NRW-Justiz verhindert Ahndung von Tierquälerei durch Promi-Dressurreiter Edward Gal – PETA übt scharfe Kritik und fordert bundesweites Auftrittsverbot

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Aachen / Stuttgart, 4. November 2019 – Bei den Reit-Europameisterschaften 2015 in Aachen wandte der niederländische Dressurreiter Edward Gal die tierquälerische „Rollkur“ an, indem er den Kopf des Pferdes Undercover mit den Zügeln in Richtung Pferdebrust zog. Undercover blutete aufgrund dieser Hyperflexion während des Turniers aus dem Mund, woraufhin PETA Strafanzeige erstattete. Die Tierquälerei ist auf Videos zu sehen und der Straftatbestand wurde durch Offizialgutachten bestätigt – dennoch wurde das Verfahren letztlich eingestellt, da laut der Staatsanwaltschaft Aachen und der Generalstaatsanwaltschaft Köln kein Vorsatz erkennbar sei. PETA wandte sich nun mit einer außerordentlichen Beschwerde an das Düsseldorfer Justizministerium und fordert, das Ermittlungsverfahren wieder aufnehmen zu lassen.
 
„Edward Gal ist als ‚Vater der Rollkur‘ bekannt und handelte entgegen der Aussage der NRW-Justiz keinesfalls im unvermeidbaren Verbotsirrtum. Dass es sich bei der schmerzhaften Hyperflexion um Tierquälerei handelt, ist rechtlich widerspruchslos bewiesen – es kann nicht sein, dass diese Misshandlung von Pferden nun wegen Gals Promi-Status legalisiert wird“, so Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA. „Gal hat in Deutschland ein absolutes Auftrittsverbot zu erhalten.“
 
Hintergrundinformationen
Bei der sogenannten Rollkur wird der Pferdehals stark überdehnt und Atmung sowie Durchblutung werden enorm beeinträchtigt. Die erzwungene Hyperflexion kann zudem zu irreparablen Schäden an der Halswirbelsäule führen. [1] Daneben schränkt die unnatürliche Haltung auch das Sehvermögen und somit die Orientierung deutlich ein – bereits zehn Minuten in der „Rollkur“ führen bei Pferden zu enormem Stress. [2] Zusätzlich engt die Rollkur die Ganaschen – den hinteren Bereich des Unterkiefers – ein, was schmerzhafte Entzündungen der Schleimbeutel, sogenannte Genickbeulen, nach sich ziehen kann.
 
Im Zuge der Ermittlungen beauftragte die Staatsanwaltschaft Aachen Offizialgutachten, die allesamt bestätigten, dass es sich bei der 2015 von Gal angewandten „Rollkur“ um Tierquälerei nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes handelte. Dennoch stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren ein – nachdem PETA Beschwerde einlegte, wies die Generalstaatsanwaltschaft Köln die Wiederaufnahme der Ermittlungen an. Diese wiederum wurden im Oktober 2018 eingestellt. In einer Verfügung, die die zuständige Generalstaatsanwaltschaft bestätigte, betonte die Aachener Staatsanwaltschaft, dass das Verfahren „allein aufgrund fehlender Nachweisbarkeit des Vorsatzes eingestellt worden“ sei.
Gal selbst betonte im Laufe des Ermittlungsverfahrens, dass er nie von einem Irrtum seinerseits gesprochen hätte und dies wohlwollend von der Justiz so interpretiert worden sei. „Die sogenannte Rollkur ist selbst in Reiterkreisen stark kritisiert. Sie soll Pferde gefügig machen und eleganter wirken lassen. Umso unverständlicher ist es, dass dem Systemtierquäler Edward Gal fehlender Vorsatz und ein Verbotsirrtum zugebilligt wurden“, so Haferbeck. Dies grenze an Rechtsbeugung.
 
PETA setzt sich für ein Verbot des sogenannten Pferdesports ein, da die Tiere mit gewaltsamen Methoden systemimmanent gequält werden, um unnatürliche Höchstleistungen zu erbringen. Das Motto der Tierrechtsorganisation lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. PETA setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Meyer, Heinz (2008): Roll-Kur. Die Überzeugung des Pferdes. Zwecke und Auswirkungen. Geschichte und aktuelle Diskussion. Wu-Wei Verlag. Schondorf.
[2] Michael Darmanin: Prolonged awkward neck positions linked to higher stress levels in equestrian horses. Online abrufbar unter: https://www.utrechtcentral.com/news/research-developement/prolonged-awkward-neck-positions-linked-to-higher-stress-in-equestrian-horses-78223/.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Rollkur-Pferde
PETA.de/Faktenpferdesport
PETA.de/Chio-Aachen
 
Pressekontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]

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