Katja Lührs über das Leben der Esel in Urlaubsregionen

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Katja Lührs ist weithin bekannt durch Fernsehsendungen wie „Die Schwarzwaldklinik“, „Ehen vor Gericht“, „Abendschau“ und „Bunte Talkshow“. Für PETA hat die TV-Moderatorin und Schauspielerin Fragen über ihr tierfreundliches Leben beantwortet. Hier spricht sie über ihre Gedanken zum Thema Esel.

Katja, warst du schon mal in einem Land, wo du feststellen musstest, dass dort Esel misshandelt werden?

Ja, in Griechenland. Dort, aber auch weltweit, oft in südlichen Ländern, werden Esel benutzt, um schwere Lasten oder Touristen zu befördern. Leider auch andere Tiere. Ich nenne den Touristen mal einen Hinkelstein! Kein Tier wird mit einem Hinkelstein auf dem Rücken geboren. Dafür sind der Knochenbau, die Rückenstabilität, die Beine und Gelenke nicht vorgesehen. Das bedeutet, dass das Tier unglaublich leidet.

Das Ganze bei starker Hitze! Kein Tier würde das freiwillig machen, aber der Besitzer, oft auch sein Peiniger, verlangt das und verursacht kaum vorstellbare, furchtbare Qualen. Die armen Lebewesen haben eine Sieben-Tage-Woche! Das muss man sich einmal vorstellen. Ja, Sie haben richtig gehört!

Diese sanftmütigen Esel werden gezwungen, Lasten, quasi schwere Hinkelsteine, zu tragen, bis sie körperlich am Ende sind. Die Esel, die sich nicht zur Wehr setzen können, werden regelmäßig geschlagen, mit Plastikrohren, Seilen, Peitschen oder anderen Gegenständen. Wenn es um Tierquälerei geht, ist der Mensch sehr erfinderisch. Wie sich ein Tourist überhaupt auf einen leidenden, schweißgebadeten Esel mit oft offenen Wunden auf dem Rücken oder an den Beinen setzen kann, ist mir ein Rätsel. Oft verdeckt ein schlecht sitzender, billiger Sattel den verletzten Rücken der Tiere. Jahr für Jahr schleppen diese wunderbaren, treuen Geschöpfe auf ihren Rücken so tausende Touristen steile Wege oder Treppen hinauf und wieder herunter. Die angeblichen Tierführer, ich würde Tierschänder dazu sagen, treiben die Tiere ohne Rücksicht auf Verluste – mit dem schweren„Hinkelstein“ Mensch beladen, egal, wohin der Tourist auch immer will. Was das für die Gelenke bedeutet, davon kann jeder Hochleistungssportler ein Lied singen – und erbetreibt seinen Sport freiwillig und ohne schwere Lasten.

Der Esel, oder auch andere Tiere, die so von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang missbraucht, geschunden werden, haben keine Lebensperspektive, nur Leid und fürchterliche Qualen. An was glauben diese Menschen, die Tiere so brutal ausnutzen? Glauben sie überhaupt an etwas? Scheinbar nur an sich selbst. Wird ein Tier krank, hält es die täglichen Belastungen nicht mehr aus, so ist kein Gnadenbrot für die Tiere vorgesehen. Sie werden sich selbst überlassen und ausgesetzt. Das tun aber nur wenige der Tiertreiber. Meist kommt es richtig schlimm, die Tierquäler stoßen die Esel die Klippen hinunter. Dort sterben sie dann auf den Klippen oder ertrinken grausam im Meer. Noch eine Stufe fürchterlicher: Sie beladen die Esel mit schweren Steinen in Körben, die links und rechts vom Körper hängen und über den Rücken mit einem Gurt verbunden sind. Dann liefern sie die Tiere, in dem Fall die Esel, ohne für Wasser zu sorgen, der prallen Sonne aus. Fast jeder kann sich vorstellen, dass diese schmerzhaften Tiertötungen einfach nur schrecklich sind. Wozu Menschen noch fähig sind, um diese ihnen treu gedienten Tiere, die ihre Einnahmequelle waren, los zu werden, möchte ich Ihnen ersparen.

Hast du schon einmal auf einem Esel gesessen?

