Moderatorin Katja Lührs über Freunde aus dem Tierheim

TV-Moderatorin Katja Lührs im Gespräch über die Hunde Blacky, „Frau Floh“ und Joschi aus dem Tierheim. Katja Lührs setzt sich seit vielen Jahren für die Rechte von Tieren ein. Warum Tiere aus dem Tierheim eine Chance verdient haben, warum sie niemals zu Weihnachten oder anderen Festen verschenkt werden sollen und wie liebenswert und sensibel Tiere sind, das erfährt man in diesem Artikel.

Moderatorin Katja Lührs über Freunde aus dem Tierheim: Die Schauspielerin und TV-Moderatorin Katja Lührs kennen viele Menschen durch Fernsehsendungen wie „Die Schwarzwaldklinik“, „Ehen vor Gericht“, „Abendschau“ und „Bunte Talkshow“. Für PETA50Plus hat Katja Lührs Fragen über ihr tierfreundliches Leben beantwortet und sie erklärt ihre Gedanken zum Thema „Lebewesen aus dem Tierheim und Tierrechte“. Ein offenes Gespräch mit Katja Lührs.

Wie begann Ihre Liebe zu Tieren?

Katja Lührs: Als ich ca. acht bis neun Jahre alt war, holte mein Vater einen Hund aus dem Tierheim. Genau gesagt: einen schwarzen Schäferhund. Er war als Polizeihund ausgemustert worden – ja so etwas gibt es – und statt ihn für seine Dienste zu pflegen und hegen, landete er im Tierheim. Da er nicht mehr ganz jung war, hatte er es schwer, ein neues gutes Zuhause zu finden. Meinem Vater gefiel der Hund jedoch, wahrscheinlich auch deshalb, weil der Vierbeiner – wie gesagt – ein ausgebildeter Hund war. Meine Eltern hatten zu der Zeit einen Tennisclub gepachtet und so konnte Blacky – der Name war naheliegend – frei auf einem großen Gelände herumlaufen. Ich hatte es ihm angetan. Denn er begleitete mich morgens zur Schule, auch durch ein kleines Waldgebiet. Das alles unaufgefordert. Übrigens holte er mich auch von der Schule wieder ab. Blacky war mein engster Freund, mein Vertrauter, er war umwerfend einzigartig!. Ich konnte mit ihm viel weinen und lachen! Durch meinen fabelhaften Freund Blacky habe ich viel Liebe erfahren dürfen, die mich bis heute geprägt hat.

Haben Sie weitere Erfahrungen mit Tieren gesammelt?

Katja Lührs: Das zweite Ereignis war, dass meinen Eltern ein Nymphensittich zu geflogen war. Er saß auf ihrem Balkon und flog nach guten Zureden, sehr zutraulich in die gute Stube. Meine Eltern hatten die Idee, ich sollte den Vogel ins Tierheim bringen. Da beide schon zwei Wellensittiche bei sich aufgenommen hatten war kein Platz mehr für einen noch größeren Gesellen. Also machte ich mich auf den Weg. Ich fuhr an einem Gartencenter vorbei, das auch Artikel für Tiere hatte. Ich besorgte mir sofort eine Voliere, fuhr nach Hause und versorgte liebevoll den Nymphensittich mit reichlich Körnern und Wasser. Dann rief ich beim Tierheim an und fragte, ob ein Nymphensittich vermisst würde, und ließ mich registrieren. „Panki“ nannten wir ihn, die Idee stammte von meinem Sohn Mirko, weil der Vogel mit seinen Kopffedern wirklich aussah wie ein Punk. Tagsüber war immer die Tür seines Käfigs offen und er konnte frei in der Wohnung umher fliegen. Später stellte mein Freund einen großen Holzbaum in der Wohnung vor einem großen Fenster auf, wo der gefiederte Zweibeiner tagsüber gerne seine Zeit verbrachte. Aus dem ersten Stock hatte er so einen guten Überblick. Panki saß auch oft auf einem Kissen auf dem Sofa neben mir, damit ich ihn kraulen konnte. Sein Lieblingsplatz war meine Schulter. Liebevoll strich er dann mit seinem fabelhaften mit Federn geschmückten Kopf über meinen Hals und das Gesicht. Das Vertrauen, die Liebe die mir dieser kleine Vogel schenkte, war grandios. Übrigens, bei der Namensgebung gingen wir davon aus, dass „Panki“ männlich ist Spätestens als der Vogel ganz kleine weiße Eier legte, merkten wir, dass Panki eine prachtvolle Vogelfrau war. Allerdings wusste man damals, in gewisser Hinsicht über eine artgerechte Haltung dieser Vögel nicht so viel wie heute. Inzwischen kann man sich auch im Internet informieren: Nymphensittiche sollten mindestens zu zweit gehalten werden. Nymphensittiche sprechen ihre eigene Sprache. Nur untereinander können sie sich verstehen. Zudem sitzen sie gern gemeinsam mit einem Partner auf einem Ast. Ein Spiegel ist kein Ersatz für einen fehlenden Artgenossen.

