Strafanzeige: Mann beißt lebendem Fisch den Kopf ab

Am 27. März 2022 wurde auf Facebook ein Video veröffentlicht, in dem ein Mann zu sehen ist, der einem lebenden Fisch den Kopf abbeißt – und das Tier damit tötet. [1] In der Videobeschreibung schreibt der Bootsverleih Stralsund/Dänholm: Tradition beim 1. gefangenen – und meint damit den gefangenen Fisch. Es handelt sich folglich nicht um eine Ausnahme, sondern offensichtlich wird Fischen regelmäßig der Kopf abgebissen. Das Video wurde mittlerweile gelöscht.

PETA erstattet Anzeige

Bevor und während der Mann in den Fisch beißt, sind deutliche Bewegungen des Tieres zu erkennen, die darauf schließen lassen, dass es noch lebt.

Wir von PETA Deutschland erstatteten Strafanzeige wegen des dringenden Verdachts des Verstoßes gegen §§ 1, 17, 18 Tierschutzgesetz (TierSchG) sowie § 12 (10) der Tierschutz-Schlachtverordnung (TierSchlV). Diese Gesetze besagen unter anderem, dass niemand einem Tier unnötige Leiden und Schmerzen zufügen oder ein Wirbeltier ohne einen „vernünftigen Grund“ töten darf. Zudem müssen Fische betäubt werden, bevor man sie tötet.

Angeln ist Gewalt an fühlenden Lebewesen

Welche Art von Tradition damit gemeint ist, beschreibt der Betreiber des Bootsverleihs nicht genauer. Es scheint sich hier um einen Angler zu handeln, der möglicherweise den ersten gefangenen Fisch des Jahres tötet, indem er ihm den Kopf abbeißt. Beim Fangen von Fischen kommen allgemein grausame Methoden zum Einsatz: Die sensiblen Tiere werden geködert und mit einem Haken, der sich im empfindlichen Rachen schmerzhaft festsetzt, aus dem Wasser gezogen. Dabei ziehen sie sich häufig Verletzungen zu und ringen mit dem Tod – bevor sie tatsächlich getötet werden.

Angler:innen rechtfertigen ihre grausamen Taten gerne mit Argumenten wie Lebensqualität, Abenteuer, Erholung oder Arten- und Naturschutz. [2] Das Angeln lehrt jedoch in keiner Weise Respekt gegenüber wild lebenden Tieren, sondern führt vielmehr zu einer zunehmenden Empfindungslosigkeit gegenüber Fischen und Lebewesen im Allgemeinen.

Fische sind faszinierende Persönlichkeiten

Fische sind faszinierende Wirbeltiere mit individuellen Persönlichkeiten. Sie kommunizieren über Laute, Gerüche und Körpersprache, schließen Freundschaften, lernen durch Beobachten, kooperieren bei der Jagd und beschützen ihren Nachwuchs. [3, 4] Nicht nur internationale wissenschaftliche Studien bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren. Auch das Friedrich-Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, kommt in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und entsprechend als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten“. [5]

Eine aktuelle Studie der Universität Bonn zeigt, dass Fische sogar Rechenaufgaben wie Addition und Subtraktion lösen können. [6] Die Studienleiterin schlussfolgert daraus, dass Menschen andere Tierarten tendenziell unterschätzen, vor allem jene, die nicht zu den Säugetieren zählen. Zudem werde insbesondere dem Leid von Fischen, die in der kommerziellen Fischerei auf grausame Weise getötet werden, zu wenig Beachtung geschenkt. [7]

Was Sie tun können

Unter dem Deckmantel der „Tradition“ werden noch immer zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt, die das grausame Töten von Tieren rechtfertigen soll, darunter beispielsweise der jährliche Fischertag in Memmingen. Hierbei strömen Zehntausende Menschen in die bayerische Stadt Memmingen, um zu beobachten, wie Fischer versuchen, innerhalb von 30 Minuten die schwerste Forelle zu fangen. Das Spektakel ist eine Tortur für die sensiblen Tiere, die zuvor in den Stadtbach gesetzt werden. Helfen Sie mit, dieser grausamen Tradition endlich ein Ende zu setzen, und unterzeichnen Sie unsere Petition.

  • Quellen

    [1] Facebook: Bootsverleih Stralsund/Dänholm, https://www.facebook.com/BootsverleihStralsund/ (eingesehen am 6. April 2022)

    [2] Deutscher Angelfischerverband e. V.: 10 gute Gründe, um Angeln zu gehen, https://www.dafv.de/service/zehn-gute-gruende-angeln-zu-gehen (eingesehen am 6. April 2022)

    [3] Jonathan Balcombe (2016), Was Fische wissen. Wie sie lieben, spielen, planen: unsere Verwandten unter Wasser. / What a Fish Knows: The Inner Lives of Our Underwater Cousins.

    [4] Bill François (2021): Die Eloquenz der Sardine. Unglaubliche Geschichten aus der Welt der Flüsse und Meere, Verlag C.H. Beck.

    [5] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.

    [6] V. Schluessel, N. Kreuter, I. M. Gosemann & E. Schmidt: Cichlids and stingrays can add and subtract ‚one‘ in the number space from one to five; Scientific Reports; https://doi.org/10.1038/s41598-022-07552-2

    [7] Study shows: Fish can calculate. Researchers at the University of Bonn publish an unexpected finding, https://www.uni-bonn.de/en/news/060-2022