Herpes-Ausbruch auf Springturnier: Mehrere Pferde sterben, zahlreiche infiziert

Seit Ende Februar 2021 breitet sich ein Herpesvirus unter Pferden aus: Das Equine Herpesvirus (EHV-1) ist bei der internationalen Turnierserie Global Champions Tour in Valencia ausgebrochen. Ohne weitere Erläuterungen brach der Veranstalter in Valencia zunächst einige Springen ab, doch schnell sprach sich herum, dass sich einige Pferde mit einem gefährlichen Virus infiziert haben sollen. [1] Inzwischen wurde das Virus bei weiteren Pferden in anderen Ländern nachgewiesen. Wegen des EHV-1-Ausbruchs sagte der Weltverband Fédération Equestre Internationale (FEI) alle internationalen Turniere in Deutschland und in neun weiteren Ländern bis zum 28. März ab; bundesweit wurden bis darüber hinaus sämtliche Pferdesport– und Zuchtveranstaltungen abgesagt. [2]

EHV-1-Infektionen: von Valencia ausgehende nachgewiesene Fälle

Von Valencia ausgehend ist das Virus laut FEI in mindestens drei weiteren europäischen Ländern nachgewiesen worden. Der Ausbruch gilt als der schlimmste in Europa seit vielen Jahrzehnten: Der grassierende EHV-1-Stamm ist besonders aggressiv; er hat bereits zu mehreren Todesfällen und einer großen Anzahl schwerer klinischer Fälle bei Pferden geführt. [2]

  • Aus deutschen Turnierställen sind bisher drei Pferde gestorben, eines der Tiere war bereits in Valencia verstorben. [2]
  • Insgesamt sind mindestens zehn Pferde gestorben (Stand 10.03.2021); vier davon direkt auf dem Turniergelände in Valencia, eins in einer Pferdeklinik in Barcelona und ein anderes nach seiner Rückkehr nach Deutschland. Von anfänglich 83 der etwa 150 Pferde, die in Valencia unter Quarantäne standen, mittlerweile weitere Tiere gestorben. [3, 4] Zunächst wurden 15 Pferde in Tierkliniken in Barcelona und Valencia behandelt. [5]

Gefährlicher Virus: Angst vor EHV-1-Infektion im Reitsport

Die in Valencia (Spanien) ausgebrochene Variante des Virus kann bei Pferden zum sogenannten Virusabort, also zu einer durch das Virus verursachten Fehlgeburt, und zu Atemwegsinfektionen führen. Das Virus kann darüber hinaus neurologische Erkrankungen verursachen. Symptome können Fieber, eine Störung der Bewegungskoordination, die häufig in der Hinterhand beginnt, Harn- und/oder Kotabsatzprobleme sein [6] – häufig führt eine Infektion bzw. der Ausbruch der Krankheit zum Tod des Pferdes. [7]

Die EHV-1-Erreger befinden sich im Augen- und Nasensekret der Pferde. Die Übertragung der Krankheitserreger erfolgt über Tröpfcheninfektion, also beispielsweise über Husten oder Schnauben. Erreger können somit durch direkten Kontakt zwischen Pferden oder indirekt über Gegenstände wie Putzzeug oder Wassereimer sowie über Menschen von einem Tier aufs andere übertragen werden; beim Kontakt und Pflegen der Pferde ist regelmäßiges und gründliches Händewaschen sehr wichtig. Ist ein Pferd infiziert, trägt es – ähnlich wie bei einer Herpesinfektion beim Menschen – das Virus sein Leben in sich. Etwa 80 Prozent der Pferde sind Träger des Virus – doch in vielen Fällen bricht die Erkrankung niemals oder ohne Symptome aus. Weil das Virus unter Pferden weit verbreitet ist, kommt es in den Wintermonaten und im frühen Frühling wegen des nasskalten Klimas regelmäßig zu Herpes-Fällen. In Deutschland ist EHV-1 nicht anzeige- oder meldepflichtig. [6]

Mit einer Impfung gegen EHV-1 werden bei einer Erkrankung weniger Viren ausgeschieden und häufig erfolgt die Virusvermehrung dann symptomlos, sodass das Risiko einer Krankheitsübertragung sinkt. Doch auch bei geimpften Pferden kann die Krankheit dennoch ausbrechen. Obwohl die Herpes-Impfung hierzulande keine Pflichtimpfung ist, wird sie von der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) und der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) empfohlen: Für die Grundimmunisierung erhalten Pferde ab einem Alter von sechs Monaten die erste Impfung, die zweite vier bis sechs Wochen danach, die dritte fünf bis sechs Monate nach der zweiten Impfung. Alle sechs Monate sollte die Impfung aufgefrischt werden. [2]

