Eisbär Knut: Die traurige Geschichte des Zoobesucher-Lieblings

Am 19. März 2011 starb Eisbär Knut, der von den Medien zum Star des Berliner Zoos gemacht wurde und Millionen Besucher aus der ganzen Welt in den Zoologischen Garten lockte. Doch hinter dem niedlichen Besucherliebling steckte eine traurige Geschichte. Wir von PETA Deutschland blicken auf Knuts kurzes und leidvolles Leben zurück, das beispielhaft für die vielen Eisbären steht, die immer noch in deutschen Zoos in Gefangenschaft gehalten werden.

Inhaltsverzeichnis

Knuts Zwillingsbruder starb als Baby

Knut wurde gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder am 5. Dezember 2006 im Zoologischen Garten Berlin geboren. Es war die erste Eisbärengeburt im Berliner Zoo nach über 30 Jahren. Doch die Mutter nahm ihre Kinder nicht an, und Knuts Bruder starb bereits nach wenigen Tagen. Dies ist jedoch kein trauriger Einzelfall, denn die Jungtiersterblichkeit bei Eisbären in Gefangenschaft ist hoch. [1] So starben im Dezember 2017 zwei von drei Eisbärenbabys im Zoo Gelsenkirchen wenige Tage nach ihrer Geburt. [2]

Nur wenige Tage später wurden auch im Berliner Tierpark Friedrichsfelde zwei Eisbärenbabys geboren, von denen eines tot auf die Welt kam und das andere nur wenige Wochen später starb. [3] Ihre Mutter, die achtjährige Eisbärendame Tonja, brachte erst 2016 zwei Eisbärenbabys zur Welt, die ebenfalls kurze Zeit später starben. [4] Dennoch züchten Zoos weiterhin Eisbären, damit die niedlichen Bärenbabys möglichst viele Besucher anlocken und die Kassen klingeln lassen.

Durch Handaufzucht fehlgeprägt

Da Knut von seiner Mutter nicht angenommen wurde, wurde er von Tierpflegern von Hand aufgezogen. Die Handaufzucht ist jedoch äußerst kritisch, da sie meist zu einer Fehlprägung auf den Menschen führt. Die Tiere sind nicht mehr zu einem normalen Sozialverhalten mit anderen Eisbären in der Lage. [5] Ein Großteil der von Hand aufgezogenen Eisbären überlebt nicht, und nur ein Bruchteil paart sich später mit Artgenossen. [6] Überlebende Bären entwickeln häufig stereotypische Verhaltensstörungen wie Hin- und Herlaufen, Auf- und Abschwingen und Drehen des Kopfes, Nase rümpfen, Pfoten kreisen oder Scharren. [7, 8]

Eisbär mit Verhaltensstörung

Auch Knut zeigte deutliche Zeichen einer Fehlprägung. So ahmte er menschliches Verhalten nach, wie beispielsweise das Winken mit der Hand. Auch Merkmale einer Verhaltensstörung konnten bei Knut beobachtet werden. Er rannte beispielsweise in seinem Gehege ständig hin und her und streckte bis zu 200 Mal am Tag die Zunge heraus. [9]

Als Besuchermagnet missbraucht

Knut wurde vom Berliner Zoo als Besucherliebling vermarktet, und es entstand ein regelrechter Hype um das Eisbärenbaby. Täglich wurde Knut öffentlich für tausende Besucher präsentiert. Es wurden Knut-Souvenirs verkauft, und immer wieder wurde im TV über das Tierkind berichtet. Sogar ein Kinofilm wurde über Knut gedreht. So bescherte Knut dem Zoologischen Garten Millionengewinne und jeder wollte Geld mit ihm verdienen. [10, 11] Knuts Beliebtheit verschaffte dem Berliner Zoo die profitabelste Zeit in der Geschichte der Einrichtung. [12]

Als erwachsener Bär vernachlässigt

Wie jedes Tier wurde auch Knut größer und damit zunehmend uninteressanter für die Besucher und damit auch den Zoo. Als 2008 das Eisbärenmädchen Flocke im Nürnberger Tiergarten geboren wurde, bewarben Plakate Flocke mit dem Slogan: „Knut war gestern!

