Nach Protesten: Streichelzoo mit Affen in Hessen wird nicht gebaut

Update Juli

Es ist ein großer Erfolg für die Tiere: Der in Amöneburg in Hessen geplante Erlebnispark mit einem Affen-Streichelzoo wird nun doch nicht gebaut. Aufgrund heftiger Proteste und scharfer Kritik zog sich die Investorenfamilie von dem Vorhaben zurück [1]. Wir von PETA Deutschland hatten an die Stadtvertreter appelliert, den Tourismus in der Region stattdessen mit einem tierleidfreien Konzept anzukurbeln. Auch die Bevölkerung kritisierte das Bauprojekt.

Original-Artikel vom 16.06.2020:

Zoonose-Gefahr: Streichelzoo mit Affen in Hessen geplant

Inzwischen sollte eigentlich jeder davon erfahren haben, dass die Corona-Pandemie durch den Handel mit Wildtieren und den Kontakt zu diesen Tieren ausgelöst wurde und dass es sich bei COVID-19 um eine sogenannte Zoonose handelt. Dennoch plant die Stadt Amöneburg in Hessen derzeit den Bau eines Erlebnisparks mit einem Affen-Streichelzoo – in Zeiten der Corona-Krise ein verantwortungsloses Vorhaben.

Wildtiere können Krankheiten übertragen

Im Erlebnispark soll es neben einer Sommerrodelbahn auch Gehege mit Erdmännchen, Siamang-Affen und Lemuren geben. In frei zugänglichen Gehegen sollen die Besucher den Lemuren nahekommen und die Wildtiere sogar streicheln können. [2]

Nicht nur das Zurschaustellen der Tiere zu Unterhaltungszwecken ist hierbei verwerflich –  der direkte Kontakt zwischen Menschen und Tieren birgt zudem große Gesundheitsrisiken. Immer wieder brechen durch Wildtierkontakt Zoonosen wie COVID-19, die Vogel- und die Schweinegrippe aus und verbreiten sich auf der ganzen Welt. Laut der Weltgesundheitsorganisation haben 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten einen tierischen Ursprung. [3] Zudem wurde bei Tigern in einem New Yorker Zoo und bei Nerzen auf niederländischen „Pelzfarmen“ bereits COVID-19 nachgewiesen; die Tiere wurden vermutlich von Mitarbeitern infiziert.

„Gerade in Zeiten von Corona wäre es höchst fahrlässig und ein falsches Signal an die Öffentlichkeit, eine weitere überflüssige ‚Touristenattraktion‘ mit exotischen Tieren zu eröffnen.“

PETA wendet sich an Stadtvertreter

PETA appelliert an die Stadtvertreter, Tiere nicht zu Profitzwecken einzusperren und auszubeuten und Zoonose-Risiken ernst zu nehmen. Wir fordern, eine Genehmigung ausschließlich für einen Freizeitpark ohne Tiergehege zu erteilen und den Tourismus der Stadt durch tierleidfreie Angebote anzukurbeln. Aus diesem Grund haben wir uns Ende Mai 2020 mit einem entsprechenden Schreiben an den Bürgermeister Michael Plettenberg sowie an die Stadtverordneten von Amöneburg gewandt.

Auch ein Tierökologe äußerte sich bereits kritisch über das geplante Tourismusprojekt und warnte ebenfalls vor der fehlenden Distanz zwischen Wildtier und Mensch – unter anderem auch aus pädagogischer Sicht, denn Kindern sollte nicht die falsche Annahme vermittelt werden, Wildtiere wie Affen seien zum Kuscheln da. [2]

Tiere raus aus dem Zoo

Egal, ob es sich um Affen, Tiger oder Erdmännchen handelt – Zoos leisten keinen effektiven Beitrag zum Artenschutz von Wildtieren. Tiere, die im Zoo aufgewachsen sind, insbesondere in einem Streichelzoo, können in der Regel niemals ausgewildert werden. Ihre natürlichen Instinkte verkümmern in Gefangenschaft so sehr, dass sie in der Wildnis nicht überlebensfähig wären. Zudem werden viele Tiere in Zoos durch die artwidrigen Haltungsbedingungen physisch und psychisch krank und entwickeln Verhaltensstörungen.

Wir von PETA setzen uns für ein Ende der Zoohaltung ein und fordern ein Zucht- und Nachstellverbot, damit die derzeitigen Haltungen auslaufen. Zoos sollten außerdem zu Wildtierauffangstationen umfunktioniert werden, die Tiere aus schlechter Haltung aufnehmen, damit sie künftig ein artgerechtes Leben führen können und nicht zu Profitzwecken benutzt werden.

Was Sie tun können

Machen Sie zum Wohl der Tiere und Ihrer eigenen Gesundheit bitte einen großen Bogen um Zoos und Streichelzoos.