Petfluencer: Tierliebe oder Tierquälerei?

Wir kennen sie alle – die Instagram-Accounts, auf denen es nur um Tiere geht. Hunde, Katzen, Igel und sogar Füchse posen vor der Kamera und erhalten dafür jede Menge Likes. Auf den ersten Blick scheint an den niedlichen Tierbildern nichts falsch zu sein, doch leider steckt hinter den Fotos oftmals Tierleid.

Was macht ein Petfluencer?

Vielen Halter:innen von Petfluencern geht es nicht nur darum, ihre tierischen Mitbewohner mit der Welt zu teilen, sondern sie wollen damit auch Geld verdienen. Sie schließen sogenannte Werbedeals ab, für die beispielsweise der Hund neben Tiernahrung platziert, die Katze in einen Rucksack gesteckt oder der Igel neben eine Wasserflasche gelegt wird. Einige Influencer:innen verdienen damit so viel Geld, dass sie sich selbstständig gemacht haben und ihre Tiere hauptberuflich fotografieren und posten.

Wie geht es den Tieren wirklich dabei?

Eigentlich sollte allen Tierfreund:innen klar sein, dass Tiere keine Fotomodels sind und es auch nicht sein wollen. Bei Petfluencern werden keine ungestellten Momentaufnahmen gepostet, vielmehr werden die Tiere inszeniert, drapiert, verkleidet und sogar in für sie gefährliche Situationen gebracht. Beispielsweise versetzt es einen Igel in Todesangst, wenn er für ein Foto neben eine Katze – seinen „Fressfeind“ – gehalten wird. Das alles geschieht zur Belustigung der Follower:innen und für profitable Werbedeals.

Die meisten Tiere finden Kostüme und Verkleidungen lästig und irritierend. Einige Kostüme schränken sie in ihrer Bewegung sogar extrem ein, sodass die Vierbeiner sie am liebsten sofort wieder abschütteln würden. Auch verstehen Tiere nicht, wieso sie gerade in einer für sie unnatürlichen Haltung ausharren müssen, bis das perfekte Foto geschossen wurde. Tiere möchten einfach nur ein artgerechtes Leben in Frieden führen.

Ein weißer Hund mit langem Fell schaut in die Kamera und hat einen Hut auf dem Kopf.
Tiere wollen keine Fotomodels sein.

Qualzuchten und Wildtiere werden falsch dargestellt

Noch problematischer wird das Geldverdienen mit Tierbildern auf Instagram und Co., wenn es sich dabei um Qualzuchten oder Wildtiere handelt. Qualzuchten wie Bulldoggen, Möpse oder Perserkatzen leiden ihr ganzes Leben unter den Folgen der Überzüchtung: Sie bekommen kaum Luft, ihre Augen tränen, ihre Gelenke sind geschädigt und sie leben meist nicht lang. Auch Afrikanische Weißbauchigel leiden aufgrund massiver Inzucht häufig an Krankheiten oder genetischen Defekten und sterben sehr früh. All dieses Leid wird auf Instagram verschwiegen, und die Follower:innen erhalten ein völlig falsches Bild von diesen Tierrassen.

Auch Wildtiere und Exoten haben in Wohnzimmern und erst recht auf Instagram nichts verloren. Dazu gehören beispielsweise Igel, Affen, Füchse und exotische Katzenarten. Der Handel mit diesen Tierarten ist besonders grausam: Viele von ihnen sind Wildfänge, ein Großteil stirbt bereits beim Transport. Bis zum Verkauf werden die Tiere in Käfigen gefangen gehalten und leiden oftmals an haltungsbedingten Krankheiten.

Menschen, die sich von Petfluencern zum Kauf solcher Tiere verleiten lassen, unterstützen ein grausames und tierquälerisches Geschäft. Mit einem schnellen Klick im Internet oder auf Tierbörsen können die Tiere ganz einfach gekauft werden – auch wenn die Käufer:innen nicht ausreichend über ihre Bedürfnisse informiert sind. Die Leidtragenden sind immer die Tiere.

Petfluencer-Awards: Auszeichnung für öffentlich präsentiertes Tierleid

Accounts, auf denen Tiere zur Schau gestellt werden, erleben einen regelrechten Boom. Kein Wunder also, dass es neben zahlreichen Preisverleihungen für menschliche Influencer:innen seit 2019 auch den „German Petfluencer Award“ gibt.

Im September 2022 wurde ein Account zum „Petfluencer des Jahres“ gekürt, [1] auf dem eine Halterin ihren tierischen Mitbewohner zum Beispiel in vermeintlich lustigen Videos zur Schau stellt: Der Husky wird unter anderem mehrfach in Kostümen neben einen Weihnachtsbaum gesetzt oder zu Werbezwecken missbraucht.

„Viele Menschen, die Hunde, Katzen, Weißbauchigel oder sonstige Tiere in den sozialen Netzwerken darstellen, wollen mit den fühlenden Lebewesen nur Prestige und Profit erzielen. Auszeichnungen wie der Petfluencer-Award ermuntern andere Menschen, genau ein solches Tier zu kaufen oder mit dem tierischen Mitbewohner ebenfalls Geld zu generieren. Jeder Mensch, der Petfluencer mit Klicks und Likes unterstützt, fördert damit gleichzeitig meist auch eine Industrie, die von der Ausbeutung und Zurschaustellung von Tieren lebt.“

Jana Hoger, PETA Deutschland

Awards an Social-Media-Accounts zu verleihen, die Tiere derart vorführen, ist mehr als fragwürdig. Denn dies vermittelt der Öffentlichkeit, es sei in Ordnung, Tiere zu Unterhaltungs- und Profitzwecken auszubeuten. Dabei haben die wenigsten Tiere Lust auf lange Fotoshootings und einengende Kostüme. Sie wollen keine zweifelhaften Awards, sondern verdienen ein friedliches Leben, in dem sie ihren Interessen möglichst selbstbestimmt nachgehen können.

Was Sie tun können

Bitte schauen Sie genau hin, wem Sie auf Instagram und anderen Social-Media-Plattformen folgen und welche Accounts Sie mit Ihren Likes, Kommentaren und Shares unterstützen. Wenn Sie Videos oder Fotos im Internet sehen, auf denen Tiere gequält werden, melden Sie uns bitte solche Inhalte. Gemeinsam können wir gegen die Tierquälerei vorgehen.