Ist Merinowolle Tierquälerei? Alles über das Leid der Schafe

Merinowolle stammt von Merinoschafen, die überwiegend in Australien, Neuseeland, Argentinien und Südafrika intensiv gezüchtet werden. Die Tiere bilden besonders viel feine Wolle, was auch die Wollindustrie erkannt hat und Merinoschafe daher skrupellos ausbeutet.

Erfahren Sie hier, wie sehr Schafe für die „Produktion“ von Merinowolle leiden und warum Sie niemals Kleidung und Schuhe mit Merinowolle kaufen sollten.

Inhalte im Überblick

Merinowolle: Qualzucht aus Profitgier führt zu Tierleid

Die Wollindustrie hat die besonderen Eigenschaften von Merinowolle für sich entdeckt. Sie manipuliert Merinoschafe aus Profitgier züchterisch, damit die Tiere noch mehr und noch feinere Wolle bilden – teilweise sogar, indem sie ihnen faltige Haut anzüchten. Aufgrund dieser zuchtbedingten Veränderung der Tiere kann man bei Merinoschafen von sogenannter Qualzucht sprechen. Die Tiere sind dadurch anfälliger für Überhitzung und Parasitenbefall und daraus resultierende gesundheitliche Probleme.

Um dem vorzubeugen, verstümmelt die Wollindustrie unzählige Lämmer, indem sie ihnen einfach die empfindliche, faltige Haut am Hinterteil abschneidet – meist ohne Betäubung.

Grafik Qualzucht Schaf

Was ist Merinowolle?

Merinowolle ist eine Art Schurwolle, die von Merinoschafen stammt. Wie andere Wolle oder menschliche Haare und Nägel bestehen auch die Fasern der Merinowolle aus dem Protein Keratin.

Was ist das Besondere an Merinowolle?

Im Gegensatz zu anderen Wollarten gilt Merinowolle als besonders fein und weich. Wenn sie zu Kleidung verarbeitet wird, kratzt sie nicht auf der Haut und ist daher bei Konsument:innen sehr beliebt. Merinowolle kommt häufig bei Funktionswäsche für den Outdoorbereich, aber auch zunehmend bei Schuhen zum Einsatz.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Merinowolle trotz ihres vergleichsweise hohen Preises mit massivem Tierleid verbunden ist:

  • Merinoschafe wurden von der Industrie züchterisch dahingehend verändert, besonders viel Wolle zu bilden.
  • Insbesondere in großen Wollproduktionsländern wie Australien wurden den Tieren Hautfalten angezüchtet, in denen sich Urin und Feuchtigkeit sammeln.
  • Das feuchte Milieu in den Hautfalten zieht eine bestimmte Fliegenart an, die ihre Eier in die Falten legt. Die geschlüpften Larven ernähren sich vom Fleisch der lebenden Schafe.
  • Um zu verhindern, dass die Tiere durch „Parasiten“ getötet werden, wenden viele Farmer:innen daher das sogenannte Mulesing an. Hierbei schneiden sie aus dem besonders anfälligen Hinterteil der Tiere Haut- und Fleischstücke heraus – oftmals ohne Betäubung.
  • Bei der Wundheilung bildet sich eine glatte, faltenfreie Oberfläche, die für die Fliegen weniger anfällig ist.
schafe bluten am schwanz
Mulesing, also das Abschneiden der Haut am Hinterteil, wird häufig bei den jungen Lämmern praktiziert.

Ist Merinowolle tierfreundlich?

Tierische Wolle ist niemals tierfreundlich, denn die Wollindustrie ist immer auf maximale Profite ausgerichtet. Das Wohl der Tiere rückt aus Kostengründen immer in den Hintergrund. Neben dem schmerzhaften Mulesing erleiden die meisten Merinolämmer bereits im Alter von wenigen Tagen weitere schmerzhafte Eingriffe, wenn ihr Schwanzwirbel abgetrennt und ihre Ohren durchstanzt werden. Zudem werden männliche Tiere aus Kostengründen ohne Betäubung kastriert. Viele Merinoschafe erkranken aufgrund der zuchtbedingten Anfälligkeit an parasitären Erkrankungen wie Fliegenmadenbefall.

Merinoschafe werden zudem häufig in riesigen Herden von Hunderten oder Tausenden Tieren gehalten, sodass keine Rücksicht auf das einzelne Tier genommen werden kann. Kranke oder verletzte Tiere fallen meist nicht auf. Allein in Australien sterben jedes Jahr 10 bis 15 Millionen neugeborene Lämmer während oder kurz nach der Geburt. [1] Viele der sogenannten Winterlämmer sind Kälte, Hagel und Regen schutzlos ausgeliefert. Sie erfrieren oder verhungern qualvoll, da sich niemand um sie kümmert oder überhaupt Kenntnis von ihrer Geburt hat.

