Pferdesport – die Wahrheit über das stille Leiden der Pferde

„Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde.“ So sehen es zumindest viele pferdebegeisterte Menschen. Doch für Pferde bedeutet es kein Glück, im Pferdesport mit scharfen Mundstücken, Sporen und Gerten über Stock und Stein gescheucht zu werden.

Nach Hochrechnung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) leben in Deutschland etwa 1,3 Millionen Pferde. [1] Der sogenannte Pferdesport ist in diverse Disziplinen wie Voltigieren, Springreiten, Dressurreiten, Pferderennen, Distanzreiten, Vielseitigkeit, Fahren, Reining und viele weitere unterteilt. Über 6.000 Tiere aus dem sogenannten Pferdesport und Freizeitbereich werden jedes Jahr aufgrund von „Sportverletzungen“ oder zur Fleischgewinnung vom Schlachter getötet. [2]

Erfahren Sie hier, wie sich die unterschiedlichen Disziplinen auf die Tiere auswirken.

Springreiten

Weltweit sind der sogenannte Springsport und der lukrative Handel mit Springpferden sehr verbreitet. Beim Springen durchlaufen Pferd und Reiter einen Parcours, in dem die Pferde gezwungen werden, in kürzester Zeit über verschiedene Hindernisse zu springen. Springt ein Pferd nicht hoch genug und berührt mit den Beinen die Stange eines Hindernisses, sodass diese herunterfällt, gibt es Fehlerpunkte. Die Hindernisse sind in den höchsten Klassen bis zu 1,60 m hoch. Daher kommt es häufig vor, dass Pferde ein Hindernis „verweigern“ oder schwere Verletzungen davontragen, wenn sie in das Hindernis regelrecht hineinstürzen, denn je anspruchsvoller der Parcours umso höher ist das Verletzungsrisiko der Tiere. Kommt es zu einer Fraktur des Pferdebeines, ist das Tier für den Sport „unbrauchbar“ und wird häufig getötet. Auch Aortenabrisse sind auf Hochleistungsturnieren keine Seltenheit. Erst im August 2019 kam der 13-jährige Hengst Balougraf ESC durch einen Aortenriss noch auf dem Turnierplatz ums Leben. 2014 erlitt der Wallach Liberal beim Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen an einem Hindernis einen Aortenabriss. Bei Turnieren in Wiesbaden und Rastede starben 2013 die Pferde King Artus und Likoto innerhalb weniger Wochen jeweils infolge von Aortenabrissen.

Pferde zu zwingen, über derart hohe Hindernisse zu springen, entspricht in keiner Weise den natürlichen Bewegungsabläufen dieser Tiere. Denn in der Natur springen Pferde nur in ausweglosen Situationen über Hürden. [3] Im Wettkampfsport werden Pferde gezwungen, bereits im Alter von drei Jahren über Hindernisse zu springen. Mit tierquälerischen Methoden wie dem „Barren“ werden die Tiere häufig dazu gebracht, höher zu springen. Beim sogenannten Blistern werden die Röhrbeine der Pferde mit einer chemischen Substanz eingerieben, die zu Schmerzen führt, sobald das Tier eine Stange berührt. Obwohl diese Methode verboten ist, kommt es immer wieder zu Verstößen, auch bei Olympischen Spielen und in der deutschen Reiterequipe.

Dressurreiten

Die Dressur „[…] setzt sich zum Ziel, das Pferd zur höchsten Leistungsfähigkeit auszubilden und es gehorsam zu machen. Dieses Ziel wird nur erreicht, wenn das Pferd unter Erhaltung und Förderung seiner natürlichen Anlagen in eine Form und Haltung gebracht wird, in der es seine Kräfte voll entfalten kann. […]“ [4]

„Die Ausbildung des Pferdes ist nicht ohne Schmerzen zu erreichen. Die Ausbildung gewinnt deshalb eine moralische Dimension, weil sie einem artifiziellen und insofern auch verzichtbaren Anliegen des Menschen entspricht“. Meyer [5]

In der Dressur gibt es fünf Klassen, angefangen von der E- bis zur S-Dressur. Pferde werden hierbei gezwungen, oftmals untypische und komplizierte Bewegungsabläufe wie beispielsweise Pirouetten auszuführen. Durch reiterliche Hilfen soll das Pferd „rittig“ und „durchlässig“ gemacht werden.

