Sinnlose Nutria-Jagd in Bonn: PETA appelliert an Oberbürgermeisterin Katja Dörner, von geplanter Tötung der Tiere abzusehen

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Bonn / Stuttgart, 9. September 2022 – Die Stadt Bonn beschloss diese Woche, Nutrias in der Rheinaue in Fallen einfangen und töten zu lassen. Daher wandte sich PETA gestern an Bonns Oberbürgermeisterin. In ihrem Schreiben an Katja Dörner fordert die Tierrechtsorganisation, die Nagetiere nicht zu töten. Ein noch konsequenter durchgesetztes Fütterungsverbot und entsprechende Hinweisschilder können einem Anwachsen der Population entgegenwirken. Obwohl die Stadt Bonn die Bedrohung heimischer Arten als Begründung für die geplanten Tötungen angibt, gelten Nutrias – im Gegensatz zu uns Menschen – nicht als nennenswerte Gefahr für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Auch das Umweltbundesamt schreibt auf seiner Internetseite: „Sie nehmen im Wesentlichen eine nicht von einheimischen Arten genutzte Nische ein und werden von vielen Menschen durchaus als Bereicherung betrachtet.“ [1]

„Nutrias bereiten üblicherweise keine Probleme, die eine Tötung rechtfertigen würde. Ihre Stigmatisierung als ‚invasiv‘ durch die Europäische Union war nach unserer Ansicht ein Fehler. Die Nennung auf der EU-Liste beinhaltet aber auch keine Verpflichtung zur Tötung, da haben die Verantwortlichen der Stadt Bonn vielleicht etwas falsch verstanden“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA.

PETA: „Friedliche Koexistenz möglich“
PETAs Ansicht nach ist eine friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Tier möglich und muss das Ziel behördlicher Maßnahmen sein. Nutrias unterliegen nicht dem Jagdrecht und laut Bundesnaturschutzgesetz ist für das Fangen oder Töten der Tiere ein „vernünftiger Grund“ erforderlich. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in Nordrhein-Westfalen empfiehlt zur Prävention die Durchsetzung von Fütterungsverboten und Aufklärungsmaßnahmen. [2]

Die Intensiv-Land- und Forstwirtschaft ist für den Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich
Für den Verlust der biologischen Vielfalt in Europa ist die intensive Land- und Forstwirtschaft zu wesentlichen Teilen verantwortlich. Die Listung der Nutria auf der Unionsliste invasiver Arten hat zur Folge, dass die Tierart systematisch verfolgt und getötet wird – oft mit grausamen Methoden. Allein im Jagdjahr 2020/2021 wurden etwa 100.000 Nutrias in Deutschland getötet. Viele auf Regionalebene politische Entscheidungstragende, Behördenvertretungen und Medien gehen von der falschen Annahme aus, dass die Nennung des Nutria auf der Unionsliste einem Jagdauftrag gleichkomme.

Hintergrundinformationen
Die Nutria stammt ursprünglich aus Südamerika und kommt heute in fast allen 16 Bundesländern in regional sehr unterschiedlichen Bevölkerungsdichten vor. Die Populationen regulieren sich in hohem Maße selbst, insbesondere durch klimatische Faktoren. Kalte Winter überstehen viele Tiere nicht. Anfänglich wurden sie aus Zuchtgründen nach Europa gebracht. Während einige fliehen konnten, wurden andere freigelassen: So sollten zum einen jagdbare Populationen aufgebaut werden, zum anderen sollten die Tiere durch ihre Ernährungsgewohnheiten mancherorts das Schilfwachstum eindämmen. Die Anwesenheit der Nutria kann sich günstig auf das Vorkommen unterschiedlicher Vogelarten auswirken, da die Pflanzenfresser deren Lebensräume positiv verändern und beispielsweise die Überwasservegetation auflockern. [3] Hauptsächlich ernähren sich die Tiere von Wasserpflanzen, Süßgräsern und Kräutern, im Winter auch von Wurzeln und Rinde.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Umweltbundesamt (2019). Nutria oder Sumpfbiber. Online abrufbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/nutria-sumpfbiber#gefahrenabschatzung (08.03.2022).
[2] LANUV NRW (2019): Naturschutzinformationen. Online abrufbar unter: http://neobiota.naturschutzinformationen-nrw.de/site/nav3/ArtInfo.aspx?ART=Tiere&ID=2b178c0d-dbba-4920-a9a6-7e3e580ddf83&MENU=Ma%C3%9Fnahmen. (08.03.2021).
[3] Ehrlich, S. (1969): Zur Verhaltensweise von Sumpfbibern (Myocastor coypus). Insbesondere zur Besiedlungsdichte und deren Selbstregulierung. Dissertation.

Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Neozoen
PETA.de/Themen/Nutria
PETA.de/Themen/Fallenjagd

Pressekontakt:
Julia Zhorzel, +49 711 860591-536, [email protected]

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