Bis Eritrea und Usbekistan: 2020 genehmigte Landkreis Teltow-Fläming 173 Langstrecken-Transporte mit 5515 Rindern

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PETA verurteilt Vorgehen und fordert sofortigen Stopp der Drittland-Exporte

Luckenwalde / Stuttgart, 21. Juni 2021 – Höllenfahrten mit amtlicher Genehmigung: 2020 genehmigte der Landkreis Teltow-Fläming insgesamt 173 Langstrecken-Tiertransporte in Länder außerhalb der Europäischen Union. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Kreisverwaltung auf Anfrage von der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Kreistag hervor, die PETA vorliegt. 5.515 Rinder wurden teils über extrem weite Strecken und vermutlich wochenlang in Länder wie das ostafrikanische Eritrea, das über 5.000 Kilometer entfernte Usbekistan sowie in den Iran transportiert. Die Tierrechtsorganisation übt scharfe Kritik an Landrätin Kornelia Wehlan und der Veterinärbehörde für die tierschutzwidrige Abfertigung der Transporte im vergangenen Jahr. PETA fordert die Landrätin auf, ab sofort jegliche Drittland-Exporte zu untersagen.

„2020 galt Teltow-Fläming als Schlupfloch für skrupellose Spediteure, die Rinder über mehrere Tausend Kilometer nach Afrika, Zentralasien und in den Mittleren Osten transportiert haben. Es ist ein Skandal, dass die Veterinärbehörde das große Leid dieser Rinder zugelassen hat“, so die Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz, Fachreferentin bei PETA. „Erst nach massiver öffentlicher Kritik im vergangenen Sommer wurden weniger Transporte genehmigt. Auch die Bundesregierung muss sofort handeln, um dieses Leid künftig zu unterbinden.“

Der Landkreis Teltow-Fläming wurde 2020 Medienberichten zufolge als „Schlupfloch“ für die Genehmigung grausamer Langstrecken-Transporte bekannt. Andere Landkreise hatten diese bereits gestoppt. PETA sieht den öffentlichen Druck als Grund dafür, dass in der zweiten Jahreshälfte 2020 deutlich weniger Drittland-Transporte genehmigt wurden – diese wurden zu 77 Prozent in der ersten Jahreshälfte durchgeführt. In diesem Jahr sind bis zum 15. April keine Transporte in Länder außerhalb der EU verzeichnet. Doch wurden 920 Kälber in die Niederlande transportiert und 189 Rinder in osteuropäische EU-Staaten. Auch diese Tiere werden nach der dortigen Mast oft qualvoll weitertransportiert und in Drittländern getötet.

Am 25. Juni entscheidet der Bundesrat über eine Vorlage seines Agrarausschusses, die das Ziel hat, Tiertransporte in 17 Drittländer zu verbieten. PETA appelliert an die Länderkammer, die Vorlage anzunehmen.

Hintergrundinformationen:
Die meisten Bundesländer haben Tiertransporte in Nicht-EU-Staaten untersagt. Doch suchen Speditionsfirmen oft gezielt Landkreise mit nachlässiger Genehmigungspraxis auf, um die Verbote zu umgehen. Bereits im August 2019 zeigte PETA das Veterinäramt im Landkreis Teltow-Fläming an. Trotz Extremtemperaturen und vorsätzlicher Tierquälereien am Zielort hatten die Verantwortlichen weiterhin Transporte in Nicht-EU-Staaten genehmigt. Berichte von Amtstierärztinnen, Tierschutzorganisationen und Medien belegen, dass die Tiere auf vielen der teils tage- oder wochenlangen Touren nicht oder unzureichend versorgt werden. Unterwegs fehlen oft Entlade- und Versorgungsstationen. Darum müssen die Tiere auf den Ladeflächen dicht an dicht in ihren eigenen Exkrementen ausharren. Auch Tierkinder, die noch auf Muttermilch angewiesen sind, müssen solche Fahrten ertragen. Der Tod vieler Kälber ist somit einkalkuliert. Die überlebenden Tiere werden in den Zielländern unter grausamen Schlachtbedingungen – häufig ohne Betäubung – getötet. Solche Transporte verstoßen gegen die EU-Transportverordnung 1/2005, wonach diese nur genehmigt werden dürfen, wenn „den Tieren Verletzungen und Leiden erspart werden und ihre Sicherheit gewährleistet ist“. [1]

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz (2009): Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport und zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 1/2005 des Rates (Tierschutztransportverordnung – TierSchTrV). Online abrufbar unter: http://www.gesetze-im-internet.de/tierschtrv_2009/BJNR037500009.html. (31.07.2020).

PETA-Protest gegen grausame Tiertransporte in Luckenwalde im Februar 2021. / © PETA Deutschland e.V.

Das Bild kann hier heruntergeladen und für Berichterstattungen verwendet werden.

Weitere Informationen:
PETA.de/Tiertransporte
PETA.de/Tiertransporte: Petition

Pressekontakt:
Britta Nolte, +49 711 860591-593, [email protected]

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