
Jedes Jahr werden in Deutschland hunderttausende Reptilien und Amphibien wie Schlangen, Echsen oder Frösche auf Tierbörsen, im Internet und im Zoohandel verkauft. Gerade Tiere, die aktuellen „Trends“ entsprechen, wie Kornnattern oder Bartagamen, sind oftmals schon ab 10 Euro erhältlich.
Viele Menschen kaufen ein solch empfindliches Tier spontan und ohne Kenntnisse über seine hohen Ansprüche. Reptilien sind Wildtiere und daher nicht an eine Haltung in Wohnzimmern oder an ein Leben mit dem Menschen angepasst. Daher setzen wir uns für ein Haltungs- und Verkaufsverbot ein.
Nachfolgend finden Sie die 6 wichtigsten Gründe, warum Sie niemals Reptilien kaufen sollten.
Inhaltsverzeichnis |
1. Brutale Sterberaten beim Transport und im Handel
Die Sterberaten beim Transport, beim Einfangen in der Natur oder bei der Zucht liegen Studien zufolge bei bis zu 70 Prozent. Für Händler ist diese hohe Zahl an toten Tieren normal – sie wird im Preis und bei der „Bestellmenge“ einkalkuliert. [1]
Eine Recherche von PETA USA bei dem weltweit agierenden Großhändler USGE, der auch deutsche Großhändler beliefert, zeigte auf, dass von insgesamt 26.000 Tieren 80 % krank, verletzt oder bereits tot waren. Jede Woche wurden etwa 3.500 tote und sterbende Tiere „aussortiert“.

2. Horror hört im Wohnzimmer nicht auf
Die Tiere stammen aus den verschiedensten, teils ausgesprochen abgelegenen Regionen der Erde. Die Anforderungen an ihren Lebensraum unter anderem hinsichtlich Reviergröße, Vegetation, Luftfeuchtigkeit, Bodensubstrat, Lichtverhältnisse, Nahrung und Temperatur lassen sich mit der Haltung in einem Terrarium nicht vereinen. Allein der Blick eines Menschen kann ein Wildtier in Todesangst versetzen. In Gefangenschaft zeigen viele Reptilien oftmals auffälliges oder gar stereotypes Verhalten, das auf Angst und/oder Stress hindeutet, wie das ständige „Hochlaufen“ an den Glaswänden ihres Terrariums – denn in ihrer Welt, in der Natur, gibt es keine durchsichtigen Grenzen.
In den allermeisten Fällen sieht man Reptilien und anderen exotischen Tieren Unwohlsein, Krankheit oder Schmerzen nicht an. Reptilien leiden still. Viele Tiere sterben frühzeitig, weil der Halter eine Erkrankung gar nicht erkennt, die Behandlung zu spät begonnen wird oder schlichtweg kein fachkundiger Reptilien-Tierarzt in der Nähe ist. Eine tierärztliche Fallstudie an verstorbenen Reptilien kam zu dem Ergebnis, dass 51 % der untersuchten Tiere an Krankheiten litten, die durch Haltungsfehler verursacht wurden. [2] Viele Halter sind schnell mit den Tieren überfordert und setzen sie aus oder bringen sie in ohnehin bereits überfüllte Tierheime und Auffangstationen.

3. Eine Katastrophe für den Artenschutz
Um die Nachfrage der Reptilienszene zu befriedigen, werden die letzten artenreichen Regionen der Erde regelrecht geplündert. In den fünf Jahren zwischen 2013 und 2017 wurden laut offiziellen Eurostat-Statistiken 1,49 Millionen Reptilien nach Deutschland importiert. Viele dieser exotischen Tiere sind Wildfänge. Die Dunkelziffer liegt deutlich höher, da der florierende Schwarzmarkt nicht in der Zählung enthalten ist.
Der massenhafte „legale“ Handel ist wegen des großen Leids der Tiere eine Katastrophe für den Tier- und Artenschutz. Nur ein kleiner Teil der Arten ist geschützt, doch selbst diese werden von der Reptilienszene nicht in Ruhe gelassen. Der illegale Handel mit bedrohten Arten gilt mittlerweile nach dem Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel als größtes illegales Geschäft weltweit. [3]