Hat noch ein anderes Tier bei Ihnen gelebt?

Katja Lührs: Leider flog Panki eines Tages davon, durch ein Missgeschick, weil eine Tür nach draußen offen stand. Alle Suchaktionen – auch über das Tierheim in München – blieben erfolglos. Ich war so unbeschreiblich verzweifelt. Noch heute, zwanzig Jahre später, schießen mir sofort Tränen in die Augen, wenn ich nur an den zauberhaften Vogel denke. Da ich nun Dauergast im Tierheim war, um nach Panki zu suchen, fragte mich eine Tierpflegerin, ob ich nicht einen Hund möchte. „Eigentlich vorerst nicht“, war meine Antwort, da ich zu diesem Zeitpunkt viel beruflich unterwegs war! Aber dann brachte sie mir eine Pudel-Schnauzer-Mix-Dame, sehr zart und unglaublich dünn, zitternd und fast kahl geschoren, da sie Ungeziefer im Fell hatte. Die früheren Besitzer, so wurde es im Protokoll festgehalten, waren umgezogen und hatten den verängstigten Hund einfach zurück gelassen. „Frau Floh“, wie wir sie später nannten vegetierte ca. 14 Tage im Hof und im Hausflur ihrer bekannten Umgebung und wartete scheinbar, dass ihr Besitzer zurück kommen würde. Eine Nachbarin, die das mitbekam, hatte dann doch Erbarmen und rief beim Tierheim an. Am liebsten hätte ich „Floh“ gleich mitgenommen. Nein, so ginge das nicht, informierte mich die Dame vom Tierheim. Der Hund musste dort noch einige Tage in Quarantäne bleiben. Zu Hause konnten mein Sohn, mein Lebenspartner und ich es kaum erwarten, bis die Hundedame zu uns kam. Über Frau Floh und ihre phänomenalen Eigenschaften könnte ich einen Fortsetzungsroman verfassen, so einfühlsam, liebevoll, klug, einmalig und hinreißend schön war diese tolle, kleine Dame.

Kamen Sie nochmals in Kontakt mit einem Tierheim?

Katja Lührs: Als wir die Hundedame Frau Floh bekamen, war sie nach Schätzung der Mitarbeiter des Tierheims drei bis vier Jahre alt und wir durften weitere zehn unvergessliche, fantastische Jahre mit ihr verbringen. Wie ein so wunderbares Tier so viel Liebe schenken kann, das ist schon unglaublich. Später, als Frau Floh schon einige Zeit im Hundehimmel war, bekamen wir wieder einen Hund und das ist meine vierte Begegnung mit dem Tierheim. Joschi war sein Name und er hatte sogar einen Stammbaum, obwohl er von seinem Aussehen auch ein Mischling in Pudel-Schnauzer-Richtung gewesen ist. Er war nicht dunkel mit etwas Grau – wie Salz und Pfeffer – wie Frau Floh, sondern champagnerfarben – und ein Macho. Er war das krasse Gegenteil von Frau Floh. Fast wie eine Katze kam er nur, wenn er wollte – und das auch noch knurrend. Trotzdem konnte man ihm nicht böse sein und man musste ständig über seine ausgefallenen Charakterzüge lächeln oder lachen. Das bedeutete, dass er sich bei uns in jeder Beziehung ausleben konnte. Bis an sein Lebensende, da war er fast sechzehn Jahre alt, war „hören“ für ihn ein Fremdwort. Trotzdem wollten wir den charmanten „Haudegen“ keine Sekunde vermissen.

