Dramatische Tierrettungen im Ukraine-Krieg: Einsätze voller Hoffnung

Seit Beginn des Krieges sind wir von PETA Deutschland in den Grenzgebieten und in der Ukraine im Einsatz, um mit unserem Team und freiwilligen Helfer:innen, möglichst vielen Tieren in Not zu helfen.

Im September 2022 hatte unser Einsatzteam die Chance, befreundete Helfer:innen von Animal Rescue Kharkiv direkt in die umkämpften Regionen zu begleiten und sich ein realistisches Bild von der dramatischen Lage in den Krisenregionen zu machen. Auch wenn es leider nicht immer möglich ist, alle Tiere zu retten, zeigen uns all die erfolgreichen Tierrettungen, dass sich die Einsätze unter Lebensgefahr lohnen.

Realität im Ukraine-Krieg: Tierrettungen nicht immer, aber oft mit Happy End

Jeden Tag erreichen uns verzweifelte Hilferufe von Menschen in unvorstellbarer Not. Unsere Freund:innen von Animal Rescue Kharkiv fahren daher täglich in die Krisenregionen – wobei sie immer wieder auch ihr eigenes Leben riskieren. Auch wenn alle Freiwilligen die Risiken ausblenden, verhindern die komplizierten und gefährlichen Umstände des Krieges teilweise, dass wir allen Hilferufen erfolgreich nachgehen können.

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Katzenrettung zu gefährlich: Weiterreise wird am Check Point verweigert

Im September erreichte uns ein Anruf aus Isjum bei Charkiw: Geflüchtete haben ihre Katzen zurückgelassen und Animal Rescue Kharkiv wird flehentlich gebeten, sie zu holen. Das Einsatzteam entschied sich dafür, es gemeinsam zu versuchen.

Doch die Region war erst seit einer Woche wieder zurückerobert und so wurde unserem Team an dem Check Point zum Zentrum Isjums die Weiterfahrt verweigert. Die Begründung: Es sei schlichtweg zu gefährlich. Die Sicherheitsmaßnahmen an den Check Points sind sehr hoch – so weit das Auge reicht, ist Militär zu sehen.

„Man fühlt, wie angespannt die Lage ist. Überall sind Panzer – am Check Point ebenso wie auf den Straßen – wir haben sogar welche gesehen, die Raketen dabei hatten. Es ist nicht zu beschreiben, wie sich das anfühlt.“

PETA-Einsatzteam in der Ukraine

Das Team kontaktierte die Halter:innen der Katzen und es konnte organisiert werden, dass Nachbar:innen die Tiere vorerst versorgen. Bald soll es einen neuen Versuch geben, die Tiere zu evakuieren.

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Hund im Bombenhagel geflüchtet und verschollen

Uns erreichte ein weiterer Anruf von Geflüchteten: Sie haben ihren Hund zurückgelassen und möchten ihn unbedingt wieder bei sich haben. Viele Menschen fliehen und bleiben an Orten innerhalb der Ukraine. Sobald sie wissen, dass es dort sicher ist und auch ihre Tiere einen Platz finden, versuchen die Halter:innen alles, um ihre tierischen Mitbewohner zu sich in Sicherheit zu holen.

Auch in diesem Fall wird Animal Rescue Kharkiv gebeten, den Hund nachzuholen. Wir begleiten unsere Freund:innen zu dem Dorf – doch die Brücke ist zerstört. Zufällig treffen wir junge Männer, die über die provisorisch geflickte Brücke Hilfsmittel zu ihren Eltern liefern, die im Dorf geblieben sind. Die beiden sind unglaublich hilfsbereit und zeigen uns, wie man sich zwischen den Trümmern hinweg in das Dorf schlängeln kann. Dort angekommen informierte ein Nachbar das Einsatzteam, dass der Hund weg sei – wahrscheinlich ist er im Bombenhagel in Panik geflüchtet. Es ist unklar, was genau passiert war und wo der Hund sich jetzt befindet.

Leider gibt es auch diese Geschichten: Mutige Helfer:innen versuchen, verzweifelte Menschen mit ihren Tieren wieder zu vereinen oder anderweitig auszuhelfen – doch nicht immer ist das Glück auf ihrer Seite. Wir hoffen, dass der Hund es schafft und vielleicht sogar schon von hilfsbereiten Menschen an einem Ort in der Nähe versorgt wird.

Verwahrloster Hund aus Zwinger gerettet

Bei der Evakuierung eines Wohngebiets fanden Soldat:innen auf einem der Grundstücke einen großen, aggressiv auftretenden Hund in einem Zwinger. Sie meldeten sich bei uns und erklärten, dass es ihnen nicht möglich sei, ihn einfach anzufassen und mitzunehmen. Sie wollten dem Tier unbedingt helfen, aber wussten nicht, was genau sie tun könnten.

