Tierquälerei-Aufdeckung im Schlachthof Brensbach: PETA übt Kritik an Landkreisen wegen geplanter Übernahme – Organisation fordert Offenlegung der Kosten und Bürgerentscheid über Schließung

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Brensbach / Stuttgart, 23. Juni 2022 – Nach Hinweisen von PETA über gravierende Missstände bei der Betäubung im Schlachthof in Brensbach gab das Regierungspräsidium Darmstadt im Mai dieses Jahres bekannt, dassdie Tötung von Schweinemüttern und großen Schweinen untersagt wurde. Am Montag hat der Kreistag Darmstadt-Dieburg nun beschlossen, den Schlachthof zusammen mit dem Landkreis Odenwald zu übernehmen. Details zu den Plänen will der Erste Kreisbeigeordnete am heutigen Donnerstag bekannt geben. Die Tierrechtsorganisation PETA übt scharfe Kritik an den Landkreisen wegen der Beteiligung am Odenwald Schlachthof durch die öffentliche Hand. Angesichts des Tierleids in dem Schlachthof und der geplanten Nutzung von Steuergeldern – trotz des anhaltenden Rückgangs des Fleischkonsums – fordert die Tierrechtsorganisation die Schließung des Schlachthofs.  

„Fleisch ist ein Auslaufmodell und Schlachthöfe sind nicht zukunftsfähig. Jeder Euro, der in die Aufrechterhaltung des Schlachthofes Brensbach gepumpt wird, ist eine Verschwendung von Steuergeldern. Die Landkreise sollten mit den geplanten Investitionen lieber eine pflanzliche Ernährung fördern, denn die Fleisch-‚Produktion‘ ist einer der größten Umweltzerstörer unserer Zeit“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Wir haben heute die Landkreise aufgefordert, die Kosten transparent offenzulegen und einen Bürgerentscheid über die Zukunft des Schlachthofs auf den Weg zu bringen.“

Manipulation der Betäubungsvorrichtung bestätigt
Unmittelbar nach den Whistleblower-Hinweisen hatte PETA sich Anfang Mai an die hessische Landesregierung gewandt. Den Angaben zufolge war die dortige Elektrobetäubungsanlage für Schweine von den Betreibern so verändert worden, dass auch größere Schweine hineinpassen. Dies hatte jedoch zur Folge, dass kleinere Schweine nicht mehr richtig betäubt wurden, weil Elektroden bei ihnen teils falsch angesetzt worden waren. Der Einschätzung des Hinweisgebers zufolge waren rund die Hälfte der getöteten Schweine deswegen unzureichend betäubt. Die behördlichen Kontrollen ergaben, dass aufgrund einer Manipulation an der Anlage zur Elektrobetäubung die Elektrode im Herzbereich bei kleineren Schweinen nicht richtig angesetzt wurde. Die Schlachthof-Verantwortlichen wurden angewiesen, die Anlage in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen; größere Schweine dürfen dort nicht mehr getötet werden.  

Konsum von Fleisch und Milch sinkt deutlich
Immer mehr Menschen streichen Fleisch und Milchprodukte aus ihrem Speiseplan. Der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch sank 2021 auf 55 Kilogramm und liegt damit seit der ersten Berechnung im Jahr 1989 auf dem bisher niedrigsten Niveau. [1] Auch der Milchverbrauch lag 2021 auf dem tiefsten Stand seit Beginn der gesamtdeutschen Statistik im Jahr 1991. [2]

Hohe Fehlbetäubungsrate in Schlachthöfen
Jedes Jahr werden allein in Deutschland rund 725 Millionen Tiere [3] weit vor Erreichen ihrer natürlichen Lebenserwartung getötet. Im Schlachthaus sind Fehlbetäubungen an der Tagesordnung. Je nach Betäubungsart liegt die Rate der unzureichenden Betäubung laut Bundesregierung bei Schweinen zwischen 3,3 und 12,5 Prozent und bei Rindern zwischen vier und neun Prozent, wenn sie getötet werden. [4] Das sind jährlich weit über fünf Millionen Schweine und mehr als 300.000 Rinder – die Dunkelziffer dürfte nach PETAs Schätzung weit höher liegen. Hinzu kommen unzählige getötete Fische und andere Meeresbewohner.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft. 

[1] Lebensmittelpraxis (30.03.2022): Fleischverzehr sinkt auf Rekordtief, https://lebensmittelpraxis.de/handel-aktuell/33490-versorgungsbilanz-fleischverzehr-sinkt-auf-rekordtief.html, (eingesehen am 22.06.2022)
[2] Spiegel (30.05.2022): Deutsche trinken so wenig Kuhmilch wie noch nie seit Statistikbeginn, https://www.spiegel.de/wirtschaft/deutsche-trinken-so-wenig-kuhmilch-wie-noch-nie-seit-statistikbeginn-a-2f28df82-f97d-4593-955f-12317adca934 (eingesehen am 22.06.2022)
[3] Statistisches Bundesamt (2022): Fleischproduktion 2021 um 2,4 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Pressemitteilung vom 7. Februar 2022. Online abrufbar unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/02/PD22_050_413.html (22.05.2022).
[4] Deutscher Bundestag (2012): Tierschutz bei der Tötung von Schlachttieren. Drucksache 17/10021. In: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Bärbel Höhn, Friedrich Ostendorff, Undine Kurth (Quedlinburg), weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN (Drucksache 17/9824). Online abrufbar unter: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/17/100/1710021.pdf. (22.05.2022).

Weitere Informationen:
PETA.de/Neuigkeiten/Odenwald-Schlachthof
PETA.de/Themen/Schlachthof-Oldenburg
PETA.de/Themen/Fleisch-aus-der-Region
PETA.de/Themen/Schweinezucht
PETA.de/Themen/Im-Schlachthof

Pressekontakt:
Britta Nolte, +49 711 860591-593, [email protected]

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