Auch im Dressursport stehen häufig wirtschaftliche Interessen im Vordergrund; hohe Preisgelder und horrende Summen für besonders gute „Zuchtpferde“ sprechen eine eindeutige Sprache, dass die Tiere in der Dressur für menschliche Interessen ausgenutzt werden. Immer wieder versuchen Reiter, ihre Pferde mit fragwürdigen Methoden wie beispielsweise der Rollkur gefügig zu machen bzw. unterzuordnen. Bei der Rollkur, auch Hyperflexion genannt, wird der Kopf des Pferdes mit Hilfe der Zügel so extrem zur Brust gezogen, dass das Sehvermögen und die Orientierung des Pferdes stark eingeschränkt sind. Außerdem kann es zu irreparablen Schäden der Halswirbelsäule kommen. [6]

Distanzreiten

Beim Distanzreiten wird eine möglichst lange Strecke in möglichst hoher Geschwindigkeit auf dem Pferd zurückgelegt. So müssen die Tiere beispielsweise bei internationalen, eintägigen Distanzritten eine Strecke von bis zu 160 Kilometern laufen. Über Stunden werden die Pferde über Stock und Stein gescheucht, häufig auf unebenem Gelände. Nicht alle Pferde schaffen es, lebendig und gesund am Ziel anzukommen. Unfälle und Kreislaufzusammenbrüche stehen bei dieser tierquälerischen Sportart an der Tagesordnung. Aufgrund ihrer besonders grausamen Bedingungen stehen die sogenannten „Endurance-Rennen“ in den Vereinigten Emiraten seit Jahren in der Kritik. Doping und etliche Todesfälle aufgrund zu hoher Geschwindigkeit sind hier an der Tagesordnung. Nur 15 % der Teilnehmer erreichen bei diesen Rennen das Ziel. Im Jahr 2018 waren deutsche Reiter von der Teilnahme durch den Dachverband in Warendorf ausgeschlossen. [7] Bei den Weltreiterspielen 2014 in Tryon (USA) prallte das Pferd der Reiterin Claudia Romero Chacon gegen einen Baum und starb, die Reiterin wurde schwer verletzt. Insgesamt erreichten nur 30 % der Pferde bei diesem Rennen das Ziel, die restlichen Tiere mussten aufgrund Verletzungen oder Erschöpfung aus dem Rennen genommen und viele von ihnen tierärztlich behandelt werden. [8] 32 Pferde erhielten Infusionen aufgrund von Dehydrierung. [9]

Vielseitigkeitsreiten

Das Vielseitigkeitsreiten kombiniert Prüfungen aus der Dressur, dem Springen und einem Geländeritt. Vor allem, während Pferd und Reiter im Galopp über Natursprünge, feste Holzhindernisse und tiefe Gräben springen müssen, ereignen sich häufig Unfälle, sodass die Tiere unter Umständen notgetötet werden müssen. Der Geländeritt muss in einer bestimmten Zeit durchlaufen werden. Überschreitet ein Reiter diese Zeit, bekommt er Strafpunkte.

