Jagdhunde – grausame Ausbildung und gefährliche Einsätze

Viele Jäger:innen benutzen Hunde als „Helfer“ bei der Jagd. Die Aufgaben der sogenannten Jagdhunde liegen dabei vorrangig im Aufspüren, Verfolgen, Töten und Apportieren von Wildtieren wie Rehen, Wildschweinen, Füchsen oder Vögeln. Einige Bundesländer, wie beispielsweise Niedersachen, schreiben sogar vor, dass jeder Jäger einen „brauchbaren“, geprüften Jagdhund zur Verfügung hat.

Oftmals behaupten Jäger:innen, dass die Hunde aus Tierschutzgründen eingesetzt werden. Das angeschossene und verletzte Wildtier soll durch den Hund schneller gefunden werden, sodass ihm ein qualvoller Tod erspart bliebe. Doch wenn man betrachtet, wie viele Tiere für die Jagdhundeausbildung gequält und getötet werden, verblasst das Argument des Tierschutzes sehr schnell. Auch werden die Hunde in für sie gefährliche Situationen geschickt, und es ist keine Seltenheit, dass ein Jagdhund im „Einsatz“ schwer verletzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Was sind typische Jagdhunde?

In Deutschland werden vor allem folgende Hunderassen für die Jagd missbraucht:

  • Deutsch Drahthaar
  • Deutsch Kurzhaar
  • Bracke
  • Jagdterrier
  • Münsterländer
  • Weimeraner
  • Irish Setter
  • Beagle
  • Dackel

Viele der sogenannten Jagdhunderassen sind Qualzuchten, die ihr Leben lang unter zuchtbedingten Fehlbildungen und Krankheiten leiden. Beispielsweise leiden Dackel häufig unter Fehlstellungen der viel zu kurzen Beine und Bandscheibenvorfällen. Viele Dackel werden durch einen Bandscheibenvorfall gelähmt und können nie wieder selbstständig laufen.

jagdhund

Welche Prüfungen gibt es für Jagdhunde?

Die Ausbildung der Hunde beginnt im Welpenalter und dauert ca. zwei Jahre. Abgeschlossen wird sie mit der „Brauchbarkeits-“ oder „Jagdeignungsprüfung“. Hunde, die nicht im Zuchtbund eines Rassevereins eingetragen sind, werden meist gar nicht erst zur Prüfung zugelassen. [3]

Besteht der Hund diese Prüfung nicht, ist er für die Jagd nicht „brauchbar“, und ein neuer Hund wird gekauft. Während tausende Hunde in Tierheim auf ein neues Zuhause warten, fördert jeder gekaufte Jagdhund die Situation der heimatlosen Hunde nur noch mehr. Auch nicht „brauchbare“ Jagdhunde landen oft im Tierheim und müssen dort auf liebe Menschen hoffen, die sich ihrer annehmen.

So tierquälerisch ist die Ausbildung von Jagdhunden

In der Ausbildung werden sogenannte Jagdhunde oft durch Schmerzzufügung zum Gehorsam gezwungen. Auch heute noch gehören Elektroreizgeräte, Stachelhalsbänder, Tritte auf die Pfoten, Kniffe in die Ohren und teils auch Schläge zu den Mitteln, die viele Jäger:innen in der Hundeausbildung leider noch immer verwenden. Erziehungsmethoden, die auf Vertrauen und ausschließlich positiver Bestärkung basieren, werden von den meisten Jäger:innen vehement abgelehnt. „Traditionelle“ Methoden und das Erziehen mit Härte und Zwang seien bei der Ausbildung der Jagdhunde notwendig. [1]

Wildschwein steht vor Jagdhund

Enten und Füchse gequält für Training mit lebenden Tieren

Um den Hunden das Apportieren beizubringen, ist es meist üblich, dass Jäger:innen einer lebenden Ente die Flügel stutzen, verkleben oder mit einer Papiermanschette versehen, sodass diese nicht wegfliegen kann. [2] Die Ente wird anschließend im Schilf eines Gewässers ausgesetzt, wo der Hund sie finden und holen soll. Diese Ausbildungsmethode ist lediglich in Berlin verboten.

