Angeschossene Sechsjährige aus Saara: Jäger zu Bewährungsstrafe verurteilt – PETA: „Crashkurs-Jagdscheine und Hobbyjagd verbieten“

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Saara / Gera / Stuttgart, 18. November 2021 – Im Juli 2018 wurde ein sechsjähriges Mädchen während einer sogenannten Erntejagd in Saara im Landkreis Greiz in einer nahegelegenen Kleingartenanlage angeschossen. Der Angeklagte hatte mutmaßlich von einer mobilen Jagdkanzel geschossen, ohne die Vorschriften zur Unfallverhütung zu beachten. Dabei traf eine Kugel die Sechsjährige an der Hüfte. Das Amtsgericht Gera verurteilte den Jäger gestern zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten wegen fahrlässiger Körperverletzung.
 
„Wir begrüßen die rechtskräftige Verurteilung des Jägers. Angesichts der vielen Jagdunfälle in Deutschland reicht die nachträgliche Bestrafung für diese Fahrlässigkeiten jedoch nicht aus. Viel zu oft wird Menschen und Tieren durch Fehlschüsse großes Leid zugefügt. Die Politik muss präventiv handeln und die Hobbyjagd in unseren Wäldern endlich verbieten. Nur so können solche Tragödien künftig verhindert werden. Ebenso müssen die Crashkurs-Jagdscheine untersagt werden, die in nur wenigen Wochen zu erwerben sind. Unser Mitgefühl gilt dem Mädchen“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA.
 
Den mehr als 395.000 Hobbyjagenden in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjägerinnen und -jäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber. Dabei belegen wissenschaftliche Studien, dass die Jagd nicht geeignet ist, Wildpopulationen dauerhaft zu regulieren. Wölfe und andere Beutegreifer müssen nicht durch menschliche Jagd ersetzt werden, da sich im Wald wohnende Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten regulieren. [1]


Jagd ist aus wildbiologischer Sicht unnötig
Anerkannte Experten bestätigen, dass die Jagd aus ökologischer Sicht nicht notwendig ist. Dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge müssen beispielsweise Wölfe nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden, da sich im Wald wohnende Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten regulieren [2]. Der Kanton Genf – in dem die Hobbyjagd seit über 40 Jahren verboten ist – ist nur ein Beispiel dafür. Hier reguliert sich die Natur in erster Linie selbst. Die Folge: eine hohe Artenvielfalt und gesunde, stabile Wildtierpopulationen. Der Biologe Dr. Karl-Heinz Loske sieht in der Jagd ein überflüssiges Hobby, das der Befriedigung der Jagdlust der Menschen dient. Als er in jungen Jahren einen Jagdschein machte, wurde ihm schnell klar, dass dies nicht viel mit Natur- und Artenschutz gemein hat. Heute ist Dr. Loske ein anerkannter Experte für Landschaftsökologie, für den die Jagd aus ökologischer und moralischer Sicht nicht zu verantworten ist [3].

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
[2] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation, SWR BW. (15.05.2014).
[3] Loske, K. (2016): Das Wider der Jagd. WDR-TV-Beitrag.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Mehrheit-der-Deutschen-laut-aktueller-Umfrage-gegen-Hobbyjagd
PETA.de/Jagd-Hintergrundwissen
PETA.de/Jagdunfaelle

Pressekontakt:

Valeria Goller, +49 711 860591-521, [email protected]

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