Olympia 2020: Deutsche Reiterin verprügelt Pferd

Update 27. Januar 2022

Verfahren gegen Schleu und Raisner gegen Zahlung von Geldbuße eingestellt

Mitte Januar gaben die Rechtsanwälte von Annika Schleu und Bundestrainerin Kim Raisner bekannt, dass die Ermittlungen gegen die beiden Frauen eingestellt wurden. Schleu soll nach Angaben ihrer Anwälte 500 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen und auch Raisners Anwalt teilte mit, dass das Verfahren „gegen Zahlung eines geringen Geldbetrages“ ebenfalls an eine gemeinnützige Einrichtung geschlossen werde. [1]

Wir von PETA Deutschland werten es als positiv, dass die Staatsanwaltschaft unserer Auffassung gefolgt ist, dass Schleu und Raisner mit der Gewalt gegen das Pferd Saint Boy gegen das Tierschutzrecht verstoßen haben. Unserer Meinung nach hätte die Misshandlung des Pferdes höhere Strafen gerechtfertigt. Der Vorfall und die verhältnismäßig geringen Strafen für Raisner und Schleu zeigen erneut, dass nur eine Abschaffung von Pferdesportveranstaltungen die Tiere wirklich vor Missbrauch schützen kann.

Update 5. Oktober 2021

Wie verschiedene Medien bekannt gaben, wurde von der Staatsanwaltschaft Potsdam das Strafverfahren gegen die Athletin im Modernen Fünfkampf Annika Schleu und der Bundestrainerin Kim Raisner eingeleitet. [2]

Update 9. September 2021

Enttäuschend: Weltverband des Modernen Fünfkampfs spricht Reiterin frei

Anfang September sprach der Weltverbands UIPM für Modernen Fünfkampf die Reiterin Annika Schleu des Vorwurfs frei, Gerte und Sporen übermäßig gebraucht zu haben. Bundestrainerin Kim Raisner, die das Pferd Saint Boy in Tokio ebenfalls schlug, erhielt einen Verweis und muss ein Trainingsseminar zum richtigen Umgang mit Pferden absolvieren. Anschließend darf sie ihrem Beruf weiter nachgehen.

Wir von PETA Deutschland halten das milde Urteil des UIPMs für inakzeptabel und sehen uns in der Forderung nach einem Verbot des sogenannten Pferdesports bei den Olympischen Spielen bestätigt. Wir halten an unserer Strafanzeige gegen Schleu und Raisner wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz fest und hoffen auf eine angemessene Strafe.

Update 26. August 2021

PETA erstattet Strafanzeige gegen Reiterin und Bundestrainerin

Wir von PETA Deutschland haben Strafanzeige gegen die Reiterin Annika Schleu wegen des Verdachts der quälerischen (§ 17 Nr. 2b TierSchG) und der rohen (§ 17 Nr. 2a TierSchG) Tiermisshandlung sowie gegen die Bundestrainerin Kim Raisner wegen des Verdachts der Beihilfe zur quälerischen bzw. rohen Tiermisshandlung erstattet. Schleu misshandelte bei den Olympischen Spielen in Tokio Anfang August 2021 das Pferd Saint Boy mit mehreren Tritten und Schlägen, während Raisner sie in ihrem Tun bestärkte.

Update 9. August 2021

Bundestrainerin vom Modernen Fünfkampf ausgeschlossen

Die Bundestrainerin im Modernen Fünfkampf, Kim Raisner, ist vom Weltverband für Modernen Fünfkampf (UIPM) von den Olympischen Spielen in Tokio ausgeschlossen worden. Nachdem sie die Athletin Annika Schleu aufforderte, „richtig draufzuhauen“ und dem Pferd zusätzlich von der Seite einen Stoß mit ihrer Faust versetzte, gab der UIPM am Samstag, den 7. August 2021, bekannt, dass Kim Raisner am Wettkampftag der Männer nicht teilnehmen wird. [3]

Nach dem Ereignis, bei dem die 31-jährige Athletin Annika Schleu während der Olympischen Spiele in Tokio in der Disziplin Springreiten im Modernen Fünfkampf massiv mit einer Gerte auf das ihr zugeloste Pferd Saint Boy einschlug, ihm zusätzlich mehrere harte Stöße mit den Sporen in den sensiblen Pferdebauch versetzte, äußerten sich sowohl Raisner als auch Schleu, sich keiner Schuld bewusst zu sein.

„Ich bin weit davon entfernt, Tiere zu quälen. Ich liebe Tiere, ich liebe Pferde. Wir verdreschen unsere Pferde nicht“

so die Bundestrainerin in einem Stern-Interview. [3]

Die Aufnahmen zeigen etwas anderes:

In der Video-Sequenz ist deutlich zu sehen, dass die Reiterin massiv und brutal auf das Pferd einschlägt. Ähnliche Szenen sind auch im internationalen Springreiten bekannt.

Weiter äußert sich Raisner: „Wenn man ein Pferd vorwärts reiten will, dann muss man die Zügel locker lassen, was Annika gemacht hat, und haut hinten drauf. Damit verprügelt man aber noch nicht sein Pferd. Es war ein Gerteneinsatz.“ [4] Sie drückt damit aus, was in vielen Reitställen Alltag ist: Das Pferd muss „Gehorsam“ zeigen – ob es will oder nicht. Sogenannte Hilfsmittel wie Gebisse, Sporen und Gerten sind nichts anderes als Folterwerkzeuge, die dazu dienen, Pferde das abrufen zu lassen, was Reiter:innen von ihnen erwarten. Jeder Tritt, jedes Zerren und jeder Schlag tut dem Pferd weh. Sie sind lebende Wesen, die Angst, Schmerz und Leid empfinden und sich Gewalt fügen, um noch mehr Schmerzen zu vermeiden.

