Der Orang-Utan: 10 faszinierende Fakten über Orang-Utans

Wussten Sie, dass das Wort Orang-Utan auf Malaiisch „Waldmensch“ bedeutet? Oder dass Orang-Utans die größten Baumbewohner im gesamten Tierreich sind? Hier finden Sie weitere interessante Faken über die Menschenaffen.

Was ist besonders an Orang-Utans? 10 Fakten über die Menschenaffen

Orang-Utans leben auf den Inseln Borneo und Sumatra in Südostasien. Die Menschenaffen machen ihrem Namen „Waldmensch“ dabei alle Ehre: Sie verbringen die meiste Zeit ihres Lebens hoch oben in den Dächern des Regenwaldes und bauen Nacht für Nacht in den Baumkronen ihre Schlafnester. Im Gegensatz zu SchimpansenBonobos oder Gorillas, die in Sozialgruppen leben, sind Orang-Utans eher einzelgängerisch veranlagt. Ausnahmen sind die Paarungszeit und ihre innige Mutter-Kind-Beziehung.

1. Der Tapanuli-Orang-Utan – erst 2017 entdeckt

Lange unterschieden Wissenschaftler:innen nur zwei Arten: Borneo-Orang-Utans und Sumatra-Orang-Utans. Im Jahr 2017 ergaben Untersuchungen aber, dass noch eine dritte Orang-Utan-Art existiert: der ebenfalls auf Sumatra heimische Tapanuli-Orang-Utan. Damit ist dieser die am spätesten wissenschaftlich beschriebene, noch lebende („rezente“) Menschenaffenart.

Kaum entdeckt, stieg sie traurigerweise auch direkt zur am stärksten bedrohten Menschenaffenart auf: Es gibt nur noch schätzungsweise 800 Tapanuli-Orang-Utans. [1]

Tapanuli-Orang-Utan auf dem Baum
Den Tapanuli-Orang-Utan findet man vor allem auf Sumatra.

Sind Orang-Utans vom Aussterben bedroht?

Orang-Utans könnten sehr bald aussterben: Einer Studie zufolge hat sich der Bestand der Orang-Utan-Population auf Borneo zwischen 1999 und 2015 etwa halbiert. [2] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten dort noch über 300.000 Orang-Utans, nun sind es noch etwa 27.000. Grund hierfür ist vor allem die Zerstörung ihres Lebensraumes, etwa durch die Umwandlung von Regenwald in landwirtschaftliche Flächen wie Palmölplantagen, bedroht sind sie aber auch durch Wilderei. [3]

Bereits seit Jahren warnen Forschende eindringlich davor, dass in naher Zukunft mit einem Aussterben der Menschenaffen zu rechnen ist, wenn nicht sofort Schutzmaßnahmen ergriffen werden:

„Nach jüngsten Schätzungen werden Orang-Utans in Borneo und Sumatra wahrscheinlich in den nächsten 10 bis 20 Jahren ausgestorben sein, sofern sich die Praktiken der Lebensraumnutzung nicht drastisch und unverzüglich ändern.“ [4]  

Primatologin Dr. Anne Russon im Jahr 2002

2. Hunderte rehabilitierte Orang-Utans warten auf Wiederauswilderung

Während Zoos hierzulande weiterhin sinnlos Menschenaffen in Gefangenschaft züchten und Millionen für neue Zoo-Gehege verschleudern, sind Artenschutzprojekte vor Ort Expert:innen zufolge „chronisch unterfinanziert“. Die Rehabilitation und Auswilderung von Jungtieren beispielsweise sei sehr kostspielig und dauere etwa fünf bis sechs Jahre: [5]

„Wir brauchen mehr Geld, und wir müssen das vorhandene Geld sinnvoll nutzen.“

Erik Meijaard, Biologe und Naturschützer

In ihren Heimatländern warten bereits über 1.500 gerettete Orang-Utans in Auffangstationen auf Wiederauswilderung. [6] Dort werden verwaiste, verletzte oder beispielsweise aus illegaler „Haustier“-Haltung konfiszierte Orang-Utans darauf vorbereitet, zurück in die Freiheit entlassen zu werden. Bis zum Tag der Auswilderung entstehen dabei Kosten von rund 16.000 US-Dollar pro Menschenaffe. [12]

