
Nachdem NRW und BW die Jagd auf Katzen und Hunde im Zuge von Jagdgesetzänderungen weitgehend verboten haben, schätzt PETA die Anzahl der in Deutschland getöteten Katzen noch auf 200.000 Tiere pro Jahr. Genaue Zahlen zu den Abschüssen gibt es nicht, weil in den meisten Bundesländern keine Meldepflicht besteht.
Um die massenhaften Tötungen zu rechtfertigen, hängt die Jägerschaft der Hauskatze das Image eines Vogelkillers an, der angeblich ganze Vogelpopulationen auslöscht. Seriöse Beweise oder belastbare Studien aus der Wissenschaft fehlen für diese Behauptung jedoch.
Katzen sind keine Bedrohung für die Artenvielfalt
Katzen stellen keine Bedrohung für die Artenvielfalt in unserer Vogelwelt dar. Laut einer Studie der „Gesellschaft für Säugetiere“ bestand die Beute der untersuchten 986 Katzen zu 68,6 Prozent aus Säugetieren, darunter hauptsächlich Nager. (1) Dass freilaufende Katzen gelegentlich auch Vögel erbeuten, ist nicht abzustreiten. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um weit verbreitete Arten wie Amseln, Rotkehlchen, Haussperlinge, Meisen und Finken. (1) (2) Laut dem Expertenbericht „Vögel in Deutschland“ (2008), der vom Bundesamt für Naturschutz, vom Dachverband Deutscher Avifaunisten und von der Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten herausgegeben wurde, sind Buchfink, Haussperling, Amsel und Kohlmeise die vier häufigsten Brutvögel Deutschlands. (3)
In einem Bericht von 2012 weisen die Experten zudem darauf hin, dass gegenwärtige Populationsrückgänge, wie die des Haussperlings, überwiegend auf Nahrungsmangel und verringerte Brutmöglichkeiten zurückzuführen sind. Populationen der meisten Garten- und Siedlungsvögel hingegen sind weitgehend stabil. (4) Bei einer näheren Untersuchung der Populationsentwicklung einer Vogelart in Gebieten mit hoher Katzendichte konnte kein nennenswerter Einfluss festgestellt werden. (5) Auch die renommierte Zoologin Sarah Niemann von der britischen Königlichen Gesellschaft für Vogelschutz (RSPB) unterstreicht, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass Katzen eine ernsthafte Bedrohung für Gartenvogelpopulationen darstellen. (2)
Doch es gibt tatsächlich Populationsrückgänge bei bestimmten Vogelarten. Davon sind aber hauptsächlich jene Arten betroffen, die Agrarlandschaften bewohnen. Experten sehen das Problem vor allem in der Zerstörung von Lebensräumen durch die anhaltende Intensivierung der Landwirtschaft und im vermehrten Einsatz von Pestiziden. (4) Diese Bestandsrückgänge den Hauskatzen anzulasten, ist absurd, insbesondere weil sich Hauskatzen überwiegend in Siedlungsbereichen aufhalten und die gefährdeten Vogelarten nicht zu ihrem Beutespektrum gehören.
Grausamer Tod durch Abschuss und Fallen
Eine Katze gilt als „wildernd“, wenn sie im Jagdbezirk in einer Entfernung von mehr als 200 bis 500 m (je nach Bundesland) vom nächsten Haus angetroffen wird. So werden die geliebten Familienmitglieder ohne jeglichen ersichtlichen Beweis für „Wilderei“ getötet oder durch Schüsse oder eine Schlagfalle schwer verletzt – eine Meldepflicht besteht in den meisten Bundesländern nicht. Viele der Tiere sterben einen langsamen qualvollen Tod.

Bei den betroffenen Tierhaltern löst der Verlust stets große Trauer aus. Da das Töten von Katzen durch Jäger in der Bevölkerung auf breite Ablehnung stößt, werden die Vierbeiner nach dem Abschuss meist nicht gemeldet, sondern vergraben, am Straßenrand „entsorgt“ oder sogar zusätzlich überfahren, um einen Unfalltod vorzutäuschen.
Kastrationspflicht ist die nachhaltige Lösung
Da sich Katzen rasant vermehren, bewirken Tötungen keine Reduzierung der Population. Es kommen immer wieder neue Tiere nach. Deshalb haben zahlreiche Städte und Gemeinden die Kastrationspflicht für freilaufende Katzen eingeführt und sich damit für eine nachhaltige und tierfreundliche Regelung entschieden. Ein weiterer Anstieg der Katzenpopulation kann durch diese Maßnahme dauerhaft verhindert werden.

Was Sie tun können
- Bitten Sie Ihre Landesregierung, die Tötung von Katzen und Hunden durch Jäger zu verbieten.
- Schreiben Sie Leserbriefe an Redaktionen, wenn Sie Artikel lesen, die auf mangelnden Fakten beruhen und für den Abschuss von Katzen argumentieren.
- Wenn Sie Jägern im Wald begegnen, konfrontieren Sie sie höflich mit den Fakten und fordern Sie sie auf, die Jagd auf Haustiere zu unterlassen.
- Unterstützen Sie unsere Forderung nach dem Heimtierschutzgesetz und der darin festgelegten Kastrationspflicht für freilaufende Katzen.
-
Quellen
(1) Woods M., Mc Donald R. & Harris S. (2003) Predation of wildlife by domestic cats Felis catus in Great Britain. Mammal Rev. 2003. Volume 33 No. 2. S. 174-188.
(2) Niemann S. (2010) Katzen und Vögel. Der Falke 57.
(3) DDA, BfN & LAG VSW (2008) Vögel in Deutschland – 2008. DDA, BfN, LAG VSW, Münster.
(4) Sudfeldt, C., F. Bairlein, R. Dröschmeister, C. König, T. Langgemach & J. Wahl (2012) Vögel in Deutschland – 2012. DDA, BfN, LAG VSW, Münster.
(5) Weggler & Leu (2001) Eine Überschuss produzierende Population des Hausrotschwanzes (Phoenicurus ochruros) in Ortschaften mit hoher Hauskatzendichte (Felis catus). Journal für Ornithologie. July 2001 Volume 142 Issue 3. S. 273-283.