Dieser Slogan ist symptomatisch für den medialen und kommerziellen Umgang mit Tierbabys in Zoos. Tiere werden gezüchtet, damit die niedlichen Babys Besucher anlocken. Werden die Tiere erwachsen und der Besucheransturm lässt nach, werden sie durch neuen Nachwuchs ersetzt und im Zoo „gelagert“ oder an andere Zoos abgegeben und wie Mangelware umgetauscht. Obwohl Eisbären von Natur aus Einzelgänger sind, wurde Knut in einem Gehege mit drei Eisbärendamen untergebracht. Mit ihnen verstand er sich nicht gut und wurde regelrecht gemobbt.  [13]

Knuts trauriger Tod

Am 19. März 2011 starb Knut unerwartet im Alter von gerade mal vier Jahren. Die natürliche Lebenserwartung von Eisbären liegt bei ungefähr 20 Jahren. Doch eine Infektion beendete Knuts Leben verfrüht. Der Eisbär litt unter einer von der Infektion ausgelösten Hirnhautentzündung. Vor den Augen der Besucher begann er, sich im Kreis zu drehen, zu zucken und fiel in das Wasserbecken seines Geheges, worin der ertrank. Später wurde bekannt gegeben, dass er einen epileptischen Anfall hatte. [14]

Wie geht es seit Knuts Tod weiter?

Nach wie vor werden Eisbärenbabys in deutschen Zoos als Besucherlieblinge vermarktet. So wurde 2018 das im Berliner Tierpark geborene Eisbärenmädchen Hertha getauft, um die Patenschaft des Fußballvereins Hertha BSC medienwirksam zu platzieren.

Doch auch eine positive Entwicklung lässt sich beobachten: Die Zahl der Eisbären in Gefangenschaft sinkt. Laut dem Internationalen Zuchtbuch wurden im Dezember 2018 weltweit insgesamt 279 Eisbären gelistet. Damit wurden 17 Eisbären weniger verzeichnet als im Jahr zuvor. [15] Auch in deutschen Zoos gibt es einen Rückgang: Stand März 2021 leben nur noch in zwölf Zoos in Deutschland Eisbären. Die Stuttgarter Wilhelma beendete beispielsweise mit dem Tod der Eisbärendame Corinna 2018 die Eisbärenhaltung:

„Moderne Eisbärenanlagen sind wesentlich größer, bieten mehr Beschäftigungsmöglichkeiten und haben einen Naturboden. Das Verhalten unserer Bären war am Ende nicht optimal, es sind leichte Stereotypien aufgetreten, dafür haben wir immer mehr Kritik geerntet. Insofern waren wir uns schnell einig, keine Eisbären mehr zu halten.“

Zoodirektor Thomas Kölpin, Wilhelma Stuttgart [16]

Auch der Wuppertaler Zoo plant, die Eisbärenhaltung zu beenden. Einer der beiden Bären wurde bereits an die größte Eisbärenanlage der Welt abgegeben. [17]

Helfen Sie uns, die Eisbärenhaltung in Zoos zu beenden

Jeder Zoo, der an der Zucht von Eisbären festhält, handelt verantwortungslos. Die Haltung von Eisbären in Gefangenschaft leistet keinen Beitrag zum Artenschutz, da im Zoo geborene Tiere grundsätzlich nicht ausgewildert werden können. Das Leben in Gefangenschaft geht mit einer hohen Jungtiersterblichkeit und Verhaltensstörungen einher.

Da eine artgerechte Haltung dieser Raubtiere in Gefangenschaft unmöglich ist, fordern wir ein Zucht- und Importverbot für Eisbären. Unterstützen Sie unsere Forderung, indem Sie unsere Petition unterschreiben!