Sie verfügen über viele Erfahrungen mit Einrichtungen zur Unterbringung von Tieren …

Katja Lührs: … ja, wir haben immer Tiere aus dem Tierheim statt vom Züchter aufgenommen. Und wir konnten auch Tiere über das Tierheim vermitteln – zum Beispiel drei ganz junge Katzen von einem Bauernhof. Sie waren schrecklich mager und hatten Katzenseuche und Katzenschnupfen. Wir nahmen alle auf, pflegten sie und das Tierheim half uns dabei, auch bei der Vermittlung. Einen zugelaufenen Hund nahm das Tierheim für zwei Woche auf, bis ich ihn weiter vermitteln konnte – über einen Zeitungsartikel. Einen anderen Hund mit einem Würgehalsband um den Hals, der auf einer Bundesstraße hin und her lief, dem wir ein Zuhause bei einer liebevollen Nachbarfamilie verschaffen konnten – sowie einen Hasen, der wiederum an eine junge Tierärztin durch das Tierheim vermittelt wurde. In diesen vielen Fällen hat mir das Tierheim geholfen und ich bin sehr dankbar dafür.

Was ist Ihre Meinung zu Tieren aus dem Tierheim?

Katja Lührs: Ich bin gerade umgezogen. Sobald ich mich eingelebt habe, führt mich mein Weg wieder ins Tierheim. Auf keinen Fall würde ich ein Tier von einem Züchter kaufen. In meinem Leben habe ich Tiere gesehen – Hündinnen – die körperlich so schlecht beieinander waren, nur weil die Züchter diese immer wieder decken ließen, ohne Rücksicht auf die Gesundheit. Wer mit Tieren seinen Lebensunterhalt auf diese Art und Weise verdient ist mir persönlich sehr suspekt. Außerdem gibt es so viele Tiere, die schon leben und im Tierheim oder auf vielen Straßen im In- oder Ausland dahin vegetieren, die dringend Hilfe und ein Zuhause brauchen. Übrigens auch gezüchtete Hunde landen manchmal leider eines Tages dort wie unser Hund Joschi. Wer Tiere aus dem Tierheim bei sich zu Hause aufnimmt, der bieten diesen Geschöpfen die Chance auf ein neues Leben und ein glücklicheres Dasein als ihr früheres. Er ist dann selbstverständlich für die Betreuung dieses Lebewesens und dessen Wohlbefinden verantwortlich. Und es gehört sich, dass die artspezifischen Bedürfnisse des Tieres berücksichtigt werden. Vorteilhaft ist es, wenn der Halter sich über die möglichst optimale Haltung seines Tieres informiert. Dazu zählen frisches Wasser und artgemäßes Futter in guter Qualität und ausreichender Menge sowie die Möglichkeit, sich bewegen zu können, tierärztliche Behandlungen und je nach Tierart auch der Kontakt mit Artgenossen.

Viele Menschen haben Angst vor Problemen mit Tieren aus dem Tierheim, weil diese manchmal in ihrem früheren Leben nicht gut behandelt worden und ängstlich sind. Doch die Mitarbeiter beraten einem, welches Tier für einem geeignet ist Und es sind sowohl junge, als auch ältere Tiere dort zu finden. Selbst Rassetiere mit Stammbaum. Und wenn man Geduld und Liebe mit Tieren aus dem Tierheim oder von der Straße hat, dann werden diese Tiere die treuesten Kameraden und Spielgefährten – auch für Kinder.

Möchten Sie noch einen Wunsch äußern oder einen Tipp geben?

Katja Lührs: Verschenken sie nur, wenn Sie die betreffende Person wirklich gut kennen und Sie sich der Fürsorge dieser Person für das Tier sicher sind. Viele Tiere, die verschenkt wurden, landeten später wieder im Tierheim oder auf der Straße. Wenn wir eine Seele haben, dann haben die Tiere auch eine, denn wir kommen über die Evolution aus dem Tierreich. Tiere lieben, leiden, fühlen wie wir Menschen auch. Es gibt viele Bilder von Tieren, die weinen. Tiere trauern, wenn sie allein gelassen werden, und man sollte wirklich nur ein Tier bei sich aufnehmen, wenn man ihm Zeit, Liebe und Geduld und eine gute artgerechte Haltung und Ernährung bieten kann. In diesem Sinne, denken sie gerade in den Festtagen daran, dass die vielen Enten, Gänse und Hühner, von denen einige als Braten auf dem Teller landeten, leben möchten, sich weiter entwickeln wie wir Menschen auch. Wir alle wissen erstmal nur von diesem einen, kostbaren Leben.