Sir Paul Mc Cartney im Interview: „Wir werden gewinnen!“

Neulich traf sich PETA Vizepräsident Dan Mathews mit seinem langjährigen Freund Paul McCartney in einem besinnlichen Gespräch über zwei Jahrzehnte des Engagements für die Rechte der Tiere.

Dan: Wie, würdest Du sagen, haben sich die Dinge geändert, seit PETA auf den Plan getreten ist?

Paul: Vor zwanzig Jahren, als man über Tierrechte sprach, wußten die Leute überhaupt nicht, wovon man da redete. Aber mit PETA’s Hilfe wurden die Menschen im Laufe der Jahre informiert und wissen jetzt, worum es geht—nämlich wie grausam wir als Spezies mit unseren Mitgeschöpfen auf diesem Planeten umgehen. Als ich das erste Mal von PETA hörte, gefiel mir, dass die Abkürzung für People for the Ethical Treatment of Animals steht, denn das war zugleich fein und sanft mit der Vorstellung, dass wir sie einfach nur mit Ethik behandeln müssen. Ich denke, diese Vorstellung ist auf eben dieser Grundlage gewachsen, und nun ist es eine riesige Stimme für Bewußtsein gegenüber Tieren.

Dan: Ganz zu Anfang, als wir begannen, gelang es uns, unsere Undercover-Videoaufnahmen bei Sendungen wie 60 Minutes oder 20/20 zu zeigen, und die stritten darüber und brachten Berichte, die zum Denken anregten. Heute ist die Gesellschaft an diesen Programmen weniger interessiert und will eher Sensations- und Klatschpresse, da müssen wir uns was ganz Neues einfallen lassen, damit die Themen noch an vorderster Front brennen; wir mußten z.B. eine Menge theatralischer Dinge tun. Das ist wohl ein Zeichen unserer Zeit, aber wie denkst Du darüber?

Paul: Ich bin einer Meinung mit Dir. Ich denke, das ist eine große Gefahr, der sich jede Bewegung ausgesetzt sieht—dass sie passé zu sein scheint, wenn die Leute denken “Wir haben das gemacht; das Thema ist erledigt.” Das Thema Grausamkeit ist leider eines derjenigen, bei dem Leute sagen: “Vegetarismus war o.k., das war damals―heute ist Atkins.” Nun war Atkins dran und hat sich als falsch erwiesen, und das hätten wir ihnen gleich sagen können. Wir müssen einfach die Nerven behalten. Ich denke, es ist wichtig, in der Arena zu spielen, in der man sich befindet. Und ich glaube, PETA macht ihre Sache da sehr gut. Man macht die Stunts, man machte Dinge, die die Leute für dümmlich halten, aber, wenn es darum geht, das Wesentliche zu vermitteln, glaube ich, muss man so handeln.

Dan: Vieles, was wir tun, zielt auf Kinder ab, die einen großen Gerechtigkeitssinn haben. Das ist die erste Generation, die mit diesem Thema aufgewachsen ist. Vor fünfundzwanzig Jahren, waren die Leute erschüttert, wenn ihr Kind Vegetarier wurde—manche sind es ja immer noch. Du hast Deine phantastischen Kinder vegetarisch erzogen. Was würdest Du jemandem sagen, der besorgt ist, weil seine Kinder Vegetarier oder Veganer werden?

