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Cavalluna: So leiden die Tiere in der Pferdeshow

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Pferdeshows wie Cavalluna (ehem. Apassionata) sind auf Pferdedressuren spezialisierte Unterhaltungsshows, die sich besonders bei Pferdefreund:innen großer Beliebtheit erfreuen. Doch gerade Menschen, die Pferde lieben, sollten wissen, welches Leid das Leben zwischen Manege, Transporter und enger Boxenhaltung für die sensiblen Tiere bedeutet.

Alle Informationen über das Tierleid bei Cavalluna und weshalb Sie die Shows nicht besuchen sollten, wenn Ihnen die Tiere am Herzen liegen, lesen Sie in diesem Beitrag.

Neue Aufnahmen aus 2024/25 zeigen erneut Pferdequälerei bei Cavalluna

In den vergangenen Jahren sendeten Whistleblower:innen uns bei PETA Deutschland immer wieder Hinweise zu den Shows von Cavalluna und berichteten von verängstigten Pferden, die deutliche Stress- und Schmerzreaktionen zeigten. Vor den Augen des Publikums werden die Pferde dort belastenden Dressurmethoden ausgesetzt. Auch Hinweise zum „Training“ hinter den Kulissen erreichten uns. Wir haben nun umfangreiches Bildmaterial von mehreren Aufführungen der aktuellen Cavalluna-Show „Grand Moments“ in Riesa (Oktober 2024) und Stuttgart (Februar 2025) sowie von der Show „WinterWünscheLand“ in München (Dezember 2024) zugespielt bekommen. Auch von den Proben in Riesa und München liegen uns Aufnahmen vor. PETA hat das Bildmaterial aus Riesa und München einem Fachtierarzt und Sachverständigen für Pferde vorgelegt und ein Gutachten angefordert.

Die Aufnahmen der aktuellen Tournee „Grand Moments“ zeigen, dass die Pferde bei den Shows leiden:

  • Schmerz durch falsche Zäumung: Bei allen begutachteten Shows war mehrfach zu beobachten, dass Pferde mit Kandare geritten wurden und teils stark beigezäumt waren (Rollkur), was auch der Fachtierarzt in seinem Gutachten feststellte: „Bei der oft verwendeten alleinigen Kandarenzäumung besteht die Gefahr, dass die Köpfe der Pferde eng an den Unterhals und die Brust gezogen werden und bei den Tieren oft Schmerzen und Verletzungen an den Laden des Unterkiefers erzeugt werden. Außerdem werden durch die starke Beugung der Halswirbelgelenke auch vermehrt Gelenksentzündungen hervorgerufen. Das teilweise offene Maul ist ein Beweis für diese falsche, schmerzhafte Zäumung und Reitweise. Diese Kandarenzäumung war bei vielen Pferden zu sehen.“ [1]. Bei der sogenannten Rollkur wird der Kopf des Pferdes durch starke Einwirkung der Zügel übertrieben tief auf die Brust gezogen. Das schränkt die Atmung, das Sichtfeld und die natürliche Bewegung des Pferdes ein und kann zu Schmerzen, Stress und langfristigen Schäden führen. Die Trainingsmethode gilt seit 2020 laut Leitlinien für den Pferdesport als tierschutzwidrig. [2]
Die enge Kandarenzäumung zwingt Pferde in eine unnatürliche Haltung – und ist oft mit Verletzungen und Leid verbunden.
  • Gewalt und tierschutzwidrige Dressurmethoden: Die „Kapriole“ ist eine Übung aus der Spanischen Hofreitschule. Dabei springt das Pferd in die Luft und schlägt mit den Hinterbeinen aus – das sieht spektakulär aus, ist aber sehr belastend für das Tier. Das Gutachten sagt dazu: „Im Lernprozess und auch später wird das Ausschlagen mit Hilfe von mehreren kräftigen Peitschenschlägen (siehe rechter Gehilfe) provoziert. Die Übungen sind mit der Forderung einer tierfreundlichen Behandlung des Pferdes heute nicht mehr zu akzeptieren. Der Lernprozess für den Sprung und die Kapriole selbst ist als nicht tierschutzgerecht abzulehnen.“ [1]. Auch andere Dressurtricks wie das Steigen und anschließende Laufen auf den Hinterbeinen sowie schnelle Pirouetten belasten die Pferde laut Gutachten körperlich stark: „Ein Herumreißen des Pferdes im Galopp um die Hinterhand, wie mehrfach in Cavalluna gezeigt […] ist gesundheitsschädlich, da die Hinterhandgelenke hierbei besonders belastet werden.“ [1]
Durch Peitschenhiebe wird das Pferd zur „Kapriole“ provoziert, bei der es hochspringt und ausschlägt.
  • Angst durch Show-Effekte: Die Show verwendet Feuer- und Lichteffekte, die bei den Pferden Angst auslösen können. Bei einer Shownummer sind mehrere Pferde in der abgedunkelten Manege über und über mit blinkenden Lichtern am Körper bedeckt, bei einer anderen tragen die Reitenden Fackeln und schwingen ein brennendes Seil zwischen den Pferden. Das Gutachten stellt fest: „Dunkelheit, Beleuchtung und Beschallung sind Effekte, die für das Publikum gedacht sind. Für die Pferde stellen sie jedoch eine sehr unnatürliche Umwelterscheinung dar, die zunächst Angst hervorruft […].“ [1]
Pferde in der Manege: 2 Reiter schwingen ein angezündetes Springseil.
Feuer und grelle Lichter in der Dunkelheit können starke Angst bei Pferden, die eigentlich Fluchttiere sind, auslösen.
Pferde in der Manege: Ein Pferd ist komplett in Leuchtmittel eingehüllt und muss auf den Hinterbeinen stehen.
  • Angst durch Peitschenschläge: Das Gutachten bewertet auch die Peitschenschläge kritisch: „Die Peitsche trifft das Pferd nicht, sie dient aber zur Abschreckung. Grundsätzlich erzeugt das Knallen der Peitsche Angst bei den Pferden, da diese hier sehr oft eingesetzt wird.“ [1]
  • Stress und Unwohlsein: Viele Pferde in der Show zeigen deutliche Anzeichen von Stress. Starkes Schweifschlagen, angelegte Ohren, starkes Speicheln und Schäumen aus dem Mund können Anzeichen für ihr Unwohlsein sein.
Pferde mit Stressanzeichen: angelegte Ohren, Speicheln, angespannte Körperhaltung.

