EU will mehr sinnlose Tierversuche zur Wirkung von Chemikalien

Die neueste Strategie zur Regulierung von Chemikalien in der EU fordert noch mehr Tierleben als bisher – ohne einen Nutzen für den Menschen zu bringen. [1] Laut der Strategie sollen ab Oktober 2021 zusätzliche Tierversuche durchgeführt werden, um zu untersuchen, ob bestimmte Chemikalien endokrin wirksam sind, also den menschlichen Hormonhaushalt beeinflussen. Gemäß dieser Strategie müssten noch mehr Tiere in grausamen Versuchen leiden und sterben – obgleich die Wirksamkeit einer Substanz beim Menschen mit Tierversuchen nicht sicher ermittelt werden kann. Tierversuche bieten keinen Schutz für die menschliche Gesundheit.

Was sind endokrin wirksame Chemikalien?

Der menschliche Körper hält ein empfindliches Gleichgewicht von Hormonen, wie beispielsweise Östrogenen, aufrecht. Sie regeln unsere wichtigsten Funktionen, darunter etwa Entwicklung, Stoffwechsel und Fortpflanzungsfähigkeit. Chemikalien mit endokriner Wirksamkeit, auch endokrine Disruptoren genannt, interagieren mit den Hormonen des Körpers.

Gif Wissenschaft statt Tierversuche

Um sicherzustellen, dass bestimmte Chemikalien unser hormonelles Gleichgewicht nicht stören, beauftragen Aufsichtsbehörden also Tests. Doch statt Methoden anzuwenden, die für den Menschen relevante Ergebnisse bieten, bestehen die Behörden weiterhin auf Tierversuchen, die Reaktionen beim Menschen nicht verlässlich vorhersagen können.

Tierversuche lassen sich nicht zuverlässig auf den Menschen übertragen

Tierversuche liefern nicht die Ergebnisse, die nötig sind, um die Sicherheit von Stoffen beim Menschen zu gewährleisten.

Es dürfte keine überraschende Erkenntnis sein, dass sich der Hormonhaushalt von Ratten oder Mäusen von dem des Menschen unterscheidet. Dennoch verglich eine Forschungsgruppe die Wirkung von sechs möglichen endokrinen Disruptoren auf die Funktion der Hoden von Ratten, Mäusen und Menschen. Nur bei zwei der sechs Substanzen fanden sie ähnliche Reaktionen bei Menschen und den Nagetieren. [2] Bei zwei weiteren Chemikalien waren die Effekte zwar ähnlich, doch den Mäusen und Ratten musste eine viel höhere Dosis verabreicht werden als den Menschen. Noch beunruhigender ist es, dass die bei den Nagetieren beobachteten Wirkungen auf die letzten beiden Substanzen bei Menschen überhaupt nicht auftraten.

Daneben muss berücksichtigt werden, dass die in den Versuchen missbrauchten Tiere oft verängstigt und gestresst sind und unter Schmerzen leiden. All diese Faktoren beeinträchtigen ihren Hormonhaushalt, was die Aussagekraft der Experimente weiter schwächt. [3] Solch mangelhafte Verfahren verursachen nicht nur sinnloses Tierleid, sondern setzen zudem Menschen einem gesundheitlichen Risiko aus. Die für unsere Sicherheit zuständigen Behörden müssen endlich von Tierversuchen abrücken.

Was ist die Lösung?

Die Lösung ist einfach: Deutschland und Europa müssen die Entwicklung von tierfreien Methoden voranbringen, die für den Menschen relevant sind. Ergebnisse aus Tierversuchen können zu falschen Schlussfolgerungen führen und zur Folge haben, dass Aufsichtsbehörden ihre Versprechen gegenüber der Öffentlichkeit – die Sicherheit von Chemikalien zu gewährleisten – nicht einhalten können. Heute gibt es eine Vielzahl an modernen und tierfreien Forschungsmethoden, die Tierversuche ersetzen können und verlässliche Ergebnisse liefern.

Helfen Sie den Tieren in den Versuchslaboren: Unterschreiben Sie für eine tierfreie moderne Forschung

Tierversuche sind unzuverlässig und grausam. Daher fordern wir die zuständigen Behörden und vor allem die Politik auf, die Forschung endlich zu revolutionieren – hin zu einer modernen Forschung ohne Tierversuche. Indem Sie unseren Research Modernisation Deal unterstützen, können Sie dazu beitragen, das Leid von Millionen Tieren zu beenden.

  • Quellen

    [1] European Commission: Chemicals strategy, The EU’s chemicals strategy for sustainability towards a toxic-free environment, https://ec.europa.eu/environment/strategy/chemicals-strategy_en, (eingesehen am 08.10.2021)

    [2] Habert R, Muczynski V, Grisin T, et al. (2014): Concerns about the widespread use of rodent models for human risk assessments of endocrine disruptors, Reproduction, 2014;147(4), doi:10.1530/REP-13-0497, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24497529/, (eingesehen am 08.10.2021)

    [3] Vandenberg LN, Welshons W V., vom Saal FS, Toutain P-L, Myers JP. (2014): Should oral gavage be abandoned in toxicity testing of endocrine disruptors? Environ Heal. 2014;13(1):46, doi:10.1186/1476-069X-13-46, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24961440/, (eingesehen am 08.10.2021)