Landwirte klagen über „Mäuseplage“ in den Kreisen Osterholz, Oldenburg und Friesland: PETA fordert Landräte auf, Fuchsjagd ganzjährig zu verbieten

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Füchse als natürliche Feinde von Mäusen machen Gifteinsatz überflüssig

Landkreise Osterholz, Oldenburg und Friesland / Stuttgart, 19. Februar 2020 – Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen rät im Zuge der „Mäuseplage“ in den Kreisen Osterholz, Oldenburg und Friesland Landwirten zum Einsatz von Giftködern und Fallen, um die Mäusepopulation zu begrenzen und Ernteausfälle zu vermeiden – auch Landwirte klagen über Schäden.
PETA fordert die zuständigen Landräte nun auf, den Gifteinsatz komplett zu stoppen und dafür die Fuchsjagd in ihren Landkreisen ganzjährig zu verbieten. Zwar empfiehlt die Kammer, Sitzstangen für Greifvögel aufzustellen und Hermeline und Mauswiesel durch das Anlegen von Steinhaufen anzulocken, um damit die natürlichen Feinde der Nager zu fördern. Ein kompletter Stopp der Fuchsjagd wäre eine ergänzend sinnvolle Maßnahme, denn Untersuchungen zufolge ernährt sich jeder Fuchs von rund 3.000 bis 5.000 Mäusen pro Jahr und würde die bereits geförderten Beutegreifer unterstützen. [1, 2] Hobbyjäger verfolgen die nützlichen Tiere gnadenlos, weil sie sie als lebende Zielscheiben oder als Konkurrenten betrachten. Allein in Niedersachsen haben Jäger im Jagdjahr 2018/2019 mehr als 50.000 Füchse getötet, rund 3.000 Tiere mehr als im vorangegangenen Jagdjahr. Daher appelliert die Tierrechtsorganisation zudem an das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die flächendeckende Fuchsjagd landesweit auf den Prüfstand zu stellen.
 
„Die Empfehlung, Sitzstangen für Greifvögel aufzustellen sowie andere Beutegreifer zu fördern, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch die Verantwortlichen – insbesondere die Politiker, Jäger und Landwirte – sollten erkennen, dass es ökologischer Wahnsinn ist, einerseits an der sinnlosen Hobbyjagd auf Füchse festzuhalten, aber andererseits noch immer ergänzend grausame Fallen und unterirdisch verlegte Giftköder einzusetzen“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA.
 
Hintergrundinformationen
Zwar können aus populationsbiologischer Sicht Füchse und Greifvögel nicht allein eine große Mäusepopulation im Zaum halten. Mehrere forstliche Forschungsanstalten betonen jedoch, dass durch die Schonung von Füchsen und anderen Beutegreifern eine zu hohe Vermehrung von Mäusen im Wald verzögert oder verhindert werden kann. [3] Auch das Forstamt Göhrde hat die Fuchsjagd seit 2019 weitgehend ausgesetzt, um die natürlichen Gegenspieler der Mäuse zu schonen. Im Zeitraum von 2015 bis 2018 wurden in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes jährlich circa zwischen hundert und mehreren hundert Tonnen sogenannter Rodentizide (chemische Gifte) in der Landwirtschaft eingesetzt. [4] Derzeit sind etwa zehn verschiedene Giftstoffe zugelassen. [5]
 
Bundesweit töten Hobbyjäger jährlich über 400.000 Füchse. In Niedersachsen werden die Tiere vom 16. Juni bis zum 28. Februar bejagt, Jungfüchse sogar ganzjährig. Jäger stellen ihnen mit Fallen, Gewehren und der Baujagd nach. Häufig flüchten angeschossene Tiere mit offenen Wunden oder sterben in den Fallen langsam und qualvoll. Dabei ernähren sich Füchse nicht nur von den bei Landwirten unbeliebten Mäusen, sondern sichern auch ihren Beutearten das Überleben, indem sie schwache und kranke Tiere erbeuten und Krankheitsherde somit sofort eliminieren.
Meist führen Jagdverbände an, dass Füchse die Bestände bestimmter Niederwildarten, wie Rebhuhn oder Hasen, bedrohen. Experten sind sich jedoch einig, dass die drastischen Populationsrückgänge betroffener Arten der industrialisierten Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Lebensraumverlust zuzuschreiben sind. Hinzu kommt, dass Jäger in Deutschland selbst jedes Jahr fast 190.000 Feldhasen töten.

In Luxemburg ist die Fuchsjagd bereits seit April 2015 verboten. PETA fordert auch für Deutschland ein flächendeckendes Verbot der Fuchsjagd und hat eine entsprechende Petition gestartet. Denn weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht besteht ein Grund für die Bejagung der Tiere. [6, 7] „Jäger hängen Füchsen bewusst ein schlechtes Image an, um ihrem blutigen Hobby weiter nachgehen zu können“, so Michler. Die zum Teil noch immer geäußerten Bedenken gegenüber den Beutegreifern beruhen auf längst widerlegten Annahmen. Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut und der Fuchsbandwurm zählt zu den seltensten Parasitosen Europas. Die Fuchsjagd hat zudem keinerlei regulierende oder reduzierende Auswirkungen auf die Population, weil Verluste rasch durch Zuwanderung und steigende Geburtenraten ausgeglichen werden. Fuchspopulationen regulieren sich aufgrund von Sozialgefügen sowie Nahrungsverfügbarkeit und Krankheiten selbst.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Honisch, M. (ohne Datum): Mäuse im Grünland erfolgreich bekämpfen. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (Allgäu) mit Landwirtschaftsschulen.
[2] Deutsche Wildtier Stiftung (2016): Mäuse-Jagd auf verschneitem Acker. Füchse fressen etwa 30 Kilo Mäuse im Jahr. Presseportal.de. Online abrufbar unter: https://www.presseportal.de/pm/37587/3229524. (22.08.2019).
[3] Gruber, F. (1988): Mäuse als Forstschädlinge. Forstschutz-Merkblatt 8a, Forstliche Bundesversuchsanstalt Wien, Institut für Forstschutz. Onlineversion: waldwissen.net (2015): Tipps zur Mäusebekämpfung. Online abrufbar unter: https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/nager/bfw_mauesebekaempfung/index_DE. (19.09.2019).
[4] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL): Inlandsabsatz und Export von Pflanzenschutzmitteln. Zuletzt aufgerufen am 15.08.2019.
[5] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) (2019):
Liste der zugelassenen Pflanzenschutzmittel in Deutschland mit Informationen über beendete Zulassungen. Online abrufbar unter: https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/04_Pflanzenschutzmittel/psm_uebersichtsliste.pdf?__blob=publicationFile&v=50. (15.08.2019).
[6] Baker, P./Harris, S./White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York.
[7] Baker, P./Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? Springer-Verlag, 2005.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Fuchsjagd-stoppen
PETA.de/Fuchsbandwurm-Jagd
PETA.de/Fuechse
 
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]

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