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Die Spinne – 12 faszinierende Fakten über Spinnen

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Spinnen gibt es in den unterschiedlichsten Formen, Farben und Größen. Bislang konnten Forschende weltweit rund 52.000 Spinnenarten [1] entdecken – sie gehen jedoch von weit mehr als 80.000 unerforschten Arten aus. Insgesamt 1.000 Spinnenarten leben hier in Deutschland [2] – doch wie viele davon sind wirklich giftig? Und haben Spinnen eigentlich ein Herz?

1. Spinnen sind keine Insekten

Spinnen gehören einer eigenen Klasse an: den Spinnentieren, zu denen auch Skorpione, Weberknechte, Milben und Zecken gehören. Im Vergleich zu Insekten, wie etwa Ameisen, sind Spinnen nicht drei-, sondern zweigliedrig. Sie verfügen über zwei Körperpartien: den Vorder- und den Hinterleib. Darüber hinaus besitzen Spinnen acht Beine, Insekten dagegen nur sechs. Während viele Insektenarten Flügel entwickeln, gibt es keine fliegende Spinnenart.

2. Spinnenherzen sitzen im Hinterleib

Zunächst einmal: Spinnen verfügen über die gleichen Organe wie alle Tiere. Aufgrund ihrer zweigeteilten Form sind diese jedoch anders verteilt als bei den meisten Säugetieren: Während im Vorderkörper Gehirn, oftmals Giftdrüsen und die Verdauungsorgane sitzen, befindet sich ihr Herz im Hinterleib. [3] Übrigens: Auch Spinnen benötigen Sauerstoff zum Überleben. Wie das Herz sind auch die Atemorgane im Hinterleib der Tiere zu finden.

Spinne auf einem Baumstamm
Der Hinterleib von Spinnen beherbergt wichtige Organe wie das Herz.

Wie lange lebt eine Spinne?

Spinnen haben je nach Art eine sehr unterschiedliche Lebenserwartung – von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahrzehnten. In kälteren Regionen leben sie länger, da sie langsamer wachsen. [4] Weibchen überdauern Männchen oft deutlich, während webende Arten generell kürzer leben als grabende oder jagende Spinnen. [5]

  • Durchschnittliche Lebensdauer: Die meisten heimischen Spinnen (z. B. Kreuzspinnen) leben etwa 1 bis 2 Jahre, wobei Männchen oft schon nach der Paarung sterben.
  • Kurzlebige Arten: Einige kleine Spinnen, beispielsweise die Kugelspinne, überdauern nur einige Monate.
  • Langlebige Ausnahmen: Falltürspinnen und Vogelspinnen können bis zu 20 oder 30 Jahre alt werden.

3. Die Superkraft der Spinnen ist ihr Tastsinn

Obwohl Spinnen vier Augenpaare besitzen, ist ihr Trumpf der einzigartige Tastsinn. Mit sogenannten Becherhaaren an den Beinen erspüren die Tiere neben ihrer direkten Umgebung sogar Schallwellen und Erschütterungen in der Umgebungsluft. Die Beinhaare sind so empfindlich, dass Spinnen punktgenau einschätzen können, aus welcher Richtung und von welchem Fleck aus sich potenzielle Feinde oder Beutetiere nähern. [6]

4. Spinnen essen mehr als Wale

Spinnen sind für unser Ökosystem wichtiger, als vielen Menschen bewusst ist. Forschende fanden heraus, dass Spinnen weltweit mehr Biomasse verspeisen als Wale – und zwar in Form von Insekten, anderen Spinnen oder – je nach Größe – sogar kleinen Vögeln, Fröschen und Mäusen. Alle Spinnen der Welt vertilgen im Jahr zusammen bis zu 800 Millionen Tonnen Beutetiere. [7]

Zum Vergleich: Alle Wale in den Weltmeeren ernähren sich von bis zu 500 Millionen Tonnen Biomasse pro Jahr. [8] Im Fazit heißt das: Spinnen regulieren den weltweiten Insektenbestand wie kaum eine andere Tierart – und dienen im Umkehrschluss auch zahlreichen anderen Tieren als Nahrung.

