Neunkircher Zoo hält 72 Paviane in winzigem Gehege gefangen

102 Paviane auf einer Fläche für höchstens acht Paviane

Wenn selbst Politiker über die Rechte der Tiere in Zoos debattieren, dann weiß man, dass es richtig düster aussieht. Bereits 2018 hatten Tierschützer die Überpopulation von Mantelpavianen im Neunkircher Zoo dokumentiert. Die schockierenden Bilder von Pavianen mit kahlen Stellen im Fell, verletzten oder an Durchfall leidenden sowie kotverschmierten Tieren haben die Missstände in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt und kamen schließlich sogar bei der Landespolitik an.
 

Mithilfe des Säugetiergutachtens des Bundeslandwirtschaftsministeriums konnte der saarländische Landestierschutzbeauftragte Hans-Friedrich Willimzik aufzeigen, dass die Tiere viel zu wenig Platz haben. Auf einer Fläche von 47,48 Quadratmetern dürfen höchstens acht Paviane gehalten werden. Zum damaligen Zeitpunkt waren es insgesamt 102 Tiere in zwölf Haremsgruppen. Außerdem muss jeder Paviangruppe ein eigenes Innengehege sowie ein Rückzugsort zur Verfügung gestellt werden, was im Neunkircher Zoo nicht gegeben ist.
 

Absurd: Ehemaliger Verantwortlicher für Affen-Experimente entscheidet, ob es Pavianen in Neunkircher Zoo gut geht

Das saarländische Umweltministerium forderte daraufhin ein Gutachten an – von niemand Geringerem als Franz-Josef Kaup, dem ehemaligen Leiter der Abteilung Infektionspathologie am Göttinger Primatenzentrum. Bis vor zwei Jahren war Franz-Josef Kaup noch für Experimente verantwortlich, bei denen Affen eingesperrt, mit Krankheiten infiziert, getötet und aufgeschnitten werden. So wundert es nicht, dass er keinen Handlungsbedarf sah. Die Haltungsvorgaben für Affen, die für schreckliche Experimente missbraucht und getötet werden, sind schließlich wesentlich geringer als für Affen in Zoos. Eine „Empfehlung“ für eine Vergrößerung des Pavian-Innengeheges sprach er dennoch aus.
 

Neunkircher Zoo gibt 30 Paviane ab – ausgerechnet nach China

Aufgrund der Empfehlung gab der Neunkircher Zoo nun 30 der 102 Paviane an einen Zoo in China ab. Zwar kann diese Entscheidung als Schuldeingeständnis des Zoos gesehen werden, doch leider hat sie kaum positive Folgen. Schließlich müssen sich noch immer 72 Paviane ein Gehege für höchstens acht Tiere teilen und die restlichen 30 verharren mit ungewissem Schicksal in China, wo es nahezu keine Gesetze für den Schutz der Tiere gibt. Das saarländische Umweltministerium gab an, dass es zusätzlich bauliche Verbesserungen am Innengehege geben soll, doch auch das reicht bei Weitem nicht aus.

Unsere Forderung an den Neunkircher Zoo

Wir fordern, dass die Zucht der Paviane komplett gestoppt wird und die Tiere in eine geeignete Auffangstation abgegeben werden. Kein Tier hat es verdient, ein völlig artfremdes Leben in Gefangenschaft zu verbringen, um von uns Menschen Tag für Tag begafft zu werden. Kein Mensch hat das Recht, ein anderes Lebewesen für den eigenen Nutzen einzusperren und ihm alles zu nehmen, was ein Leben in Freiheit ausgemacht hätte. Paviane sind hochintelligente, neugierige und soziale Tiere. In Freiheit würden sie ein selbstbestimmtes Leben führen und täglich vier bis 20 Kilometer zurücklegen. In Zoos sind sie lebenslange Gefangene und entwickeln nicht selten Verhaltensstörungen und andere Krankheiten.

Was Sie jetzt tun können

Bitte informieren Sie Ihr Umfeld darüber, dass Tiere in Zoos ausgebeutet werden und besuchen Sie auch selbst keine zoologische Einrichtung mehr. Zoos stammen aus einer Zeit, in der es gesellschaftlich akzeptiert wurde, Menschen auszustellen. Lassen Sie uns auch die letzte Seite dieses grausamen Kapitels schließen, damit auch alle Wildtiere in Freiheit leben können.