Der Orang-Utan – 7 faszinierende Fakten über diese Menschenaffen

Wussten Sie, dass das Wort Orang-Utan auf Malaiisch „Waldmensch“ bedeutet? Oder dass Orang-Utans die größten Baumbewohner im gesamten Tierreich sind?

Orang-Utans leben auf den Inseln Borneo und Sumatra in Südostasien. Die Menschenaffen machen ihrem Namen „Waldmensch“ dabei alle Ehre: Sie verbringen die meiste Zeit ihres Lebens hoch oben in den Dächern des Regenwaldes und bauen Nacht für Nacht in den Baumkronen ihre Schlafnester. Im Gegensatz zu Schimpansen, Bonobos oder Gorillas, die in Sozialgruppen leben, sind Orang-Utans eher einzelgängerisch veranlagt. Ausnahmen sind die Paarungszeit und ihre innige Mutter-Kind-Beziehung.

Erfahren Sie hier mehr über diese faszinierenden Tiere.

1. Der Tapanuli-Orang-Utan – erst 2017 entdeckt

Lange unterschieden Wissenschaftler nur zwei Arten: Borneo-Orang-Utans und Sumatra-Orang-Utans. Im Jahr 2017 ergaben Untersuchungen aber, dass noch eine dritte Orang-Utan-Art existiert: der ebenfalls auf Sumatra heimische Tapanuli-Orang-Utan. Damit ist dieser die am spätesten wissenschaftlich beschriebene, noch lebende („rezente“) Menschenaffenart. Kaum entdeckt, stieg sie traurigerweise auch direkt zur am stärksten bedrohten Menschenaffenart auf: Es gibt nur noch schätzungsweise 800 Tapanuli-Orang-Utans. [1]
 

2. Orang-Utans haben Kultur

Nicht nur Schimpansen, sondern auch Orang-Utans zeigen regional unterschiedliche „Kulturen“, wie die Herstellung und Nutzung von Werkzeugen. Forscher dokumentierten bei wild lebenden Orang-Utans über zwanzig verschiedene kulturelle Verhaltensweisen: Zum Beispiel wünschen sie einander eine gute Nacht, musizieren mit Blättern, säubern sich den Mund mit Pflanzen und verwenden Zweige mit Blättern, um Insekten zu vertreiben. [2]

3. Orang-Utans können Probleme innovativ lösen

Orang-Utans sind fähig, Probleme spontan und innovativ zu lösen. In einem Versuch beispielsweise, dem sogenannten „Hakentest“, mussten die Tiere einen Haken aus einem Draht zurechtbiegen, um an eine Belohnung zu gelangen. Diese anspruchsvolle Aufgabe, die Menschenkinder in der Regel erst ab einem Alter von 8 Jahren ohne Hilfe lösen können, meisterten die Orang-Utans mit Leichtigkeit. [3] Auch ihre wild lebenden Artgenossen können spontan Werkzeuge herstellen und zur Nahrungsbeschaffung verwenden. Borneo-Orang-Utans wurden beispielsweise dabei beobachtet, wie sie einen Stock als Speer zum Fischfang nutzten oder Blätter als Handschuhe verwendeten, um stachelige Früchte zu öffnen. [4]
 

4. Orang-Utans sind geborene Apotheker

Orang-Utans auf Borneo wissen, sich mit selbst hergestellter Salbe zu behandeln. Eine Orang-Utan-Frau wurde beispielsweise dabei beobachtet, wie sie Blätter einer Pflanze pflückte, diese zerkaute und den Schaum, der sich vor ihrem Mund bildete, auf ihren Arm auftrug. Angehörige indigener menschlicher Völker in dieser Region nutzen die gleiche Pflanzenart zur Herstellung eines entzündungshemmenden Balsams gegen Muskelschmerzen, Schwellungen und Wunden. [5]