3. Orang-Utans haben Kultur

Nicht nur Schimpansen, sondern auch Orang-Utans zeigen regional unterschiedliche „Kulturen“ wie die Herstellung und Nutzung von Werkzeugen. Forscher:innen dokumentierten bei wild lebenden Orang-Utans über zwanzig verschiedene kulturelle Verhaltensweisen, darunter:

  • Sie wünschen einander eine gute Nacht.
  • Sie musizieren mit Blättern.
  • Sie säubern sich den Mund mit Pflanzen.
  • Sie verwenden Zweige mit Blättern, um Insekten zu vertreiben. [2]

4. Orang-Utans können Probleme innovativ lösen

Orang-Utans sind fähig, Probleme spontan und innovativ zu lösen:

  • In einem Versuch beispielsweise, dem sogenannten „Hakentest“, mussten die Tiere einen Haken aus einem Draht zurechtbiegen, um an eine Belohnung zu gelangen. Diese anspruchsvolle Aufgabe, die Menschenkinder in der Regel erst ab einem Alter von 8 Jahren ohne Hilfe lösen können, meisterten die Orang-Utans mit Leichtigkeit. [9]
  • Auch ihre wild lebenden Artgenossen können spontan Werkzeuge herstellen und zur Nahrungsbeschaffung verwenden. Borneo-Orang-Utans wurden beispielsweise dabei beobachtet, wie sie einen Stock als Speer zum Fischfang nutzten oder Blätter als Handschuhe verwendeten, um stachelige Früchte zu öffnen. [10]

Wie intelligent ist ein Orang-Utan?

Orang-Utans sind sehr intelligent: Sie nutzen nicht nur selbst hergestellte Werkzeuge, sondern haben auch einen ausgeprägten Orientierungssinn und ein gutes Gedächtnis. Sie sind außerdem in der Lage, Fähigkeiten durch Nachahmen zu erlernen.

Sie nutzen ihre Fähigkeiten vor allem dafür, Nahrung zu sammeln – und dabei Artgenossen nach Möglichkeit zu meiden. Als Einzelgänger nutzen sie andere soziale Strategien als Tiere, die in Gruppen leben. Im Gegensatz zu Gorillas und Schimpansen, die mehr am Boden leben, müssen die hauptsächlich in Bäumen lebenden Orang-Utans sehr geschickt sein, um sich sicher und effizient in den oberen Ebenen des Regenwaldes zu bewegen und genug Nahrung zu finden. [11]

Orang Utan mit Blättern auf dem Kopf
Orang-Utans sind in der Lage spontan Werkzeuge herzustellen.

Was essen Orang-Utans?    

Orang-Utans ernähren sich fast ausschließlich pflanzlich – am liebsten von Früchten. Auch Samen, Kräuter, Wurzeln, Blätter, Blüten, Rinde, Pflanzenmark und Erde stehen auf ihrem Speiseplan. Neben über 200 Pflanzenarten verzehren sie auch Insekten.

5. Orang-Utans sind geborene Apotheker

Orang-Utans auf Borneo wissen sich mit selbst hergestellter Salbe zu behandeln. [11] Eine Orang-Utan-Frau wurde beispielsweise dabei beobachtet, wie sie Blätter einer Pflanze pflückte, diese zerkaute und den Schaum, der sich vor ihrem Mund bildete, auf ihren Arm auftrug. Angehörige indigener menschlicher Völker in dieser Region nutzen die gleiche Pflanzenart zur Herstellung eines entzündungshemmenden Balsams gegen Muskelschmerzen, Schwellungen und Wunden. [12]

6. Orang-Utans sind kommunikativ

Bei Orang-Utans auf Borneo konnten Wissenschaftler:innen 11 Laute sowie 21 Gesten oder Berührungen identifizieren, mit denen sich Mütter und Kinder oder Geschwister untereinander verständigen. Sie nutzen diese Signale, um zu kommunizieren, was ein anderer Orang-Utan machen soll. Die Laute und Gesten konnten acht verschiedenen „Zielen“ oder „Anweisungen“ zugeordnet werden, zum Beispiel „ein Objekt haben wollen“, „klettere auf mich“, „gehe weg“, „weiterspielen“ oder „höre auf“. [13] 

7. Das Sozialleben von Orang-Utans ist noch nicht ausreichend erforscht

Orang-Utans leben nicht in Gruppen, sind aber auch keine richtigen Einzelgänger: Weibliche Tiere leben mit ihren Kindern zusammen. Manchmal gesellt sich auch ein Orang-Utan-Mann zu ihnen. Meist ziehen Orang-Utans alleine durch die Gegend, teilweise auch zu zweit.

