Der Zähler ist abgelaufen.

Niederlage der Agrar-Lobby: „Zensur-Antrag“ gegen vegane Produkte abgelehnt

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Am 21. Mai 2021 wurde der umstrittene Änderungsantrag 171, der die Bewerbung von Pflanzendrinks, veganer Joghurts und Käse massiv eingeschränkt hätte, in den Trilog-Verhandlungen der EU-Institutionen zur Diskussion gestellt. Nun wurde bekannt gemacht, dass das EU-Parlament, welches den Antrag im Oktober 2020 beschlossen hatte, ihn wieder zurückgezogen hat. Damit ist die Agrar-Lobby mit diesem absurden Versuch, den wachsenden Markt veganer Produkte zu bremsen, gescheitert.

Was zuvor geschah

Am 23. Oktober 2020 hat das EU-Parlament darüber abgestimmt, ob ein Veggie-Schnitzel weiterhin so heißen darf oder ob die Hersteller vegetarischer und veganer Fleischalternativen in Zukunft so etwas wie Erbsenproteinscheibe mit veganer Panadebzw. Veggie-Disc auf ihre Verpackungen schreiben müssen. Das Ergebnis: Verbraucher:innen können weiterhin Produkte wie Veggie-Würstchen kaufen und müssen im Supermarkt nicht nach absurden Produktnamen wie Veggie-Stangen suchen. Das bezieht sich aber nur auf Fleischalternativen. [1, 2] 2017 waren schon die Bezeichnungen „Milch“ und „Käse“ für pflanzliche Alternativen zu Milchprodukten verboten worden. Seitdem findet sich vermehrt die Produktkennung Pflanzendrink im Regal – egal, ob wir alle weiter an Hafer- oder Sojamilch denken und das auch so sagen.

Während Produktbezeichnungen wie Veggie-Steak also bleiben dürfen, sah der Änderungsantrag 171 vor, dass Hersteller:innen pflanzlicher Milch- und Molkereialternativen absurderweise noch mehr auf die Produktnamen achten müssen. Denn das neue Gesetz hätte bedeutet, dass nützliche beschreibende Begriffe wie „Milchalternative“, „verwendbar wie Kochsahne“ oder „vegane Alternative zu Joghurt“ genauso verboten worden wären wie sinnvolle Informationen zu Allergene, etwa „enthält keine Milch“ oder „laktosefrei“ und sogar wissenschaftlich fundierte Aussagen, die pflanzliche Lebensmittel mit Milchprodukten vergleichen, wie zum Beispiel „die Hälfte der CO2-Emissionen von Butter“. Auch vertraute Verpackungsformate und beispielsweise die bildliche Darstellung von Milchschaum wären für Pflanzenmilch nicht mehr möglich gewesen. [3]

Pflanzenmilchsorten
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an pflanzlichen Milch- und Molkereialternativen.

Aber warum gibt es diese scheinbar unwichtige Debatte um so etwas wie Produktnamen eigentlich? Die einfache Antwort: Wirtschaftsinteressen.

Schlechte Verlierer:innen: Hinter dem Gesetzentwurf steckt die Fleisch- und Milchindustrie

Wie könnte es auch anders sein: Treibende Kraft hinter dem kuriosen, kaum nachvollziehbaren und mindestens genauso schwammig argumentierten Vorschlag zur Gesetzesanpassung ist die Fleisch- und Milchindustrie. Sie sieht ihren Einfluss schwinden, denn: Immer weniger Menschen wollen bis zur Unkenntlichkeit verarbeitete Tierleichen oder Produkte aus Tiererzeugnissen essen.

Stattdessen entscheiden sich, auch wegen der Corona-Pandemie, immer mehr Menschen für eine mitfühlende und gesunde pflanzliche Ernährung. Da viele vermehrt klimaschonende und tierleidfreie Alternativprodukte statt Fleisch und Käse kaufen, steigen auch die Umsätze von veganen Alternativen rapide an. Rügenwalder Mühle hat in diesem Jahr mit ihren vegetarischen und veganen Fleischalternativen mehr Umsatz gemacht als mit klassischem Aufschnitt oder Teewurst. In 2019 konnte Rügenwalder seinen Umsatz mit vegetarischen und veganen Fleischalternativen um 44 Prozent steigern und machte dank des Veggie-Trends ein Plus von fast 15 Prozent zum Vorjahr. [4,5]

Das Geschäft pro Klima und für das Wohl der Tiere boomt – immer mehr Menschen vor den Supermarktregalen verstehen, dass es nicht der richtige Weg ist, Tiere für unsere Ernährung auszubeuten und in Schlachthäusern qualvoll zu töten.

Person schneidet Gemüse auf dem Tisch
Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine Ernährung ohne Tierleid.

Argument „Verbraucher:innentäuschung“ der Hersteller:innen ist Quatsch!

Die Fleisch- und Milchlobby behauptet, Produktbezeichnungen wie Veggie-Wurst oder „vegane Joghurt-Alternative“ würden uns Endverbraucher:innen verwirren, da wir dahinter Fleisch und Milch anstatt Pflanzenprodukte vermuten würden. Dabei wurde bereits eine Studie durchgeführt, die belegt, dass 95 Prozent der Verbraucher:innen eine Tofu-Wurst nicht mit einem toten Tier verwechseln. [6]

Dagegen greifen Verbraucher:innen, die eigentlich auf Tierleid verzichten möchten, öfter aus Versehen zu Tierprodukten, weil manche veganen Produkte nach wie vor  nicht ausreichend gekennzeichnet sind. Ein Verbot von bezeichnenden Produktnamen wie „veganes Hackfleisch“ oder „Milchalternative“ würde uns Verbraucher:innen also eher verwirren, statt Transparenz zu schaffen. Denn mal ehrlich: Wer kann sich schon etwas unter Kirchererbsenfaserscheibe gefüllt mit Sojaaufschnitt vorstellen, wenn veganes Cordon Bleu als Produktbezeichnung viel treffender und damit offensichtlich verbraucher:innenfreundlicher ist. Die wahre Verbraucher:innentäuschung findet auf den Verpackungen tierischer Produkte statt: Man sieht glückliche Tiere oder Bezeichnungen wie „Hof“ und „Natur“ – so wird von Leid und Tod abgelenkt.

Schwein im Transporter
Tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Eier oder Fischfleisch bedeuten immer Tierleid.

Was Sie tun können

Sie wollen die Tiere und das Klima schützen und Ihrer Gesundheit etwas Gutes tun? Dann entscheiden Sie sich heute noch für eine vegane Lebensweise!