5. Orang-Utans sind kommunikativ

Bei Orang-Utans auf Borneo konnten Wissenschaftler 11 Laute sowie 21 Gesten oder Berührungen identifizieren, mit denen sich Mütter und Kinder oder Geschwister untereinander verständigen. Sie nutzen diese Signale, um zu kommunizieren, was ein anderer Orang-Utan machen soll. Die Laute und Gesten konnten acht verschiedenen „Zielen“ oder „Anweisungen“ zugeordnet werden, zum Beispiel „ein Objekt haben wollen“, „klettere auf mich“, „gehe weg“, „weiterspielen“ oder „höre auf“. [6] 

6. Orang-Utans könnten sehr bald aussterben

Einer wissenschaftlichen Studie zufolge hat sich der Bestand der Orang-Utan-Population auf Borneo zwischen 1999 und 2015 etwa halbiert. [7] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten dort über 300.000 Orang-Utans, nun sind es noch etwa 27.000. Grund hierfür sind vor allem die Zerstörung ihres Lebensraumes, etwa durch die Umwandlung von Regenwald in landwirtschaftliche Flächen wie Palmölplantagen, aber auch durch Wilderei. [8]

Bereits seit Jahren warnen Forscher eindringlich davor, dass in naher Zukunft mit einem Aussterben der Menschenaffen zu rechnen ist, wenn nicht sofort Schutzmaßnahmen ergriffen werden:

„Nach jüngsten Schätzungen werden Orang-Utans in Borneo und Sumatra wahrscheinlich in den nächsten 10 bis 20 Jahren ausgestorben sein, sofern sich die Praktiken der Lebensraumnutzung nicht drastisch und unverzüglich ändern.“ [9]  

7. Hunderte rehabilitierte Orang-Utans warten auf Wiederauswilderung

Während Zoos hierzulande weiterhin sinnlos Menschenaffen in Gefangenschaft züchten und Millionen für neue Zoo-Gehege verschleudern, sind Artenschutzprojekte vor Ort Experten zufolge „chronisch unterfinanziert“. Die Rehabilitation und Auswilderung von Jungtieren beispielsweise sei sehr kostspielig und dauere etwa fünf bis sechs Jahre: [10]

„Wir brauchen mehr Geld, und wir müssen das vorhandene Geld sinnvoll nutzen.“

In ihren Heimatländern warten bereits über 1.500 gerettete Orang-Utans in Auffangstationen auf Wiederauswilderung. [11] Dort werden verwaiste, verletzte oder beispielsweise aus illegaler „Haustier“-Haltung konfiszierte Orang-Utans darauf vorbereitet, zurück in die Freiheit entlassen zu werden. Bis zum Tag der Auswilderung entstehen dabei Kosten von rund 16.000 US-Dollar pro Menschenaffe [12].

Was Sie tun können

Bitte besuchen Sie keine Zoos oder andere Attraktionen, in denen Orang-Utans und andere Menschenaffen zur menschlichen Belustigung herhalten müssen. Unterzeichnen Sie zudem unsere Petition für ein Ende der Menschenaffenhaltung in Zoos.

Hinweis: PETA lehnt Tierversuche grundsätzlich ab. Zwar können die oben genannten Ergebnisse dazu beitragen, dass sich der Blick der Menschen auf unsere Mitgeschöpfe ändert und somit langfristig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Tiere besteht. Dennoch ist die Durchführung dieser oder ähnlicher Tierversuche ethisch nicht zu rechtfertigen. Unserer Ansicht nach haben Forschende die ethische Verantwortung, solche Erkenntnisse nicht in Versuchen an Tieren, sondern durch Beobachtungsstudien in der natürlichen Umgebung der Tiere zu erlangen.

Trotz alledem ist den Tieren nun am meisten damit geholfen, die Ergebnisse publik zu machen, denn sie zeigen, wie faszinierend Tiere sind. Und sie verdeutlichen, dass es falsch ist, Tiere in Versuchslaboren einzusperren und in Experimenten zu missbrauchen.