Schimpanse in Einzelhaft greift Pfleger im Tiergarten Straubing an – PETA fordert, Menschenaffen an Auffangstation abzugeben

PETA Logo

Straubing / Stuttgart, 9. Oktober 2020 – Am Dienstag hat Schimpanse Lutz im Tiergarten Straubing durch die Gitterstäbe die Hand eines Angestellten gegriffen und anschließend zugebissen. Der Mitarbeiter wurde im Krankenhaus behandelt. Seit Lutz‘ Gefährte Alfons im Juni starb, ist der Menschenaffe ganz allein in einem kleinen Gehege eingesperrt. Die Tierrechtsorganisation PETA fordert die Verantwortlichen des Tiergartens nun auf, den Schimpansen schnellstmöglich an eine geeignete Auffangstation abzugeben, in der er mit Artgenossen leben kann, und die Menschenaffenhaltung damit gänzlich zu beenden.
 
„Einen sozialen Menschenaffen zu einem tristen Dasein in Einzelhaft zu zwingen, ist unverantwortlich. Es verwundert nicht, dass Lutz aufgrund der Isolation nach Aufmerksamkeit und Beschäftigung sucht – in seiner Verzweiflung auch mit Gewalt. Er muss die Möglichkeit bekommen, sein Leben mit mehreren Artgenossen und unter angemessenen Bedingungen zu verbringen. Wir fordern die Verantwortlichen daher auf, Lutz schnellstmöglich an eine anerkannte Auffangstation abzugeben, auch um weitere Vorfälle wie diesen zu vermeiden“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für die Tiere in der Unterhaltungsindustrie.
 
Der Tiergarten Straubing steht exemplarisch für die 35 Zoos und Tierparks in Deutschland, in denen Menschenaffen gezwungen sind, unter völlig unangemessenen Bedingungen zu leben. Im Rahmen der Kampagne „Menschenaffen raus aus Zoos“ fordert PETA ein generelles Zucht- und Importverbot für die nächsten Verwandten des Menschen. Mit einer Petition auf der Kampagnenwebsite appelliert die Tierrechtsorganisation an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Gefangenhaltung und Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich auslaufen zu lassen.

Menschenaffen in Gefangenschaft erleben Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit
Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans sind dem Menschen laut renommierten Primatologen wie Professor Dr. Volker Sommer derart ähnlich, dass sie die Ausweglosigkeit ihrer Situation in Gefangenschaft erkennen. Laut Sommer können die intelligenten Tiere Zustände wie Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit erleben. [1] Wissenschaftlichen Studien zufolge leiden Menschenaffen in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen [2]. Ihr psychisches Leid äußert sich durch Selbstverstümmelung, extreme Zurückgezogenheit, permanentes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren sogar Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen. Während Gerichte in den USA und Argentinien den nächsten Verwandten des Menschen schon gewisse Grundrechte zugesprochen haben, werden die sensiblen Tiere in Deutschland nach wie vor zur Belustigung der Zoobesucher in enge, karge Gehege gesperrt. Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürworten 41 Prozent der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
 
[1] Goldner, Colin (2014): Lebenslänglich hinter Gittern. S. 218. Aschaffenburg: Alibri Verlag.
[2] Birkett, Lucy/P., Newton-Fisher/Nicholas E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Zooausbrueche
 
Pressekontakt:
Valeria Goller, +49 711 860591-521, [email protected]
 

Kontakt

Kontakt
Kopieren