Paul: Ich denke, man muss einfach was darüber lesen, denn die Fakten sprechen doch für sich. Anders als vor 25 Jahren gibt es doch eine Menge medizinischer Meinungen, die sich dafür aussprechen. Meine Schlussfolgerung ist, dass die Fakten für den Vegetarismus sprechen. Wir sagen ja immer, dass gegen Tierquälerei Vegetarismus das beste Rezept ist. Für den Planeten, um eine Vernichtung der Wasser- und Landressourcen zu vermeiden und all das, ist es genauso großartig. Und was die eigene Gesundheit angeht, ist es auch klasse, da stimmen Ärzte heutzutage zu. Es gibt eine Unmenge an Büchern und Organisationen, die Fragen beantworten können. Egal, wo man lebt, es gibt immer jemandem, der einem dabei helfen kann. Das ist der erste Schritt, und ich glaube, der zweite ist der, einfach im Supermarkt nach tollen vegetarischen Lebensmitteln Ausschau zu halten, von denen es heute doch viel mehr gibt als früher. Ich glaube, die Leute sind manchmal von dem Gedanken abgeschreckt, sie müssten all ihre Gewohnheiten ablegen. Aber das tun wir gar nicht—wir ersetzen sie einfach durch was Alternatives. Es gibt eine Riesenauswahl an großartigen Produkten für die Festtafel an Weihnachten oder als Ersatz für den Sonntagsbraten. Und dann gibt es tolle Beilagen dazu, wie gebackene Kartoffeln und all die anderen bekannten Leckereien. Es ist doch so einfach. Jeder, der Bedenken hat, sollte einfach die Fakten lesen, sich seine Gedanken machen, und es probieren.

Dan: Ich weiß nicht, was die Leute denken, was passieren wird, wenn ihre Kinder aufhören, Fleisch zu essen. Du hast wunderbare Kinder, und die scheinen nichts vermisst zu haben. Vielmehr scheinen sie daraus etwas gewonnen zu haben.

Paul: Ich persönlich meine das auch. Meine Mutter, die Krankenschwester war, war sehr besorgt wegen des Proteins. Als ich heranwuchs, dachte ich auch, dass es das wäre, was Dir Protein gibt—Fleisch—und ich denke, viele Menschen denken das. Ich habe eine Menge gemeinsam mit dem „normalen Menschen von nebenan“, denn der war ich, bis ich zu einem der Beatles wurde. Daher kenne ich häufig auch die Bedenken der Leute, und Protein war ja auch die Sorge meiner Mutter. Aber ich weiß, dass es tatsächlich ein großer Irrtum ist. Du kannst Dein Protein auch aus einer Million Quellen beziehen, die nicht tierischen Ursprungs sind, und die sind für Dich viel besser. Heather und ich ziehen ein Baby auf, und es ist wohl klar, dass wir ihr nichts Schlechtes zu essen geben; wir stellen vielmehr sicher, dass sie das Beste bekommt, und das ist vegetarisch. Und wir wissen, was was ist, denn wir schauen genau nach anstatt uns einfach was von McDonald’s auf den Teller zu knallen. Ich glaube, man muss einfach Fragen stellen. Schau Dir bloß mal einen Film wie Super Size Me an, und diese Themen werden Dich stark berühren und verändern.

Dan: Es gibt aufregende Neuigkeiten: Der letzte Papst war der erste, der sagte, Tiere hätten eine Seele, und nun hat sich Papst Benedict gegen die Intensivtierhaltung ausgesprochen, indem er sagt, sie verhöhne Gottes Geschöpfe. Als jemand, der als Katholik aufgewachsen ist, hast Du da eine Botschaft für ihn?

Paul: Gott segne ihn! Ich denke, es wäre einfach toll, wenn jemand in seiner Position, der imstande ist, so viele Menschen zu erreichen, hier einen ganz festen Standpunkt dazu verträte, denn einer von PETA’s stärksten Standpunkten, und auch einer von meinen, ist Mitgefühl. Und das ist zweifelsohne ein Grundwert der katholischen Religion. Ich denke, es wäre phantastisch, wenn er einen festen Standpunkt einnähme und die Leute dazu anhielte, sich gegen diese Art von Dingen zu verwehren.

Dan: Du hast vor ein paar Jahren mit uns eine Kampagne gegen KFC gestartet. Nach stundenlangen Treffen mit dem Unternehmen erklärten sich Top-Leute von KFC einverstanden, gegenüber ihren Zulieferern Empfehlungen auszusprechen, was die Basisversorgung von Hühnern angeht, doch nichts davon wurde umgesetzt, es war also alles nur heiße Luft. Hast Du irgendwas, das Du KFC sagen möchtest?

