtigt die Orientierung des Pferdes stark. Besonders belastend für den Pferdekörper ist der Sliding Stop, bei dem das Tier im Galopp plötzlich stoppen muss, indem es mit seinen Hinterbeinen auf dem Boden rutscht, bis es zum Stillstand kommt. Diese Übung ist sogar bei angeblich schonenden Untergründen für die Pferde eine Qual. Auch beim Reining sind tierquälerische Trainingsmethoden wie die Rollkur immer wieder in Gebrauch.
Pferderennen

Voltigieren

Die Voltigierer vollführen die verschiedensten Kunststücke auf dem Rücken des Tieres. Sie knien, stehen, hocken, lassen sich seitlich vom Pferd herunterhängen, machen Salti, Handstand und andere Übungen. Für die Fluchttiere ist dieses Herumturnen auf ihrem Rücken oftmals nur schwer zu ertragen – nicht umsonst werden Pferde in der Regel zwei Jahre antrainiert, bis sie sich an das Voltigieren „gewöhnt“ haben. [12] Viele Reiter trainieren ihre Turnkunststücke auch auf einem Holzpferd oder Voltigierbock, da die Belastung auf das Pferd so groß ist und nur wenige Minuten am Tag auf dem Tier trainiert werden darf.
Was wir fordern

Darüber hinaus stehen Halter, Züchter und Stalleigentümer in der Pflicht, Pferden ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, sie auf keinen Fall in eine Einzelhaltung zu sperren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich frei auf einer Weide mit Artgenossen bewegen zu können.
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Quellen
[1] Deutsche Reiterliche Vereinigung: Zahlen und Fakten, https://www.pferd-aktuell.de/fn-service/zahlen–fakten/zahlen–fakten, zuletzt eingesehen am 31.10.2019
[2] Margit H. Zeitler-Feicht (2001): Handbuch Pferdeverhalten, S. 74
[3] Margit H. Zeitler-Feicht (2001): Handbuch Pferdeverhalten, S. 74
[4] Gerd Heuschmann (2006): Finger in der Wunde: Was Reiter wissen müssen, damit ihr Pferd gesund bleibt, S 38.
[5] Peter F. Cronau (1995): 133, zit. n. Heinz Meyer (1993): Zur Bedeutung des Schmerzes für die reiterliche Ausbildung des Pferdes. In: Tagungsheft „Tierschutz im Pferdesport“. Stuttgart.
[6] Heinz Meyer (2008): Roll-Kur: Die Überzeugung des Pferdes.
[7] Sportbuzzer (12.09.2018): „Strapazen sind extrem“: Viel Kritik am Distanzreiten vor Beginn der Weltreiterspiele, https://www.sportbuzzer.de/artikel/weltreiterspiele-tyron-usa-distanzreiten-kritik/, zuletzt eingesehen am 07.11.2019
[8] Süddeutsche (21.09.2018): Reiten bis zum Nierenversagen, https://www.sueddeutsche.de/sport/distanzreiten-bei-der-wm-in-tryon-reiten-bis-zum-nierenversagen-1.4136718, zuletzt eingesehen am 07.11.2019
[9] Frankfurter Allgemeine (12.09.2018): Pferde-Sklaven beim Distanzreiten, https://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/beim-distanzreiten-wird-das-pferd-zum-sklaven-15782943.html, zuletzt eingesehen am 07.11.2019
[10] Welt (13.09.2007): Der Tod sitzt immer mit im Sattel, https://www.welt.de/sport/article1179109/Der-Tod-sitzt-immer-mit-im-Sattel.html, zuletzt eingesehen am 07.11.2019
[11] Aachner Nachrichten (22.07.2018): Pferd in den Zuschauerbereich geraten: Drei Besucher verletzt, https://www.aachener-nachrichten.de/sport/chio-aachen/pferd-in-den-zuschauerbereich-geraten-drei-besucher-verletzt_aid-24578859, zuletzt eingesehen am 12.11.2019
[12] Morgenpost (29.07.2018): Wie Turnen, nur im Galopp, https://www.morgenpost.de/sport/article214954453/Wie-Turnen-nur-im-Galopp.html, zuletzt eingesehen am 07.11.2019