
Tierische Wolle kratzt auf der Haut und am Gewissen
Wolle von Tieren wie Schafen, Alpakas oder Ziegen ist aufgrund der enormen Landnutzung und des hohen Wasserverbrauchs durch die Tierhaltung nicht nur aus Umweltsicht problematisch. Insbesondere die Schur ist für die Tiere enorm stressig und führt häufig zu blutigen Schnittwunden. Zudem ist Wolle für Allergiker oftmals heikel und kann sich selbst auf gesunder Haut kratzig anfühlen. Sie ist anfällig für Schimmel- und Mottenschäden, und wenn es mal richtig schmutzig wird, kann man Wollprodukte selten in die Waschmaschine werfen. Wer es dennoch wagt, nimmt bei dem empfindlichen Material Beschädigungen und Abnutzung in Kauf.Pflanzliche und synthetische Wolle
Zum Glück gibt es eine Menge tierfreundlicher Alternativen zu Wolle. Dank innovativer Produktionsverfahren steht uns heute eine Vielzahl an pflanzlichen und synthetischen Textilfasern zur Verfügung – damit freuen nicht nur wir uns über neue Kleidung, sondern auch die Schafe!Bambus
Bambus lässt sich entweder zu Viskosefasern oder umweltfreundlichem Monocel verarbeiten und fühlt sich auf der Haut wie eine Mischung aus Seide und Kaschmir an, also leicht, strapazierfähig und atmungsaktiv. Im Vergleich zu Merinowolle sind die Fasern belastbarer, weicher und speichern keine Gerüche. Da sich Viskose- und Monocel eher kühl anfühlen, ist diese Wollalternative vor allem für sommerliche Stoffe geeignet.Baumwolle
Baumwolle ist die bekannteste Alternative zu Wolle und macht etwa ein Drittel der weltweiten Faserproduktion aus. Baumwolle wird zu luftig leichten T-Shirts, aber auch zu strapazierbaren Stoffen wie Canvas oder Denim verarbeitet und imitiert angeraut die Haptik von Wolle. Ökologisch angebaut ist Baumwolle zudem eine umweltfreundliche Alternative zu vielen anderen Textilfasern. Positiv wirkt sich auch das Tragegefühl aus, da Baumwolle im Gegensatz zu tierischer Wolle sehr weich ist und die Haut weder reizt noch kratzt.
Hanf
Hanf ist sehr robust und wächst schnell, daher kommt er häufig ohne die Verwendung von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln aus und ist vollständig kompostierbar. Damit ist die Pflanze ideal für den ökologisch-veganen Anbau. Hanfwurzeln wachsen bis zu einem Meter in den Boden und verhindern dadurch Erosion und Nährstoffverluste. Die Textilfaser ähnelt vom Griff und Aussehen Leinen und ist sehr strapazierfähig. Zudem sind die Trageeigenschaften der Kleidungsstücke hervorragend, da Hanf von Natur aus hautfreundlich und antimikrobiell ist.Leinen/Flachs
Leinen gilt als besonders umweltfreundlich, da beim Anbau und der Verarbeitung deutlich weniger Pestizide, Düngemittel, Wasser und Energie benötigt werden als bei vielen anderen Kulturpflanzen. Eine der besten Eigenschaften des Naturstoffes ist seine hohe Reißfestigkeit, wodurch Kleidungsstücke oftmals lange tragbar sind. Stoffe aus Leinen sind kühlend, trocknen sehr schnell und haben antiallergische Eigenschaften, weswegen sich auch Menschen mit empfindlicher Haut in Leinenkleidung wohl fühlen.Lyocell/Tencel/Modal
Als Lyocell werden Cellulosefasern wie Tencel oder Modal bezeichnet, die aus dem natürlichen Rohstoff Holz hergestellt werden. Meist stammen die Bäume aus nachhaltiger Forstwirtschaft oder robusten Baumarten wie Eukalyptus, die oftmals ohne künstliche Bewässerung und Pestizide auskommen. Der Stoff unterscheidet sich von Viskosefasern durch das besonders umweltfreundliche Lyocell-Herstellungsverfahren, das frei von toxischen Lösungsmitteln ist und nur wenig Wasser und Energie verbraucht. Zudem ist die Faser biologisch abbaubar und lässt sich leicht recyceln. Dank unterschiedlicher Webstile kann Tencel sowohl Wolle und Seide, aber auch Wildleder imitieren und ist damit ein umweltfreundlicher Alleskönner.

Kunststoff und recycelte Kunststoffe
Kunststoffe wie Polyester oder Polyacryl werden chemisch hergestellt und können unterschiedlichste Stoffarten nachahmen. Polyesterfleece mit seinen bauschigen Fasern beispielsweise hält kuschelig warm und trocknet sehr schnell. Die leichte, warme Acrylfaser eignet sich besonders gut für Wintermäntel und wird häufig als Kaschmir-Alternative eingesetzt. Trotz des Grundstoffes Erdöl schneidet die Produktion vieler Kunststoffe auf ökologischen Vergleichsportalen wie dem Higg Index besser ab als Wolle. [1] Dies liegt daran, dass die für die Produktion von Wolle erforderliche intensive Tierzucht Umweltprobleme verursacht. So führt der weit verbreitete Einsatz hochgiftiger Chemiebäder in der konventionellen Tierzucht unter anderem zur Verschmutzung von Gewässern.
Eine ökologisch sinnvollere Alternative stellen recycelte Kunststoffe dar, zum Beispiel rPET (recyceltes Polyethylene Terephthalate). rPET weist einen um fast 90 Prozent geringen CO2-Fußabdruck als etwa Nylon und einen 75 Prozent niedrigeren CO2-Fußabdruck als neues Polyester auf. Zudem verursacht es sogar 50 Prozent weniger Emissionen als Bio-Baumwolle. [2]

SeaCell
SeaCell-Fasern verbinden Zellulose mit Algen. Getrockneter Seetang wird grob zerkleinert, gemahlen und mit Zellulosefasern vermischt. Die Braunalgen sind reich an Mineralien und Spurenelementen. Sie können auf der Haut entzündungshemmend wirken und Juckreiz lindern. Die poröse Struktur der SeaCell-Textilfasern fördert die Feuchtigkeitsaufnahme und -abgabe, was die Faser auf der Haut im Winter warm und im Sommer kühl hält. Zudem wird SeaCell mit dem Lyocell-Verfahren hergestellt und ist somit deutlich umweltfreundlicher als herkömmliche Viskose-Fasern.
Sojaseide
Sojafasern sind ein Nebenprodukt der Sojabohnen-Verarbeitung. Sie sind weich und glänzend wie Seide, haltbar wie Baumwolle und warm wie Kaschmir. Sojafasern verfolgen einen einzigartigen „Cradle-To-Cradle“-Ansatz und sind komplett biologisch abbaubar. Im Gegensatz zu Wolle kann Sojaseide bedenkenlos in der Waschmaschine gewaschen werden, ohne dabei zu schrumpfen oder an Qualität zu verlieren. Zudem soll die Sojaproteinfaser ihre feuchtigkeitsspendenden Aminosäuren über die Kleidung an die Haut abgeben.