Orang-Utan-Baby im Wiener Zoo geboren: PETA kritisiert Menschenaffen-Gefangenhaltung und fordert Zuchtstopp

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Wien / Stuttgart, 22. Juni 2022 – In lebenslange Haft geboren: Wie der Wiener Tiergarten Schönbrunn am Montag bekannt gab, hat Orang-Utan-Dame Sari am Sonntag ein Baby zur Welt gebracht. Aus PETAs Sicht ist die Geburt jedoch kein Grund zur Freude: Denn das Orang-Utan-Kind ist nun gezwungen, sein gesamtes Leben unter artwidrigen Bedingungen in Gefangenschaft zu verbringen. Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass die Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos mit der lebenslangen Inhaftierung eines Menschen vergleichbar ist. Infolgedessen und wegen der meist mangelhaften Haltungsbedingungen kommt es bei den Tieren immer wieder zu plötzlichen Todesfällen, Verhaltensstörungen und anderen Krankheiten. PETA fordert die Zooverantwortlichen auf, die Zucht zu beenden und die Menschenaffenhaltung auslaufen zu lassen.

„Der Orang-Utan-Nachwuchs im Tiergarten Schönbrunn leistet keinen Beitrag zum Artenschutz – das Baby wird lediglich als neuer Publikumsmagnet missbraucht, der die Kassen weiter klingeln lassen soll“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für die Tiere in der Unterhaltungsindustrie. „Das Einsperren unserer nächsten Verwandten ist Tierquälerei. Die Zucht muss deshalb schnellstmöglich beendet werden.“

Populationsrückgang trotz Zucht und angeblicher Aufklärungsarbeit von Zoos
Einer Studie zufolge hat sich der Bestand der Orang-Utan-Population auf Borneo seit 1999 etwa halbiert. [1] PETA weist zudem darauf hin, dass bereits über 1.500 gerettete Orang-Utans in Auffangstationen in ihren Heimatländern auf Wiederauswilderung warten. Dies ist für die in Zoos gezüchteten Tiere jedoch nicht vorgesehen. [2] „Während die letzten Lebensräume der Tiere in Indonesien zerstört werden, weil finanzielle Mittel für ihren Schutz fehlen, fließen jedes Jahr Millionen Euro an Steuergeldern in die sinnlose Haltung und Nachzucht von Orang-Utans in Gefangenschaft“, sagt Würz.

Tierkinder als Besuchermagnete missbraucht
Mit Artenschutz haben die ständigen Zuchtbemühungen der Zoos PETAs Ansicht nach wenig zu tun:
das „Europäische Erhaltungszuchtprogramm“ (EEP) wurde ins Leben gerufen, um die Zucht von Orang-Utans für die Zurschaustellung in Gefangenschaft zu koordinieren, nachdem das Washingtoner Artenschutzübereinkommen den Import aus dem Freiland untersagte. Da die Zoohaltung nichts mit der natürlichen Umgebung freilebender Menschenaffenfamilien zu tun hat, verstoßen Menschenaffen-Mütter in Gefangenschaft immer wieder ihre Babys. Bei knapp der Hälfte der Orang-Utan-Frauen im EEP, die Nachwuchs bekamen, musste mindestens ein Kind von Menschenhand aufgezogen werden. [3] Zudem können Zoos im deutschsprachigen Raum keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen – in Gefangenschaft haben die Tiere nahezu keine Möglichkeit, Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, zu erlernen.

Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich
Die Bedürfnisse von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden die Tiere in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen. [4] Mit einer Petition auf ihrer Kampagnenwebsite appelliert die Tierrechtsorganisation an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Gefangenhaltung und Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich auslaufen zu lassen.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 

[1] Voigt et al. (2018): Global Demand for Natural Resources Eliminated More Than 100,000 Bornean Orangutans. In: Current Biology 28, 1–9.
[2] Max-Planck-Gesellschaft (2016): Vermischung von Orang-Utan-Unterarten beunruhigt Forscher. Online abrufbar unter: https://www.mpg.de/10326896/orang-utan-unterarten-vermischung. (05.10.2020).
[3] Kaumanns, W. et al. (2004). Menschenaffen in Menschenhand – Langzeitentwicklung europäischer Menschenaffenpopulationen, Der Zoologische Garten N.F. 74, 4-5, S. 217-228
[4] Birkett, L.P. & Newton-Fisher, N.E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.

Weitere Informationen:
PETA.de/Kampagnen/Menschenaffen
PETA.de/Themen/Orang-Utans

Pressekontakt:
Britta Nolte, +49 711 860591-593, [email protected]

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