Schwerer Sturz bei Probe von „WinterWünscheLand“ in München

  • Auch bei der Cavalluna Kids-Show „WinterWünscheLand“ im Dezember 2024 kommen Dressurmethoden wie die tierschutzwidrige Rollkur zum Einsatz, werden belastende Showtricks unter anderem mit Feuereffekten gezeigt und die Pferde wirken sichtlich gestresst. Ein Pony wird während einer Probe unter Einsatz der Gerte „trainiert“ und dabei auch vom Trainer mit dem Knie in die Seite gestoßen.
Hier wird mit der tierschutzwidrigen Rollkur, bei der der Kopf durch Zügel Richtung Brust gezogen wird, „trainiert“.
  • Außerdem rutscht bei den Proben ein Pferd im Galopp aus und stürzt. Das Gutachten sagt dazu: „Ein Sturz wird für das Fluchttier Pferd oft als lebensbedrohend empfunden, da er für einen evtl. Beutegreifer einen Erfolg darstellt und evtl. zum Tod des Pferdes führt.“ [1] Während die Reiterin ausgetauscht wird, muss das Pferd die Probe fortsetzen und wird nicht geschont.
Pferde in der Manege: Beim Proben ohne Publikum, zwei Menschen zerren an einem Pferd.
Pferd stürzt bei Cavalluna-Probe – trotz Risiko und Stress wird das Tier weiter eingesetzt.

Insgesamt bestätigt das Gutachten diverse Anzeichen eines tierschutzwidrigen Umgangs mit den Tieren in der Show:

Im Falle der Cavalluna-Shows wurden die Grenzen zur Beeinträchtigung des Tierwohls mehrmals – wie dargelegt – überschritten: z. B. durch scharfe Gebisse, Peitscheneinsatz, hohe Galoppgeschwindigkeit u.ä.m.“ [1]

– Auszug aus dem fachtierärztlichen Gutachten

Vor diesem Hintergrund haben wir von PETA Deutschland bei der Staatsanwaltschaft Berlin Strafanzeige erstattet gegen die Geschäftsführung, die Reiter:innen und weitere Mitarbeitende. Für die Verantwortlichen müssen Konsequenzen folgen.