Durch Falschdeklaration werden Artenschutzgesetze einfach umgangen. Aus einem illegalen Wildfang wird per Stempel schnell eine legale Nachzucht. Eine Untersuchung deckte beispielsweise auf, dass von den jährlich aus Indonesien exportierten Grünen Baumpythons 80 % illegal in freier Wildbahn gefangen und über „Zuchtfarmen“ mit dem Prädikat „In Gefangenschaft gezüchtet“ weiterverkauft wurden. [4] Die wahre Herkunft der Tiere lässt sich meist nicht überprüfen.
In vielen Fällen ist es schwierig und langatmig, einen ausreichenden Schutzstatus innerhalb des Artenschutzabkommens CITES für eine Tierart zu erreichen; und bis dies der Fall ist, können Wildtierhändler eine Art ungeschützt ausbeuten. Selbst wenn der Schutzstatus gegeben ist, fehlt es oft an Kontrollen und staatlicher Durchsetzung. So fangen kriminelle Händler unzählige Tiere ein, die in ihren Herkunftsländern geschützt sind, schmuggeln sie nach Europa und verkaufen sie hier völlig legal. Denn noch immer fehlen in der EU Gesetze, die den Handel mit Tieren verbieten, die nur in ihren Herkunftsländern geschützt sind.

4. Überträger gefährlicher Krankheitserreger
Von den sogenannten exotischen „Haustieren“ gehen für den Menschen hauptsächlich zwei Gefahren aus:
Zum einen können viele Reptilien dem Menschen durch Gift oder Körperkraft gefährlich werden. Die Gefahrtierverordnungen der einzelnen Bundesländer weichen stark voneinander ab; in rund der Hälfte der Länder gibt es gar keine Beschränkungen. Immer wieder kommt es zu Meldungen über Ausbrüche gefährlicher Tiere, die im Internet und auf vielen Reptilienbörsen problemlos zu erwerben sind. Doch auch das Verletzungspotenzial durch große Würgeschlangen oder Leguane ist nicht zu unterschätzen. Immer wieder ereignen sich Vorfälle, bei denen Menschen zu Tode kommen. [5]
Darüber hinaus tragen geschätzte 90 % aller in Gefangenschaft gehaltenen Reptilien Salmonellose-Erreger in sich. Für die Tiere selbst sind die Erreger unproblematisch, auf den Menschen übertragen können die – oft exotischen Stämme – allerdings zu schweren Erkrankungen führen. Gerade Säuglinge, Kleinkinder und Immungeschwächte sind gefährdet. Das Robert Koch-Institut bestätigte 2013 in einer Veröffentlichung, dass durch Reptilien verursachte Infektionen bei Säuglingen in den vergangenen Jahren zugenommen haben und jede dritte Salmonelleninfektion bei Kindern von exotischen Tieren stammt. Das Laut Institut schreibt:
„In der Bevölkerung sind die daraus resultierenden Infektionsrisiken bis heute zu wenig bekannt. Beim Kauf von Schlangen, Bartagamen, Geckos, Chamäleons und anderen Reptilien bedenken die meisten Tierliebhaber nicht, dass Reptilien Träger und Ausscheider von Salmonellen sind. […] Eine Infektion erfolgt direkt über körperlichen Kontakt mit Reptilien oder indirekt über den Kontakt mit Gegenständen (z. B. auf dem Boden, wo die Kinder krabbeln), die von Familienmitgliedern oder durch Reptilien kontaminiert wurden.“ [6]
Robert Koch Institut
5. Furchtbare Bedingungen auf Börsen und bei Zoohändlern
Auf Reptilienbörsen werden die exotischen Tiere wie billiger Trödel angeboten und häufig in kleinen Plastikboxen oder strukturlosen Glaskästen an jeden Interessenten verkauft. Das Wohlergehen der Tiere steht bei diesem skrupellosen Handel ganz hinten an, denn die Züchter und Verkäufer wollen mit den Exoten vor allem möglichst viel Geld verdienen. Eingesperrt in winzige Plastikboxen ohne Rückzugsmöglichkeiten sind die Tiere den Blicken der Menschen ausgesetzt, die sie in große Angst versetzen.
Zudem sind Terraristikbörsen auch ein Umschlagplatz für den illegalen Handel – immer wieder werden rund um solche Veranstaltungen Verstöße aufgedeckt, so etwa bei der Terraristika in Hamm. Bei deutschen Großhändlern und im Handel werden die empfindlichen Tiere, die eigentlich Bewohner von Wüsten, Gebirgen, tropischen Wäldern oder Savannen sind, in Plastikboxen, sogenannten Rackboxen, auf Vorrat gehalten, oftmals über viele Jahre.
6. Reale Bedrohung für die heimische Fauna
Immer wieder entkommen exotische Tiere aus Wohnzimmern oder werden einfach ausgesetzt. Die meisten exotischen Tiere sterben qualvoll, doch einige der sogenannten Neozoen sind durch das Einbringen von Krankheiten oder als Fressfeinde eine ernste Bedrohung für die heimische Tierwelt.
So hat sich beispielsweise der Tigerpython in den letzten Jahren in Florida explosionsartig ausgebreitet, oder der Amerikanische Ochsenfrosch in Deutschland und Frankreich. Natürliche Feinde haben diese Tiere in ihren neuen Lebensräumen kaum. Forscher stellten in einer Studie über Tierbörsen in Europa fest, dass 28 % der dort gehandelten Tierarten in der Vergangenheit bereits als invasive Arten auftraten. [7] Als erhebliche Bedrohung für die heimische Fauna gilt beispielsweise auch die Ausbreitung eines Pilzes namens Batrachochytrium salamandrivorans, der in den Niederlanden innerhalb von zwei Jahren die Wildpopulation des streng geschützten Feuersalamanders um 96 % reduziert hat. [8] Der Pilz kommt aus Asien und gelangte über den Handel mit exotischen Tieren in die Natur [9]. Mittlerweile gibt es auch in Deutschland erste Meldungen über den sogenannten „Salamanderfresser“.