Verantwortliche und viele Turnierreiter handeln verantwortungslos

  • In Valencia informierten die Veranstalter die Teilnehmer nicht unverzüglich über den Ausbruch der Krankheit. [1] Auch die örtlichen Behörden und Tierärzte in Valencia sowie der Weltverband sollen wichtige Informationen viel zu spät an die Teilnehmer weitergegeben haben, nachdem bereits am 21. Februar 2021 mehrere Pferde starke Symptome gezeigt hatten. [2]
  • Der Reitsport-Weltverband ist in großer Sorge, dass sich das aggressive Virus über den ganzen Kontinent verbreitet. Zahlreiche Pferde haben den Veranstaltungsort in Valencia ohne ein offizielles Gesundheitszertifikat verlassen und hatten dementsprechend einen unbekannten Gesundheitsstatus. Das Risiko, dass erkrankte Pferde weitere Tiere infizieren, ist groß. [2]
  • Reiter sind mit infizierten Pferden nicht nur aus- sondern auch weitergereist; zum Beispiel nach Doha in Katar: Der deutsche Springreiter Sven Schlüsselburg brachte das Virus mit zwei Pferden aus Valencia nachweislich mit auf die arabische Halbinsel – zwei weitere Pferde aus Kolumbien sind ebenfalls infiziert eingereist. Dort sollen die Pferde seit ihrer Ankunft am 20. Februar bereits isoliert gewesen sein. Als die FEI den Herpesausbruch schließlich bekannt gab, seien die zwei deutschen Pferde in die Quarantänestation in einer angrenzenden Tierklinik gebracht worden; eines der Tiere war positiv auf EHV-1 getestet worden, das andere Ergebnis sei zunächst unklar gewesen. [2]
  • Teilweise sollen Veranstaltungen trotzdem stattfinden: So machte sich die FEI beispielsweise über die Etappe der Global Champions Tour und Global Champions League in Doha (Katar) Gedanken – und entschied, das geplante Turnier in Doha trotz der aktuellen Ereignisse stattfinden zu lassen. [8] Auch das Weltcup-Finale in Göteborg Anfang April soll ausgetragen werden. [4]

Dass die geplanten Turniere trotz des Virusausbruchs nicht abgesagt werden, zeigt eindeutig, dass in dieser skrupellosen Branche der Profit über dem Wohl der Tiere steht.

Pferdeturniersport ist Tierquälerei: Kontrollen auf Veranstaltungen müssen verpflichtend eingeführt werden

In Doha startete das Turnier trotz Ausbruch der aggressiven Virusform [8] – während mehrere europäische Länder bis zum 28. März ein nationales und internationales Turnier- und Showverbot ausgesprochen haben und obwohl infizierte Pferde eingereist sind. [2] Hieran zeigt sich, dass die Pferde, die auf dem Turnier in Valencia an den Start gingen, ohne Gesundheitskontrolle starteten und ausreisten.[2] Es ist mehr als kritikwürdig, dass die Turnierpferde ohne genaue Prüfung des Gesundheitszustandes starten und reisen müssen. Somit ist unklar, in welchen gesundheitlichen Zuständen die Tiere generell auf Turnieren starten mussten – unabhängig vom Ausbruch des Virus. Für diesen „Sport“ werden Tausende Pferde in verschiedenste Länder transportiert. Dabei setzen Tierhalter ihre Pferde einem erhöhten Krankheitsrisiko und extremen Stress aus. Pferde werden im Turniersport als Sportgeräte missbraucht – verschiedene Wettkampfdisziplinen stehen als Tierquälerei in der Kritik.

Solange dieser tierquälerische „Sport“ noch erlaubt ist, fordern wir von PETA Deutschland, dass Pferde, die zur Teilnahme an solchen Wettbewerben gezwungen werden, wenigstens regelmäßigen Gesundheitschecks unterzogen werden müssen. Prinzipiell ist Reitsport kritisch zu betrachten: Die Tiere werden lediglich als Mittel zum Zweck verwendet, oftmals gequält und einem hohen Verletzungsrisiko ausgesetzt.

Was Sie tun können

  • Bitte besuchen Sie keine Veranstaltungen, auf denen Tiere offensichtlich zu Unterhaltungszwecken oder als „Sportgeräte“ in Wettbewerben missbraucht werden.
  • Bitte unterschreiben Sie unsere Petition, um zu erreichen, dass tierquälerische Pferderennen verboten werden.