Orang-Utan-Damen suchen eher die Gesellschaft zu anderen Tieren, die Männchen reagieren eher feindselig, wenn sie aufeinandertreffen. Genaueres zum Familienleben und Sozialverhalten der Orang-Utans ist noch nicht bekannt.

Orang Utan Weibchen mit Kind im Baum.
Orang-Utans leben nicht in Gruppen und sind daher meistens alleine unterwegs.

Im Rang höher stehende Orang-Utans haben vergleichsweise oft ein Revier, in dem sie täglich auf Nahrungssuche gehen, rangniedere Tiere streifen hingegen umher. Einige Tiere bleiben für Monate in einem Gebiet, wandern dann weiter und kehren dabei immer wieder zu den gleichen Gebieten zurück, während andere ständig umherwandern, vor allem junge Orang-Utan-Männer. [14]

8. Orang-Utans sind friedlich und eher scheu

Orang-Utans gelten als friedliche und scheue Tiere. Sie sind bekannt für ihre sanfte Natur und vermeiden Konflikte, wenn möglich. Wenn sie sich bedroht fühlen, ziehen sie sich meist zurück oder fliehen, anstatt aggressiv zu reagieren.

Ist ein Orang-Utan gefährlich?

Orang-Utans gelten als die friedlichsten Menschenaffen. Im Vergleich zu anderen Menschenaffen leben sie zurückgezogen. Gegenüber ihren Artgenossen zeigen sie sich nur während der Paarungszeit angriffslustig. Den Kontakt zu Menschen versuchen sie zu vermeiden. [14]

9. Der größte Feind des Orang-Utans ist der Mensch

Auch wenn Tiger für den Sumatra-Orang-Utan auf dem Boden gefährlich werden können oder der Nebelparder Orang-Utans auch auf Bäume folgt, ist die größte Bedrohung die Abholzung der Wälder und damit die Zerstörung ihres Lebensraums durch den Menschen.

Bis heute werden Orang-Utans zudem gejagt; und vor allem junge Tiere sogar als exotische „Haustiere“ verkauft – auch wenn dies illegal ist. [14]

10. Orang-Utans leiden in Zoos

In Gefangenschaft von Zoos und ähnlichen Einrichtungen zeigen Menschenaffen häufig abnormale Verhaltensweisen, die auf Langeweile und Beschäftigungslosigkeit zurückzuführen sind. Auch körperliche Erkrankungen können die Folge sein. [15, 16]

  • Viele Primaten in Zoos essen ihr Erbrochenes oder ihren eigenen Kot auf,
  • verletzen sich selbst, reißen sich die Haare aus

oder wippen unaufhörlich hin und her. [15-20]

Diese Verhaltensstörungen deuten auf massives seelisches Leid hin und zeigen, wie schlecht es den Tieren geht. Menschenaffen haben so komplexe Bedürfnisse, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Die lebenslange Gefangenschaft ist für sie psychisch extrem belastend.

So können Sie Orang-Utans helfen

Besuchen Sie keine Zoos und andere Attraktionen, in denen Orang-Utans und andere Menschenaffen zur menschlichen Belustigung ausgebeutet werden.

Unterzeichnen Sie zudem unsere Petition für ein Ende der Menschenaffenhaltung in Zoos.

Hinweis: PETA lehnt Tierversuche grundsätzlich ab. Zwar können die oben genannten Ergebnisse dazu beitragen, dass sich der Blick der Menschen auf unsere Mitgeschöpfe ändert und somit langfristig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Tiere besteht. Dennoch ist die Durchführung dieser oder ähnlicher Tierversuche ethisch nicht zu rechtfertigen. Unserer Ansicht nach haben Forschende die ethische Verantwortung, solche Erkenntnisse nicht in Versuchen an Tieren, sondern durch Beobachtungsstudien in der natürlichen Umgebung der Tiere zu erlangen.

Trotz alledem ist den Tieren nun am meisten damit geholfen, die Ergebnisse publik zu machen, denn sie zeigen, wie faszinierend Tiere sind. Und sie verdeutlichen, dass es falsch ist, Tiere in Versuchslaboren einzusperren und in Experimenten zu missbrauchen.