Haltung von giftigen Tieren in Deutschland

Vielen Menschen in Deutschland ist möglicherweise nicht bewusst, dass einige der giftigsten Tiere der Welt in ihrer direkten Nachbarschaft leben könnten. Denn die Haltung von Gifttieren wie Schlangen, Spinnen oder Skorpionen ist in Deutschland nicht grundsätzlich verboten. Die meisten Bundesländer haben zwar Gesetze, welche die Haltung einschränken oder sogar verbieten, in einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Brandenburg oder Rheinland-Pfalz kann jedoch jeder nach Belieben Giftschlangen und andere giftige Tiere in der Wohnung halten. [1] Dies hat nicht nur für die Tiere negative Folgen, auch für Menschen ist das Fehlen einer Verordnung gefährlich, denn immer wieder entkommen Gifttiere ihrem Terrarium oder werden ausgesetzt.

Verbote und Auflagen werden oft umgangen

Selbst für Einwohner von Bundesländern, in denen die Haltung eigentlich verboten oder mit Auflagen verbunden ist, gestaltet es sich relativ unproblematisch, an giftige Tiere zu kommen. Ob auf Reptilienbörsen, im Internet oder in Zoogeschäften in anderen Bundesländern – den Händlern scheint es egal zu sein, wohin sie ihre Tiere verkaufen oder wer sie hält. Die kontrollierenden Behörden vor Ort erfahren in einem solchen Fall meist gar nicht, dass ein möglicherweise verbotenes Tier überhaupt gehalten wird.

Gifttiere werden weiterhin online angeboten

Durch Testkäufe wollten Mitarbeiter von PETA Deutschland herausfinden, wie weit private Verkäufer gehen. Die erschreckende Resonanz: Die besuchten Anbieter hätten nicht gezögert, mehrere hochgefährliche Schlangen zu verkaufen – und das, obwohl keinerlei Fachwissen nachgefragt oder die künftige Haltung in irgendeiner Form geprüft wurde. Die Giftschlangen wurden in den überprüften Haushalten zudem in ungesicherten Terrarien gehalten.

Ein Verkäufer wollte seine Tiere loswerden, weil es ihm in den Sinn gekommen war, doch lieber eine andere Schlangenart halten zu wollen. Für viele Menschen stillt der Erwerb von gefährlichen Tieren offensichtlich eine Art Sammelleidenschaft – den Drang, etwas ganz Besonderes zu „besitzen“.

So gefährlich sind Gifttiere wirklich für Menschen

Immer wieder kommt es zu Fällen, in denen Reptilien und andere Exoten aus ihren Terrarien ausbrechen oder von ihren überforderten Haltern einfach ausgesetzt werden. Besonders starke und giftige Tiere werden dann schnell zur Gefahr für nichtsahnende Passanten. Besonders in den Sommermonaten, wenn wechselwarme Tiere aktiver werden, kommt es häufig zu Ausbrüchen. So sorgte im Sommer 2019 eine entflohene Kobra in Herne für Aufsehen, als deswegen mehrere Häuser geräumt werden mussten. Das gefährliche Tier konnte erst nach fünf Tagen eingefangen werden. [2]

Auch für die Gesundheit der Halter stellen Gifttiere und andere Exoten eine große Gefahr dar – nicht nur wegen ihrer Köperkraft oder ihrem Gift, sondern auch wegen Krankheitserregern wie Salmonellen. Es ist davon auszugehen, dass fast alle Reptilien in Gefangenschaft gefährliche Salmonellose-Erreger in sich tragen. Diese sind für die Tiere selbst nicht gefährlich, können jedoch auf Menschen übertragen werden. Gerade Kleinkinder und immungeschwächte Menschen sind gefährdet. [3] Nicht zuletzt können durch den Handel mit exotischen Wildtieren Erreger und Viren verbreitet werden, die Pandemien verursachen – wie zuletzt das Coronavirus. Auch das Ebola-Fieber und die Vogelgrippe haben gezeigt, wie gefährlich der Handel mit exotischen Tieren ist.

Gifttiere und Exoten leiden in Privathaltung

Giftige Tiere stellen nicht nur eine Gefahr für den Menschen dar – wie alle Exoten leiden sie enorm unter der Haltung in Gefangenschaft. Exotische Wildtiere können niemals artgerecht gehalten werden, da keine Privathaltung ihre Ansprüche an einen geeigneten Lebensraum erfüllen kann. Neben Platzmangel stimmen oftmals auch Temperatur, Lichtverhältnisse und Luftfeuchtigkeit nicht. Auch ihre Ansprüche an Vegetation und Nahrung sind sehr hoch. Viele Tiere leiden daher sehr in Privathaltung und erkranken oft durch Haltungsfehler. [4] Meist bemerken dies die Halter nicht, da Exoten stumm leiden. Stress und Angst aufgrund der Nähe zu Menschen äußern sich höchstens durch stereotypes Verhalten wie dem wiederholten Hochlaufen an Glaswänden. Da ihre Krankheiten oft nicht erkannt werden, sterben viele exotische Tiere frühzeitig. 

Was Sie tun können

  • Kaufen Sie niemals ein giftiges oder exotisches Tier. Exotische Wildtiere können niemals artgerecht gehalten werden und gefährden oft die Allgemeinheit.
  • Klären Sie Familie, Freunde und Bekannte über die Gefahren auf, die von Gifttieren in Privathaushalten ausgehen.
  • Unterschreiben Sie bitte unsere Petition für ein Importverbot für exotische Wildtiere.