Was Sie tun können
- Unterstützen Sie den Handel mit Reptilien und Amphibien nicht!
- Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Verbot der Terraristika – der größten Reptilienbörse der Welt.
-
Quellen:
[1] Toland, Elaine/Warwick, Clifford/ Arena, Phillip: Pet Hate, in: The Biologist, Vol. 59 No. 3, 2012.
[2] Schmidt, Volker: Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie, 4. Leipziger Tierärztekongress, 2008
[3] Pro Wildlife “Tierhandel”, https://www.prowildlife.de/tierhandel/, zuletzt eingesehen am 13.08.2019
[4] Lyons, J.A./Natusch, D.J.D: Wildlife laundering through breeding farms: Illegal harvest, population declines and a means of regulating the trade of green pythons (Morelia viridis) from Indonesia, in: Biol. Conserv. (2011).
[5] Stern: Python-Attacke „Unsere blöde Schlange hat das Baby erwürgt“, https://www.stern.de/panorama/python-attacke–unsere-bloede-schlange-hat-das-baby-erwuergt–3806766.html, zuletzt eingesehen am 05.08.2019
[6] Robert Koch Institut: Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien, in: Epidemiologisches Bulletin, 4. März 2013, Nr. 9.
[7] Warwick, Clifford/Steedman, Catrina/Arena, Phillip: Amphibian and Reptile Pet Markets in the EU: An Investigation and Assessment, 2012.
[8] Science Magazine: Recent introduction oif a chytrid fungus endangers Western Palearctic salamanders: https://science.sciencemag.org/content/346/6209/630, zuletzt eingesehen am 14.08.2019
[9] WDR Wissen: Hautpilz bedroht Feuersalamander im Ruhrgebiet: https://www1.wdr.de/wissen/natur/bedrohter-feuersalamander-infektion-ruhrgebiet-100.html, zuletzt eingesehen am 26.09.2019