Nein, nie im Leben, auch als ich noch sehr jung war nicht! Ich durfte dafür Esel streicheln – danke. Schon vor vielen Jahren, als Fotomodel, hatte ich eine bildhafte Vorstellung davon, inspiriert von Asterix und Obelix, wie schon angesprochen, was so ein „Hinkelstein“ auf dem Rücken der Tiere an Leid bedeutet.

Junge Mädchen begeisterten sich gerne für Pferde. Beim Dressurreiten bedenken sie nicht, dass Pferde in der freien Wildbahn Hürden umgehen. Bei Turnieren, dem Hürdenspringen, werden die Tiere auch wieder mit allen möglichen, auch schmerzhaften Mitteln, gezwungen, nach Zeitvorgabe mit dem „Hinkelstein“ Mensch auf dem Rücken über oft viel zu hohe Hindernisse zu springen. Ein Pferd kracht nach dem Sprung über die Hürde mit seinem gesamten Körpergewicht auf die zarten Fesseln. Gelenkschäden – und im Laufe der Zeit viel Schmerz – sind da vorprogrammiert. Viele Menschen interessiert das Leiden der Tiere nicht im Hinblick auf eventuelle Pokale und Preisgelder, die sie durch die gepeinigten Pferde verdienen können. Die Gewalt gegen Tiere, die von Menschen benutzt werden, ist ein Problem, das sich durch alle Schichten zieht, unabhängig von der Hautfarbe. Frauen und Männer sind daran beteiligt. Das Problem gibt es überall dort, wo Mitgefühl ein Fremdwort ist.

Viele Menschen glauben, dass Tiere nicht leiden.

Das möchten sie gerne glauben, weil es für sie so bequem ist, Tiere zu benutzen. Im Gegensatz zu Pferden zeigen Esel kaum Reaktionen von Schmerz, Angst und Krankheit. „Du bist stur wie einEsel!“ Diese Denkweise ist dem klugen Esel gegenüber mehr als nur falsch. Die Tiere spüren bei Gefahr Angst und Entsetzen und bleiben deshalb wie angewurzelt stehen. Wenn Menschen Tiere so quälen, dann hoffe ich immer, dass es für diese Personen eine ausgleichende Gerechtigkeit gibt. Auf Erden oder an einem anderen Ort, falls es diesen gibt.

Was würdest du Urlaubern raten, die mit diesem Tierleid konfrontiert werden?

Ich würde dringend vom Reiten auf Eseln, aber auch anderen Tieren, abraten. Ich möchte den Touristen sagen: Handeln Sie, erstatten Sie eine Anzeige, wenn Tiere für Touristenzwecke misshandelt werden. Reden Sie mit den Tierquälern und sagen Sie, dass Sie das nicht richtig finden und auf keinen Fall auch noch unterstützen.

Im Urlaub sollte man Tiershows, Elefantenreisen, Fotoshootings mit exotischen Tieren meiden. Und es ist unsere Aufgabe, immer wieder Kinder und andere Menschen aufzuklären, was hier passiert. Seien Sie kein Mitläufer im Leben, sondern sagen Sie ganz klar Ihre Meinung dazu. Auch Ihrem Reiseveranstalter, dass er sich mitschuldig macht, wenn er von Deutschland aus in seinem Reisebüro Elefanten- oder Eselreiten oder auch Ausflüge zu Delfinarien anbietet.

Wie verhältst du dich, wenn du unterwegs so etwas siehst?