Winterlamm liegt auf dem Boden
Tiere werden nicht nur verstümmelt, sondern kranke und schwache Tiere oft auch sich selbst überlassen.

Qualvoller Tod im Schlachthof

Für die Textilindustrie wurden Merinoschafe speziell dahingehend gezüchtet, Hochleistung zu erbringen und eine maximale Wollausbeute zu liefern. Lässt ihre Wollqualität nach, haben die Tiere für ihre Halter:innen keinen Wert mehr und werden meist im jungen Alter von 5 bis 6 Jahren getötet. Hierzu werden die meisten von ihnen zum Schlachthof transportiert, mit einem Bolzenschuss in den Kopf betäubt und anschließend mit einem Schnitt durch die Kehle getötet.

Zahllose Merinoschafe werden auch auf qualvolle Langstreckentransporte geschickt und in Länder wie Kuwait oder Katar transportiert, die keine greifende Tierschutzgesetze haben. Auf den teilweise tage- oder wochenlangen Fahrten sind sie unter katastrophalen Bedingungen auf Schiffen eingesperrt, wo sie bei Temperaturen von bis zu 60 Grad Celsius in ihren eigenen Exkrementen stehen. Am Zielort wird ihnen oftmals ohne Betäubung die Kehle durchtrennt. Trotz der weit verbreiteten Kenntnis dieser Tierquälereien ist auf den großen Werbeplakaten der Outdoor-Branche davon allerdings nichts zu lesen.

Transportschiff mit lebenden Schafen
Auf großen Schiffen werden Schafe wochenlang über die Weltmeere zum Schlachthaus transportiert.

Ist Merinowolle nachhaltig?

Wolle wird von der Industrie oft als „nachhaltig“ und „natürlich“ beworben – darunter Mohair, Kaschmir, Alpaka- und Angorawolle sowie Merinowolle. Die Produktion von Wolle ist jedoch nicht nur für unsägliches Tierleid verantwortlich. Die massenhafte Zucht der Tiere trägt auch zur Zerstörung der Umwelt und zur Beschleunigung der Klimakatastrophe bei:

  • Die Tierwirtschaft verursacht Unmengen an klimaschädlichen Gasen, denn Schafe produzieren große Mengen von Methan. [2] Über einen Zeitraum von hundert Jahren hat Methan eine 28-mal stärkere Klimawirkung als CO₂, über 20 Jahre ist die Wirkung sogar 84-mal schädlicher als CO₂. [3]
  • Die Zucht und Haltung riesiger Schafherden hat massive negative Auswirkungen auf Böden, Luft und das Grundwasser. Werden zahllose Schafe auf engstem Raum gehalten, führt das häufig zu unfruchtbaren Böden und einer verminderten Vegetation. [4]
  • Die Ausscheidungen der riesigen Herden können die Biodiversität beeinträchtigen, denn sie fördern die Versauerung von Lebensräumen und stören den Nährstoffhaushalt in Böden und Gewässern. [5]
  • Da die meisten Merinoschafe besonders anfällig für parasitäre Erkrankungen sind, werden sie regelmäßig und provisorisch durch Pestizidbäder geführt, deren Gifte die Artenvielfalt gefährden und Flüsse verschmutzen können.
  • Das Rohmaterial Wolle wird häufig mit chemischen Substanzen behandelt, bevor es weiterverarbeitet wird – dazu gehören Bleichmittel und weitere umweltschädliche Chemikalien. Bei einer Untersuchung von Produkten aus Merinowolle wurden beispielsweise halogenorganische Verbindungen nachgewiesen, die im Verdacht stehen, Krebs auszulösen. [6]

Warum sollte man keine Merinowolle kaufen?

Mit jedem Kauf eines Produktes, das aus Merinowolle hergestellt wurde, unterstützen Sie eine tierquälerische Branche, die fühlende Lebewesen aus Profitgier skrupellos ausbeutet. Anstatt den Tieren ein Leben ohne Schmerzen und Leid zuzugestehen, nimmt die Wollindustrie aus Kostengründen den Tod von Millionen Tieren billigend in Kauf.

Schafe sind intelligente und soziale Tiere. Wie alle anderen Lebewesen haben auch sie individuelle Bedürfnisse und wollen möglichst selbstbestimmt leben. Wenn Menschen glauben, die Haut und das Fell von Schafen, Ziegen, Rindern und anderen Tieren seien nur dazu da, zu Bekleidung verarbeitet zu werden, dann beruht dies auf einer speziesistischen Denkweise und ist moralisch nicht vertretbar. Heutzutage bietet der Handel für jeden Bedarf pflanzliche und synthetische Materialien, die ohne Tierleid hergestellt werden.

So können Sie Merinoschafen und anderen Tieren helfen

Bitte kaufen Sie keine Produkte aus Merinowolle und anderen tierischen Materialien. Entscheiden Sie sich stattdessen für tierfreundliche Alternativen wie Lyocell Baumwolle, Polyester, Bambus und Sojaseide.