Die Halter:innen waren bereits geflüchtet – und haben ihn einfach in dem kleinen, verdreckten Zwinger allein zurückgelassen. Der etwa zwei Jahre alte Hund mit dem Namen Boy war also dringend auf Hilfe angewiesen – und so machte sich unser Team direkt auf den Weg in das Wohngebiet. Mit unserer Erfahrung gelang es, Boy aus dem Zwinger zu holen, zu sichern und mitzunehmen.

Er wird einen friedlichen Platz finden, wo er einen Hof bewachen, frei umherlaufen und die furchtbaren Erlebnisse verarbeiten kann. Für die Soldat:innen und das Einsatzteam war es unvorstellbar, dass Boy wehr- und ausweglos in dem Zwinger zurückgelassen wurde.

Emotionale Erfolgsgeschichten – der Antrieb im gefährlichen Ukraine-Einsatz

Am Ende solcher Einsatztage wird im Headquarter von Animal Rescue Kharkiv die Weiterreise der geretteten Tiere geplant. Dieses Mal sind es elf Hunde, die das PETA-Team mit in unser gemeinsames Projekt mit Notpfote e.V. nimmt.

Dafür müssen alle erforderlichen Papiere und der Nachweis des Mikrochips vorliegen. Bei uns erfahren die geretteten Tiere nach dem Schrecken und Leid des Krieges eine liebevolle Versorgung und ein neues Gefühl von Sicherheit. Wir versorgen sie umfassend und bringen sie durch die Quarantäne.

Die Weiterreise in unsere Notunterkünfte ist für die Tiere der erste Schritt in ein neues, friedliches Leben. Doch während unsere Helfer:innen alle Vorkehrungen treffen, machen hörbare Bombeneinschläge erneut deutlich, wie bedrohlich und gefährlich der Krieg bleibt – und wie trügerisch vermeintliche Sicherheit sein kann. Allen ist bewusst: In solchen Momenten bleibt nichts übrig, als in Angst auszuharren und sich auf das Glück zu verlassen, das dieses Mal auf der Seite des Teams war. Am nächsten Morgen konnte das Einsatzteam mit einem Fahrzeug voller Hunde zur nächsten Etappe dieser Tierrettungs-Mission aufbrechen.

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Lebensgefahr durch Sprengsätze: Rückeroberte Gebiete sind stark vermint

In den umkämpften und zurückeroberten Regionen ist tägliche Hilfe so dringend nötig und jeden Tag sind freiwillige Helfer:innen mit Herausforderungen und Gefahren in Form von Militär, Luftalarm, einschlagenden Raketen und Bomben sowie der Zerstörung aller Orte konfrontiert – das ganze Team hat dabei nur einen Gedanken:

„Unsere Kräfte dürfen nicht schwinden! Wir müssen es schaffen, ansonsten sind viele Tiere verloren – sie verhungern, sind verletzt, chancenlos irgendwo eingesperrt.“

PETA-Einsatzteam in der Ukraine

Gleichzeitig sind allen die Risiken bekannt: Dörfer und ihre Umgebung, die jetzt von der Ukraine rund um Charkiw und an anderen Orten langsam zurückerobert wurden, sind immer noch lebensgefährlich! Längst ist bekannt, dass russische Soldat:innen oft Sprengsätze in leeren Häusern, hinter Türen, hinter Bäumen, neben Straßen, in der Nähe von Spielplätzen und vielen anderen Stellen anbringen, bevor sie abziehen. Diese Minen sind gut versteckt, nur kleine Anzeichen deuten darauf hin. Helfer:innen müssen daher durchgehend achtsam und hoch konzentriert vorgehen – erneut sind sie oftmals einfach auf das Glück angewiesen, dass alles gut geht.

Die zurückgebliebenen Menschen müssen dabei zusehen, wie ihre Heimat buchstäblich in Stücke gerissen wird und wie sie alles verlieren, was sie sich mühsam aufgebaut haben. Trauer, Wut und Verzweiflung mischen sich mit einem Funken Hoffnung auf eine Zukunft in Freiheit und Frieden sowie auf einen erfolgreichen Aufbau von allem, was in Schutt und Asche liegt.

Trotz des allgegenwärtigen Leids und weiterhin drohender Gefahr beeindrucken unsere Freund:innen von Animal Rescue Kharkiv mit ihrer unglaublichen Stärke – sie finden immer noch eine Art von Humor, der ihnen hilft, mit dramatischen Situationen umzugehen, sie zu bewältigen, zu überleben und dabei auch das Überleben von möglichst vielen Tieren zu sicherzustellen.

Unterstützen Sie unsere Hilfe für notleidende Tiere in der Ukraine

Unser Einsatz vor Ort ist für jedes Tier, das wir retten und versorgen können, immens wichtig. Mit einer dringend benötigten Spende im Rahmen des „Global Compassion Fund“ können Sie den Tieren in Not zielgerichtet helfen – unter folgendem Link. Vielen Dank!