Ob dies bei der Apassionata World GmbH zur Einsicht führt, bleibt jedoch fraglich. Mit einem Schreiben hat PETA sie mit einigen dieser Vorwürfe und Videoausschnitten konfrontiert. PETA hat Sie u.a. auf die Anwendung der Rollkur, die Showeffekte, Stressanzeichen und den Sturz in der Probe angesprochen. Gefragt wurde auch, ob es denkbar sei, dass das Pferd, das man beim Vorführen der „Kapriole“ sieht, dieses Dressurelement ohne den Einsatz von Peitschenschlägen erlernt hat. Der Rechtsanwalt der Apassionata World GmbH antwortete nur, dass man nach Prüfung von PETAs Ausführungen feststellt, „dass keinerlei tierwohlgefährdende Handlungen vorgebracht werden oder sonst erkennbar sind“.

Cavalluna: Akrobatische Tricks auf dem Pferderücken sind Tierquälerei

Menschenmassen, laute Musik, grell-flimmerndes Scheinwerferlicht und gefährliche Spezialeffekte wie Feuer während der Show sind für die schreckhaften Fluchttiere ein Albtraum. All das erdulden die Pferde nur, weil sie entgegen ihren natürlichen Instinkten unter Zwang und Druck an diese Bedingungen „gewöhnt“ werden. [3] Die verklärende Romantik der Shows täuscht darüber hinweg, dass die Pferde in unnatürliche und beängstigende Situationen gezwungen werden.

Hinzu kommen teilweise halsbrecherische Showeinlagen. In einer Szene der Cavalluna-Show „Welt der Fantasie“ (2018/2019) liefern sich zwei Reiter mit jeweils vier Pferden ein Rennen. Selbst die an der Choreografie beteiligte Pferdetrainerin Kenzie Dysli gibt hinsichtlich dieses Showelements zu, dass in der Manege nicht viel Platz sei und das Pferderennen gefährlich ist. [4] Die Pferde vollführen diese Kunststücke nicht freiwillig oder aus Spaß, sondern weil sie Angst vor Bestrafung haben.

Ausbeutung in der Manege: Pferde sind unfreiwillige Artisten

Pferdeshows werben gern mit der „harmonischen Beziehung zwischen Pferd und Reiter“. Die Realität sieht jedoch anders aus. Als unfreiwillige Hauptdarsteller werden die Pferde oftmals mit schmerzhaften Dressurmethoden zum Auftritt gezwungen. Als Trainingsmethoden werden unter anderem Peitschen, Rollkur und Kandaren angewendet. Bei der tierquälerischen Rollkur wird der Hals des Pferdes schmerzhaft überdehnt – sie gilt seit 2020 laut Leitlinien für den Pferdesport als tierschutzwidrig. [2] 

Dabei wird der Kopf so stark auf die Brust gezogen, dass Haltung, Atmung und Orientierung enorm beeinträchtigt werden – gesundheitliche Schäden sind oft die Folge. Kandaren sind Gebissstücke am Zaumzeug, die zu schmerzhaften Verletzungen im Mund der Tiere führen können. Auch mit Sporen oder Peitschen werden die Pferde malträtiert, damit sie gefügig sind und in der Manege scheinbar wie von selbst mitmachen.

Wie viele Pferde gibt es bei Cavalluna?

Für die Cavalluna-Shows werden etwa 60 Pferde auch abseits der Manege ständigen Torturen ausgesetzt. [5-6] Über Monate hinweg werden sie fast jede Woche in engen Transportern zu den Gastspielorten gekarrt, auch ins Ausland.

Wie geht es den Pferden bei Cavalluna?

Dort angekommen, verbringen die Herdentiere ein tristes Leben in improvisatorisch aufgestellten Boxen, meist ohne ausreichenden Sozialkontakt, bis sie für ihren Show-Einsatz herhalten müssen. Pferde wollen mit Artgenossen auf der Weide stehen und sich frei bewegen. In der Natur legen Pferde weite Strecken zurück und sind etwa 16 Stunden am Tag in Bewegung. Für Shows wie Cavalluna wird ihnen alles vorenthalten, was für ein tiergerechtes Leben wichtig ist. Stattdessen werden sie gezwungen, das Publikum als sogenannte Showpferde zu unterhalten.

Sogenannte Showpferde sind enormen körperlichen und psychischen Belastungen ausgesetzt – wahre Pferdefreund:innen sollten diese Unterhaltung auf Kosten der Pferde niemals unterstützen.

So helfen Sie missbrauchten Tieren in Unterhaltungsshows

Bitte besuchen Sie keine Shows mit tierischen „Darstellern“. Klären Sie auch Freund:innen und Bekannte über das Leid der Pferde in Unterhaltungsshows auf.


Auch andere Tiere werden zur Unterhaltung von Menschen gequält und mittel Angst und Schmerzen zum Gehorsam gezwungen. Diese Tierarten werden am häufigsten zur Dressur eingesetzt.