Paul: Nun macht schon! Wir leben in einem modernen Zeitalter; Sie können……..ach, eigentlich würde ich ihnen einfach sagen “Verpfeift Euch.”

Dan: Der Pelzhandel hat darum gekämpft, Pelz ein Comeback zu bescheren, insbesondere mit Billigimporten aus China. Es gibt noch ein paar wenige Promis, wie J. Lo und P. Diddy, die immer noch Pelz tragen und sagen: “Wir möchten aufgeklärt werden”, aber wir haben ihnen jahrelang Videos und Infos geschickt, und sie tragen immer noch Pelz. Was würdest Du denen sagen?

Paul: Das ist das Tolle an PETA—Ihr seid unermüdlich. Ich denke, es ist echt traurig. Schau Dir frühe Bilder von mir in Help an, da habe ich diesen schwarzen Pelzmantel an, den Linda so mochte, weil er so cool aussah, jedenfalls schien das damals so. Und ich erinnere mich, den Verkäufer gefragt zu haben: “Was ist das?” und der antwortete: “Das ist Nutria”. Ich hatte keine Ahnung, was er damit meint. Was ich sagen will, ist, dass ich die Anziehungskraft nur zu gut kenne, wenn man anfängt, Geld zu verdienen, möchte man damit angeben. Man möchte lächerlich aussehnde Pelze, man will den Chinchilla um sich wickeln, man will Schmuck. Das Dumme ist, der Unterschied zwischen Pelz und Schmuck ist, dass für Pelz jemandem weh getan wird. Was PETA und ich ihnen sagen möchten, ist: “Schaut Euch diese Videos an, denn Ihr werdet darauf eine Analexekution sehen, Ihr werdet Tiere sehen, denen man die Kehle aufschlitzt, und Ihr nehmt einem wundervollen Tier den Pelz.” Ich traf kürzlich jemanden, der einen Eisbärpelz trug, und ich sagte: “Oh, Mann, warum machen Sie das?” Und er hat mir wirklich zugehört. Er war schockiert. Er war interessiert. Ich denke, weil er es von mir gesagt bekam, hat er dem mehr Beachtung geschenkt, und ich sagte: “Wissen Sie, dafür mussten Eisbären ihr Leben lassen. Tiere müssen sterben, und man nimmt ihnen häufig auf die schauerlichste Weise das Leben, damit Sie Ihren Mantel bekommen, und darum sollten Sie es nicht tun” Das würde ich auch P. Diddy sagen. Und zu J. LO: „Du siehst auch so gut genug aus, Baby!“

Dan: Tierrechtler haben häufig das Gefühl, gegen übermächtige Widrigkeiten anzugehen, und dass es so vieles gibt, das man ansprechen muss, kennst Du das?

Paul: Erinnere Dich mal an all die Dinge der Vergangenheit, die unüberwindlich schienen. Denk mal an Gandhi in Indien. Es sah so aus, als würde er das nie schaffen—ein Mann in einem Lendenschurz, der es mit der Macht des Britischen Empires aufnimmt—unmöglich. Aber er hat es geschafft. Er hat gewonnen. Die Abschaffung der Sklaverei, da sah es auch aus, als ob es nie gelingen würde. Die Bürgerrechte schienen nie zu kommen, aber sie kamen. Südafrikas Apartheid schien nie enden zu wollen. Mandela als Kopf einer Nation wie Südafrika, die so weiß und von Vorurteilen geprägt war—es wäre unglaublich gewesen, als ich noch zur Schule ging. Jeden von uns zieht es mal ein bisschen runter aber die Wahrheit ist: wir gewinnen. Wir werden auf dieselbe Art und Weise gewinnen, wie Leute heute Bürgerrechte besitzen. Wir lernen, diese Probleme zu verstehen.