An einen Fall in Senegal, Dakar, kann ich mich spontan erinnern. Hier waren im und teilweise um das Hotel kleine Affen als Touristenattraktion angebunden. Sie saßen auf einer Stange und bettelten in der prallen Sonne nach Nahrung. Ich bin zum Hoteldirektor gegangen und habe Riesen-Rabatz veranstaltet. Ich habe mitgeteilt, dass viele Menschen so denken wie ich und das Hotel kein zweites Mal aus diesem Grund besuchen werden. Ein anderer Fall: Ich war mit Arbeitskollegen in einem Hotel in Basel. In der Tiefgarage des Hotels standen die Auspuffgase. Man musste also schnell dort raus, sonst bekam man Kopfschmerzen.T agsüber stand an der Einfahrt auf einem Tisch ein Käfig mit einem Papagei als Begrüßung. Als ich einmal spät in der Nacht mit meinem Auto in der Tiefgarage parkte, hörte ich denwunderschönen, bunten Vogel leise vor sich hin brabbeln. Ich fand bei diesem Gedanken fast keinen Schlaf, und kaum wurde es hell, bin ich zu dem Hoteldirektor gestürmt. Ein langes Gespräch folgte, und meine eindringliche Aussage, dass keiner meiner Kollegen, die dort regelmäßig übernachtet haben, mehr in seinem Hotel auch nur eine Nacht verbringen würde, wenn er seinen Papagei weiter in seine Tiefgarage abschiebt. Ich sagte, dass ich das Gesehene mit Foto an die örtliche Presse geben würde. Und siehe da, der Vogel hatte am nächsten Tag eine wunderbare Bleibe im Hotel. Ein super Plätzchen. Ich teilte dem Hoteldirektor noch mit, dass alle Kollegen ständig bei ihren Besuchen kontrollieren könnten, ob es dem Papagei auch weiterhin gut gehen würde.

Solche oder ähnliche Erlebnisse kann ich viele aufzählen. Wenn man aus Tierschutzgründen auf Fleisch und Fisch verzichtet, geht man nach einiger Zeit, mit offenen Augen durch die Welt, was die Natur, den Kinder- und Tierschutz betrifft.

Reist du noch nach Griechenland?

Nein, seit zwei Jahrzehnten schon nicht mehr. Da nutzen auch die malerischen Gassen und die beeindruckenden Sonnenuntergänge nichts. Man nehme nur Santorin im Ägäischen Meer, eine der schönsten Inseln Griechenlands. Dort ist ein erbitterter Streit zwischenTierschützern und Inselbewohnern entstanden. Der Grund: die Esel der Insel, die dort einebequeme Einnahmequelle für die Einwohner sind. Gott sei Dank gibt es diese fabelhaften Tierschützer, die sich stark machen für die Esel. So schön die Insel ist, ich würde an jeder weiß gekalkten Hausmauer das Tierleid sehen.

Viele Menschen gehen katastrophal mit ihren Tieren um. Hunde werden anschwere, kurze Ketten gelegt bei fast keiner Nahrung. Also fahre ich in diese Länder nicht mehr, da ich regelmäßig im Zickzack laufen würde, weil ich das Leid der geschundenen Tierenicht mitansehen kann. Außerdem habe ich die Hoffnung, dass immer mehr Menschen so denken und das ihrem Reisebüro oder direkt den Tierquälern sagen. Wenn aus diesen Gründen keine Touristen mehr kommen, dann würden die Menschen sehr schnell umdenken. Übrigens, nur Mitläufer können stur und ohne Mitgefühl auch täglich am Leid der Tiere vorbeigehen und nichts unternehmen.

Was ist dein Ziel, wenn das Fernweh dich packt?

Heute reise ich viel weniger und dafür bewusster als früher – der Umwelt zuliebe. In meinem Umfeld in Bayern gibt es so schöne Landschaften, Seen und Orte, die ich noch nicht gesehen habe. Zurück zu der angesprochenen Insel Santorin in Griechenland: Wenn die Mehrzahl der Touristen ihr Verhalten ändern und keine Esel mehr reiten würde, dann würde irgendwann einmal das Eselreiten aufhören und die Tiere würden somit nicht mehr länger gequält und getötet. So einfach ist das! Wir Menschen, wir müssen nicht auf die Politik warten. Wir können so vieles, was sehr negative Auswirkungen auf unsere Umwelt hat, einfach nicht mehr tun!

Wir können Veganer werden! Wer das nicht kann, könnte so oft wie nur möglich, auch seiner Gesundheit zuliebe, auf Fleisch und Fisch verzichten. Menschen könnten liebevoll miteinander umgehen und die Umwelt, die Tiere beschützen. Wir haben nur diesen einen wundervollen Planeten Erde. Es gibt in unserer Nähe keinen Ausweichplaneten. Also schützen und behüten wir diese für uns so wunderbare, kostbare Welt mit allen Lebewesen und der gesamten Natur.