Spinne umwickelt ihre Beute
Die meisten Spinnen ernähren sich von Insekten, zum Teil auch von kleineren Spinnen.

5. Spinnen sind kreative Jäger

Auf ihrer Suche nach Nahrung haben sich die unterschiedlichen Spinnenarten ausgesprochen kreative Jagdarten angeeignet – darunter Anpirschen, Lauern, Anspringen. Manche Spinnenarten arbeiten mit Falltüren, andere, wie etwa die Kescherspinne, „bewerfen“ ihre Beute buchstäblich mit Fangnetzen. Allen Spinnenarten gemein ist, dass sie ihre Beute mit Gift lähmen. Anschließend injizieren sie eine Flüssigkeit, die dazu führt, dass sich das Innere der Beutetiere zersetzt, sodass die Spinne den entstandenen Brei einfach aufsaugen kann. [9]

6. Manche Spinnen sind Vegetarier

Nicht alle Spinnen ernähren sich ausschließlich von Fleisch. 60 Arten leben vegetarisch und beziehen einen Teil ihrer Nährstoffe aus pflanzlichen Quellen wie Bäumen, Orchideen und Gräsern. [10] Wie Forschende beobachten konnten, stehen etwa bei Springspinnen vor allem Blätter, Pollen und Samen hoch im Kurs. [11]

In Costa Rica ist eine fast vollständig vegetarische Spinne zu finden – die Bagheera kiplingi. Diese Spinnenart lebt in einer Symbiose mit Akaziensträuchern und Ameisen: Die Ameisen schützen die Pflanze und die Akazie bildet als Gegenleistung sogenannte Futterkörperchen. Die Spinne ist so schnell und geschickt, dass auch sie sich von diesen Futterkörperchen ernähren kann. [12]

Bagheera Kiplingi Spinne
Die Bagheera kiplingi ernährt sich überwiegend pflanzlich.

7. Spinnennetze sind architektonische Wunder

Die Fäden, die Spinnen in ihrem Hinterleib herstellen, werden auch Spinnenseide genannt. Sie sind enorm widerstandsfähig und 25-mal belastbarer als ein Stahlseil gleicher Stärke. [13] Damit gehören Spinnenfäden zu den strapazierfähigsten Fasern, die die Natur zu bieten hat. Ihre selbst produzierten Fäden nutzen Spinnen zum Nestbau. Von den bekannten Radnetzen über Baldachinnetze, die sich wie ein Dach über Grashalme spannen, bis hin zu Trichterbauten aus Spinnenseide: Die Komplexität von Spinnennetzen ist so beeindruckend, dass einige Bauprinzipe auch in den Designs erdbebensicherer Brücken und zur Verringerung der Lärmbelästigung in Gebäuden zu finden sind. [14]

8. Männliche Spinnen balzen

Die Paarung läuft bei Spinnen meist gleich ab, wobei vor allem die männlichen Spinnen mit Brautgeschenken auftrumpfen. Dazu gehören Zupfkonzerte an Fäden oder tote Insekten, die sie der Angebeteten in Form von in Spinnenseide verpackten „Fresspaketen“ zukommen lassen. Manchmal spinnt das männliche Tier die weibliche Spinne vor dem Akt ein, da diese ihren Liebhaber nach der Befruchtung sonst aufessen würde. Forschende fanden heraus, dass sich in den Geschlechtsorganen männlicher Spinnen Nervenzellen befinden. [15] Das könnte darauf hindeuten, dass die Tiere beim Sex Spaß empfinden.

Spinnenpaar auf einem Netz
Manchmal fressen weibliche Spinnen die männliche Artgenossen sogar schon vor der Paarung.

Welche Spinne stellt sich tot, um sich zu paaren?