Von Reitsport-Befürwortern wird die Vielseitigkeit gerne als „Krone der Reiterei“ bezeichnet. Bleibt die Frage, ob es ehrenvoll ist, wenn Mensch und Tier häufig ihr Leben für diese „Sportart“ lassen müssen. [10] Immer wieder kommt es bei Turnieren zu schweren Unfällen, so auch bei der CHIO in Aachen 2018, als der britische Reiter Oliver Townend bei einem Hindernis vom Pferd stürzte und dieses in die Zuschauermenge geriet. [11]

Reining

Das Reining ist eine Disziplin des Westernreitens, bei der es dem Reiter vor allem um Schnelligkeit, Wendigkeit und Gehorsamkeit des Pferdes geht. Die Tiere müssen sich dabei beispielsweise in einem extremen Tempo um die eigene Achse drehen, eine Art Vollbremsung aus dem Galopp hinlegen, besonders schnelles Rückwärtslaufen und weitere Bewegungsabläufe, die für Pferde absolut unnatürlich und körperlich sehr belastend sind. Auch kürzen die Reiter den Pferden beispielsweise den Schweif, damit sie beim Rückwärtslaufen nicht darauf treten und stürzen. Das schnelle Im-Kreis-Drehen beeinträchtigt die Orientierung des Pferdes stark. Besonders belastend für den Pferdekörper ist der Sliding Stop, bei dem das Tier im Galopp plötzlich stoppen muss, indem es mit seinen Hinterbeinen auf dem Boden rutscht, bis es zum Stillstand kommt. Diese Übung ist sogar bei angeblich schonenden Untergründen für die Pferde eine Qual. Auch beim Reining sind tierquälerische Trainingsmethoden wie die Rollkur immer wieder in Gebrauch.

Pferderennen

Auf Pferderennbahnen werden die sensiblen Tiere für hohe Preisgelder und Prestige häufig systematisch in den Tod getrieben. Seit 2015 wurden nach einer Erhebung von PETA allein bei Galopprennen mindestens 49 Pferde noch auf den Rennbahnen getötet.

Voltigieren

Beim Voltigieren wird das Pferd an einer langen Leine bzw. Longe im Kreis geführt, während eine oder mehrere Personen auf seinem Rücken akrobatische Kunststücke aufführen. Auf Turnieren galoppiert das Pferd dabei die meiste Zeit in eine Richtung.

Die Voltigierer vollführen die verschiedensten Kunststücke auf dem Rücken des Tieres. Sie knien, stehen, hocken, lassen sich seitlich vom Pferd herunterhängen, machen Salti, Handstand und andere Übungen. Für die Fluchttiere ist dieses Herumturnen auf ihrem Rücken oftmals nur schwer zu ertragen – nicht umsonst werden Pferde in der Regel zwei Jahre antrainiert, bis sie sich an das Voltigieren „gewöhnt“ haben. [12] Viele Reiter trainieren ihre Turnkunststücke auch auf einem Holzpferd oder Voltigierbock, da die Belastung auf das Pferd so groß ist und nur wenige Minuten am Tag auf dem Tier trainiert werden darf.

Was wir fordern

PETA steht dem Pferdesport kritisch gegenüber, weil die Bedürfnisse der Tiere meist unberücksichtigt bleiben. Pferde sind nicht dazu da, uns Menschen zu unterhalten. Wir fordern in einem ersten Schritt alle Reiter, Reitlehrer und -trainer auf, die Bedürfnisse des Pferdes im Hinblick auf seine natürlichen Bewegungsabläufe zu berücksichtigen und auf „Hilfsmittel“ wie scharfe Gebisse und den Einsatz von Peitschen oder Gerten zu verzichten. Zum anderen sind Turnierrichter gefragt, unnatürliche und Schmerzen verursachende Körperhaltungen der Pferde aufmerksam festzustellen und in die Wertung einzubeziehen bzw. diese entsprechend zu ahnden.

Darüber hinaus stehen Halter, Züchter und Stalleigentümer in der Pflicht, Pferden ein artgerechtes Leben zu ermöglichen, sie auf keinen Fall in eine Einzelhaltung zu sperren und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich frei auf einer Weide mit Artgenossen bewegen zu können.