Besonders grausam ist auch das Training in sogenannten Schliefenanlagen. Hier sollen Hunde für die Baujagd ausgebildet werden, indem sie in einem künstlich angelegten Tunnelsystem lebendige Füchse aufspüren und jagen. Die Füchse werden oft ihr ganzes Leben lang in der Anlage oder einem Tierpark eingesperrt und sind in Todesangst bei jedem Hund, der auf sie gehetzt wird. Obwohl der Kessel, in dem sie sitzen müssen, bis der Hund sie findet, durch ein Gitter abgetrennt ist, erleiden die Füchse panische Angst und erheblichen Stress. Nicht umsonst findet das Training in den Schliefenanlagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

jagdhund

Zahllose Hunde werden bei der Jagd verletzt

Hunde sind bei der Jagd besonders gefährdet – durch Umweltfaktoren wie Äste oder Dornen, unverträgliche Jagdhunde und durch den Jäger selbst. Immer wieder gibt es Fälle, bei denen Hunde von Jägern versehentlich erschossen werden.

Auch bei großer Anstrengung, wie beispielsweise der Baujagd, kann der Hund plötzlich unter einer Kreislaufschwäche leiden, umfallen oder Hustenanfälle bekommen. Zusätzlich können Schmutz und Staub in den Tunneln die Augenlider der Hunde verkleben und sogar entzünden. Auch abgebrochene Zähne, ansteckende Krankheiten wie Räude und Ohrenentzündungen treten häufig bei der Baujagd (Title: Baujagd bei Füchsen) auf. [4]

Der renommierte Tierarzt Dr. Ralf Unna berichtet hierzu:

„So sie denn lebend wieder herauskommen, dann sind sie oft schwer zugerichtet. Ich kann Ihnen von sieben- bis achtfachen Unterkieferbrüchen berichten, […] von Tieren, die multiple Verletzungen an den Vorderläufen und im Gesichtsbereich haben und über Wochen gepflegt werden müssen, um überhaupt überleben zu können. Das heißt, hier ist ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, wenn das durchkäme, sehr eindeutig.“ [5]

Tierarzt Dr. Ralf Unna

Eine große Gefahr geht für die Hunde von den Wildtieren aus, auf die sie von den Jäger:innen gehetzt werden. Wenn ein Hund Füchse oder Dachse aus ihrem Bau treiben soll, kommt es oft zu blutigen Kämpfen um Leben und Tod. Nicht selten werden die Hunde von den unter Todesangst stehenden Wildtieren gebissen. Die Hunde werden mit dem Kopf voran in den Bau geschickt, weshalb sie besonders oft an Augen, Lefzen, Kiefer und Hals verletzt werden. Die meisten Hunde werden jedoch von Schwarzwild verletzt. Eine Umfrage von März 2019 ergab, dass 95 Prozent der Hunde von Schwarzwild verletzt wurden. [6] Rund jeder dritte Hund wurde an den Hinterbeinen verletzt. Zwar gibt es inzwischen spezielle Schutzwesten für Jagdhunde, doch keine der Westen schützt diesen besonders gefährdeten Körperbereich effektiv.

Es gibt unzählige Ratgeber und Leitfäden für das Versorgen von Wunden bei Jagdhunden, in denen Jäger:innen erklärt wird, wie sie Erste Hilfe leisten und ihren Hund versorgen. Das allein zeigt, wie häufig Hunde bei der Jagd verletzt werden und dass Jäger:innen dennoch bereit sind, ihre „Helfer“ diesen großen Gefahren auszusetzen.

Wie Sie Jagdhunden helfen können

Wenn Sie nach reiflicher Überlegung entschieden haben, einem Hund ein neues Zuhause zu geben, können Sie einen ehemaligen Jagdhund bei sich aufnehmen. Fragen Sie einfach im Tierheim oder bei Tierschutzvereinen nach, die sich um die Vermittlung von Hunden aus der Jagd kümmern.