Chili – diese Hündin wurde in der Zucht aussortiert

Jahr für Jahr werden in deutschen Tierheimen 390.000 Tiere aufgenommen [1]. Sie werden aus verschiedensten Gründen abgegeben – oftmals aufgrund von steigenden Tierarztkosten, Allergien oder eines Umzugs. Doch das ist noch nicht alles: Diese erschreckend hohe Zahl umfasst nicht einmal all jene Tiere, für die auf anderen Wegen ein neues Zuhause gesucht wurde.

Denn auch in der Zucht werden Tiere, die den Vorstellungen der Züchter nicht entsprechen, einfach aussortiert und in andere Hände gegeben. So war es auch bei der Hündin Chili, die von Kurt adoptiert wurde. Hier erzählt uns Kurt ihre Geschichte. 

Kurt, was ist mit Chili passiert? Warum wurde nach einem neuen Zuhause für den Hund gesucht?

Chili ist eine englische Bulldogge mit Stammbaum, die zur Zucht und für Ausstellungen angeschafft wurde. Als Welpe hatte sich Chili das rechte Auge an einem Busch stark verletzt, weswegen das Auge operiert und zugenäht werden musste.

Nachdem die Nähte wieder geöffnet wurden, war klar, dass das Auge nicht, wie erhofft, geheilt und eine Wölbung und Weißfärbung des beschädigten Bereichs eingetreten war. Aus diesem Grund wurde Chili als nicht schön genug für die Zucht angesehen und einfach aussortiert.

Wie kamst du dazu, Chili zu adoptieren?

Chili hatte in ihrem bisherigen Leben nicht viel Schönes erfahren. Das war spürbar und nicht zu übersehen, als ich sie in der Vermittlung kennenlernte. Die junge Hündin war stark übergewichtig und suchte eher Abstand zum Menschen als ihnen nahe zu kommen. In der Vergangenheit war sie draußen im Garten gehalten worden – bei schlechtem Wetter in einer kleinen Box im Waschhaus. Kein Wunder also, dass Chili vor den meisten Dingen im Haushalt Angst hatte.

Die Geschichte der jungen Hündin hat mich so schockiert, dass ich sie direkt in mein Herz schloss. Mir war klar, dass ich ihr ein neues Zuhause schenken wollte, doch sie musste sich natürlich auch mit meinem anderen Hund verstehen. Also fuhr ich am nächsten Tag nochmals zusammen mit meinem Vierbeiner zur Vermittlungsstelle, damit sich die beiden Hunde beschnuppern konnten. Sie verstanden sich auf Anhieb und so stand der Adoption von Chili nichts mehr im Weg.

Am nächsten Tag stellten wir fest, dass sie offensichtlich noch nie an einer Leine geführt worden war, und mussten, wie bei einem Welpen, bei Null anfangen. Außerdem war Chili bisher wohl nicht mit ihrem Namen angesprochen worden, denn egal, wie oft man ihn sagte, sie reagierte nicht. Auch „Komm“, „Sitz“ oder ähnliche Kommandos kannte sie nicht. Offenbar hatte mit der jungen Hündin bislang keinerlei soziale Interaktion stattgefunden – außer man zählt Züchtigung dazu, denn Angst hatte sie, und zwar vor allem.

Hebt man einen Arm, duckt sie sich; greift man zum Besen, dann versteckt sie sich. Jedes alltägliche Geräusch war neu für sie und machte ihr Angst, wie beispielsweise das Öffnen des Fensters oder der Fernseher. Trotzdem genoss sie die Aufmerksamkeit und Liebe, die ihr nun entgegengebracht wurden, in vollen Zügen und begann vorsichtig, unsere Nähe zu suchen und Streicheleinheiten einzufordern. Mit viel Geduld führten wir Chili Schritt für Schritt in ihr neues Leben ein und brachten ihr nach und nach ein paar Kleinigkeiten bei, damit unser Zusammenleben entspannter wird.

Warum war es dir wichtig, ein Tier aus dem Tierschutz aufzunehmen?

Für mich war es eigentlich selbstverständlich, dass ich einen Hund adoptieren wollte, denn von Zucht und Züchtern halte ich nichts.

Wie hat Chili dich verändert?

In der ersten Zeit konnte ich viel Neues über Hunde lernen, da ich bislang nur unkomplizierte Hunde gewohnt war. Ich bin generell geduldiger und verständnisvoller geworden. Meine Liebe zu Tieren ist dadurch vielleicht sogar noch gewachsen.

Wie geht es Chili heute?

Mittlerweile ist Chili ein kleiner Faulpelz geworden, der sich gerne verwöhnen lässt und Menschen über alles liebt. Angst hat sie nur noch bei lauten Knallgeräuschen und metallischem Klappern. Außerdem ist es wunderschön, zu sehen, wie sie auch heute noch lernt und versucht, alles zu tun, um noch eine weitere Leckerei abzustauben oder den Po gekrault zu bekommen.

Was ist eure gemeinsame Lieblingsbeschäftigung?

Unsere gemeinsame Lieblingsbeschäftigung ist es, auf dem Sofa zu liegen und zu kuscheln. Dann legt sie ihren Kopf immer auf mir ab und lässt sich den Hintern kraulen. Ab und an kämpft sie aber auch gerne mit mir. Oder sie setzt sich demonstrativ vor jemanden hin, um zu zeigen, wie brav sie ist, damit sie ein Leckerli bekommt.

Was Sie tun können

  • Bitte informieren Sie sich und Ihr Umfeld über die grausamen Zustände in der Zucht. Kaufen Sie niemals ein Tier bei einem Züchter, im Zoohandel oder im Internet, denn Tausende Vierbeiner warten in den Tierheimen auf eine zweite Chance im Leben.
  • Unterstützen Sie uns mit Ihrer Unterschrift dabei, Qualzuchten abzuschaffen und eine Haltungsverordnung für alle „Heimtiere“ zu schaffen.