Die Listspinne (Pisaura mirabilis) hat eine außergewöhnliche Paarungsstrategie entwickelt: Das Männchen bringt dem Weibchen ein sogenanntes Brautgeschenk – meist ein verspeisbares Insekt, kunstvoll in Spinnseide eingewickelt. Um nicht selbst zum Snack zu werden, stellt sich das Männchen bei der Annäherung tot. Während das Weibchen das Präsent begutachtet, „erwacht“ der Verehrer plötzlich wieder zum Leben und nutzt den Moment, um sich schnell zu paaren. Diese clevere Taktik senkt das Risiko, gegessen zu werden, und erhöht seine Chancen auf erfolgreiche Fortpflanzung. [16]

9. Springspinnen stillen ihren Nachwuchs

Manche Spinnen tun etwas, das eigentlich Säugetieren vorbehalten gilt: Sie stillen ihre Kinder. Eine Spinnenart aus der Familie der Springspinnen versorgt ihren Nachwuchs mit einer Art Muttermilch, die einen viermal höheren Proteingehalt aufweist als Kuhmilch. [17] Das Säugen von Kindern, wie es unter anderem bei Menschen, Kühen und Delfinen der Fall ist, steht für eine besonders lange und fürsorgliche Beziehung der Mütter zu ihren Kindern.

Kann eine Spinne schwanger werden?

Spinnen werden nicht im herkömmlichen Sinne „schwanger“, wie es bei Säugetieren der Fall ist. Statt den Nachwuchs im Körper zu tragen, bilden Spinnen nach der Befruchtung durch ein Männchen Eier in einer speziellen Körpertasche (Spermathek). Je nach Spinnenart legen die Weibchen die Eier in einer Art Kokon ab oder tragen sie mit sich herum.

10. Spinnen beißen Menschen nur im Notfall

Die meisten Spinnenbisse verlaufen harmlos, in einzelnen Fällen kann es zu allergischen Reaktionen, Entzündungen und Muskelkrämpfen kommen. Spinnen beißen vor allem als Verteidigungsmaßnahme zu, wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlen und keinen anderen Ausweg sehen oder ihr Nest bedroht wird. Wie bei Bienen- oder Wespenstichen kann auch ein Spinnenbiss zu einer allergischen Reaktion führen.

Spinne auf dem Arm eines Menschen
Ein Großteil der Spinnen in Deutschland ist harmlos, dennoch ist bei Spinnenbissen Vorsicht geboten.

11. Hitze hilft gegen Spinnenbisse

In Deutschland lebt nur eine Handvoll giftiger Spinnen. Als Folge der Klimakatastrophe werden hierzulande jedoch immer häufiger Arten wie die Europäische Schwarze Witwe oder die Dornfingerspinne gesichtet, die eigentlich in wärmeren Mittelmeerregionen beheimatet sind. Spinnenbisse lassen sich it einem Mückenstift behandeln, der in der Apotheke erhältlich ist. Außerdem hilft es, einen unter heißem Wasser erhitzten Löffel auf den Biss zu drücken, denn die Hitze zersetzt die Giftproteine. [18]

12. Warum ziehen tote Spinnen die Beine an?

Der typische „eingeklappte“ Zustand toter Spinnen liegt an ihrem hydraulischen Beinantrieb: Spinnen besitzen keine Muskeln, um ihre Beine zu strecken – stattdessen pumpen sie Körperflüssigkeit (Hämolymphe) in die Gliedmaßen, um sie auszufahren. [19] Stirbt die Spinne, fällt der hydraulische Druck weg. Daraufhin ziehen sich die Beine zusammen und die durch Beugemuskeln gesteuerten Gelenke klappen wie bei einer federlosen Klappkarte ein. Wenn das Exoskelett der Spinne nach dem Tod austrocknet und schrumpft, verstärkt sich der Effekt der angezogenen Beine.

So helfen Sie Spinnen

Auch wenn Sie zu denjenigen gehören, die unter Arachnophobie leiden, also Angst vor Spinnen haben: Bitte töten Sie die Spinnen nicht. Lesen Sie unseren Beitrag und erfahren Sie, welche  tierfreundlichen Maßnahmen Sie anwenden können, wenn Sie Ihr Zuhause nicht mit einer Spinne teilen möchte.