Update
Patagonia hat bestätigt, zum jetzigen Zeitpunkt keine neuen Produkte mit Wolle herzustellen. Das Unternehmen räumt ein, keine Wolle gefunden zu haben, die seine Standards erfüllt – und wir wissen, dass es schlicht unmöglich ist, Wolle ohne Tierleid zu beziehen.
Originaltext
Beobachter von PETA USA dokumentierten das Leid von Schafen in einem Betrieb in Utah, USA. Ein Wollproduzent von Patagonia schickte jedes Jahr tausende Schafe zur Schur dorthin. Patagonias Mission ist es, „kein unnötiges Leid zu verursachen“. Doch nun hat ein weiterer Enthüllungsbericht von PETA USA über einen Wollproduzenten von Patagonia gezeigt, dass Schafe für Wolle leiden – trotz angeblich „rigoroser“ Vorgaben und „starker Partnerschaften mit den Zulieferern“.
Im April 2017 besuchten Beobachter von PETA USA einen riesigen Schafschurbetrieb nahe Jericho, Utah in den USA. Dort wurden jedes Jahr tausende Schafe von dem bei Patagonia anerkannten Wollproduzenten Red Pine Land & Livestock, LLC geschoren. Bis zu dem Tag, an dem sie auf die Enthüllungen von PETA USA aufmerksam wurden, listete Patagonia diese Firma auf seiner Webseite als zugelassenen Lieferanten auf. Die Beobachter fanden heraus, dass gegen Patagonias eigene Vorgaben verstoßen wurde.

Schwangere Schafe gepeitscht und mit blutigen Wunden zurückgelassen
PETA und seine Partnerorganisationen konnten bereits früher Tierquälereien in duzenden Schurbetrieben weltweit aufzeigen – unter anderem bei einem ehemaligen argentinischen Zulieferer von Patagonia, der als besonders „nachhaltig“ dargestellt wurde. Im aktuellen Fall in Utah wurden schwangere Schafe grob und herzlos behandelt: Man drehte ihren Hals grob zur Seite und zerrte an ihrer Wolle, trieb stolpernde Schafe Rampen hinunter und schlug sie mit einer Peitsche auf Gesäß, Kopf und Rücken.
Ein Rancher erzählte den Ermittlern, dass die siebenköpfige Truppe an Scherern in der Lage sei, bis zu eintausend Schafe am Tag zu scheren. Demnach hat jeder Scherer im Durschnitt nur dreieinhalb Minuten Zeit, um ein Tier vollständig von seiner Wolle zu trennen. Ein solches Tempo führt unweigerlich zu Fehlern und die meisten der geschorenen Schafe hatten blutige Wunde

Sieht das nach „strengem“ Woll-Standard aus?
Im Jahr 2015 zeigte eine Videoenthüllung von PETA USA, dass bei Patagonias vorherigem Wolllieferanten in Argentinien auf Schafe eingestochen wurde und Arbeiter damit anfingen einige Schafe zu häuten, während diese noch am Leben waren und um sich traten. Daraufhin hatte Patagonia alle Verbindungen zu dem Betrieb eingestellt und neue Vorgaben unter dem Namen „Patagonia Wool Standard“ (PWS) geschaffen.
Es sollten „die strengsten Tierschutzkriterien der Welt“ sein. Doch ganz egal, wie „streng“ die Vorgaben sind – viele Zulieferer gehen auch weiterhin gewaltsam mit den Tieren um. PETA USAs Beobachter sahen in Utah zahlreiche Verstöße gegen Patagonias eigene Vorgaben.
Verstöße gegen Patagonias Woll-Standard
Hochschwangere Schafe, die einem Rancher zufolge „kurz vorm Platzen“ waren, wurden an ihrer Wolle in einen Hänger gezerrt, eilig geschoren und dann unsanft eine rutschige Rampe hinunter in ein Gehege getrieben. Danach wurden sie von einem Arbeiter mit der Peitsche geschlagen, um sie in einen engen Gang zu zwingen.
All dies sind Verstöße gegen Patagonias Vorgaben. Diese besagen: „Mit hochschwangeren Schafen sollte ein Umgang nur bei absoluter Notwendigkeit und unter achtsamer Behandlung erfolgen, um Leid und Verletzungen zu vermeiden.“

Die meisten Schafe hatten bis zu 12 cm lange Schnittwunden neben dem Schwanz, am Euter, an Ohren, Hals und Rumpf. Die Zeugen sahen zu keinem Zeitpunkt, dass die Wunden behandelt wurden. Auch dies widerspricht Patagonias Vorgaben, die fordern: „Im Falle einer Verletzung unterbricht der Scherer die Schur umgehend, um sich um die Verletzung zu kümmern.“
Schwangere Schafe wurden nach der Schur einfach in die offene Wüste gebracht. Dabei hatten sie praktisch keine Wolle mehr, um sich vor den Elementen zu schützen. In der Wüste fielen die Temperaturen auf bis zu 0 Grad und sie waren gezwungen, unter diesen Umständen ihre Babys zur Welt zu bringen. Dieser Umgang verstößt gegen Patagonias Vorgaben, die besagen: „Alle Schafe müssen Zugang zu einem wirksamen … Unterstand haben“ und „die Umgebung [darf] … nicht … so kalt sein, dass es den Tieren Leid verursacht.“

Elektroschock, Kehlenschnitt und ein langsamer Tod
Die Lämmer in der Herde von Red Pine gelten als „Hauptprodukt“ des Betriebs und werden an die Superior Farms mit Sitz in Kalifornien verkauft. Dabei handelt es sich um den größten Schlachtbetrieb für Lämmer in den USA. Im vergangenen Jahr ermittelte eine andere Tierrechtsorganisation im Schlachthaus von Superior Farms in Dixon, Kalifornien, und dokumentierte, wie Arbeiter Schafen wiederholt Elektroschocks zufügten. Einem Tier das sich gegen die gewaltsame Prozedur wehrte, wurde mehrmals mit einem Messer in die Hals gestochen. Viele Schafe atmeten oder bewegten sich noch, nachdem ihnen die Arbeiter die Kehle durchgeschnitten hatten.
Sie können helfen, diese Tierquälerei zu stoppen
Ganz egal, ob die Wolle im Pullover, Teppich oder Decke steckt, ob sie aus den USA, Argentinien, Deutschland oder Australien stammt: Sie ist das Produkt einer Industrie, in der fühlende Lebewesen wie leblose Wollmaschinen behandelt werden.
Die beste Möglichkeit, den hunderten Millionen Schafen auf der Welt zu helfen, ist, schlichtweg keine Wolle zu kaufen. Vegane Produkte aus modernen und recycelte Kunst- und Pflanzenfaser, wie Tencel, Baumwolle, Polyacryl oder Viskose sind leistungsstarke und tierleidfreie Alternativen.