Das Ereignis zeigt nur einmal mehr, dass es im Pferdesport um die Bedürfnisse und Ambitionen der Reiter:innen und nicht um die des Pferdes geht. Pferde sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten, unsere Emotionen ertragen und für sportliche Ambitionen herhalten müssen. Pferde sind fühlende Wesen, die ein Recht haben, Erwartungen zu verweigern – ohne dafür verdroschen zu werden.

Originalartikel vom 6. August 2021

Am 6. August 2021 wurde bei den Olympischen Spielen in Tokio erneut deutlich, dass Pferdesport entgegen ständiger Behauptungen auf Tierquälerei basiert: Das Pferd Saint Boy weigerte sich beim Springreiten, den Parcours überhaupt zu betreten. Während das Pferd sich sichtbar wehrte, verlor die deutsche Reiterin Annika Schleu auf seinem Rücken die Fassung: Mehrfach schlug sie mit der Gerte auf das Tier ein und trat mit den Sporen in seine Flanken. Auch Bundestrainerin Kim Raisner rief die Fünfkämpferin vor laufender Kamera zu Gewalt gegenüber dem Tier auf. [5]

„Hau mal richtig drauf!“ – Bundestrainerin stiftet Reiterin zu Gewalt an

Bei der Veranstaltung am 6. August 2021 im Modernen Fünfkampf bei den Olympischen Spielen in Tokio ging Reiterin Annika Schleu als Goldfavoritin in den vierten Wettbewerb.

Doch ihr Pferd Saint Boy wollte nicht auf den Spring-Parcours gehen. Schleu konnte das Tier nicht auf den Platz bewegen, Saint Boy wich stattdessen immer weiter zurück. Unter Tränen misshandelte Reiterin Annika Schleu das Pferd mit mehrfachen heftigen Schlägen mit der Gerte und Tritten mit den Sporen in die Flanken des Tieres. „Weiter, weiter!“, rief Bundestrainerin Kim Raisner zunächst, als Saint Boy sich weigerte, den Parcours zu betreten. Schließlich rief Raisner der Reiterin zu: „Hau mal richtig drauf!“ – viele Zuschauer:innen waren empört und auch in den Sozialen Medien häuften sich entsetzte Nachrichten. [6]

Schleu schlug weiterhin auf das Pferd ein, das immer wieder zurückwich, bis es schließlich widerwillig in den Parcours startete. Dort verweigerte Saint Boy immer wieder Sprünge, lief zwei Mal in die Hindernisse, bevor der Lauf nach der vierten Verweigerung abgebrochen wurde. [7]

Gewaltbereitschaft und Misshandlungen von Reiterin und Trainerin müssen Konsequenzen haben

Das Pferd Saint Boy hatte bereits zuvor für Aufmerksamkeit gesorgt, weil es deutlich zeigte, dass ihm die Teilnahme an Wettbewerben nicht gefiel. Sein Unbehagen drückte Saint Boy durch mehrfaches Verweigern aus. [4] Doch nach einer vorangegangenen Einschätzung des Tierarztes der Olympia-Organisatoren wurde das Pferd dennoch in den Wettkampf geschickt. [5]

„Wieder einmal zeigte die Reiterequipe bei Olympia ihr wahres Gesicht. Misshandlungen, die sich sonst meist hinter den Kulissen abspielen, wurden angesichts einer Stresssituation offen ausgelebt. Die wiederholten Schläge für Saint Boy unter Anstachelung der Bundestrainerin müssen Konsequenzen haben. Saint Boy war über und über mit Schweiß bedeckt, hatte angstaufgerissene Augen und musste erhebliches Leid über sich ergehen lassen, weil Annika Schleu völlig ausgerastet ist. Pferde mit Gewalt über einen lebensgefährlichen Parcours zu zwingen, entehrt den Olympischen Geist und muss ein für alle Mal der Vergangenheit angehören.“

Peter Höffken, PETA Deutschland

Nachdem die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu bei den Olympischen Spielen in Tokio vor laufender Kamera auf das panische Pferd namens Saint Boy einschlug, um ihn auf den Parcours zu zwingen, wandte sich PETA USA am Freitag, den 13. August 2021 in einem Schreiben an Thomas Bach. PETA fordert den Präsidenten des Olympischen Komitees auf, die Olympischen Spiele künftig komplett ohne Disziplinen aus dem sogenannten Pferdesport auszurichten.

„Bei den Olympischen Spielen sollen menschliche Teilnehmende zeigen, über welche sportlichen Fähigkeiten sie verfügen – und nicht, dass sie Pferde einschüchtern und verletzen können. Die Tiere nehmen niemals freiwillig teil und müssen doch all die Arbeit leisten, teils sogar ihr Leben dabei lassen“, so PETAs 1. Vorsitzende Ingrid Newkirk. „Die Spiele haben sich weiterentwickelt und bieten heute Platz für moderne Sportarten wie Skateboarding – PETA fordert das Internationale Olympische Komitee auf, tierquälerische Reitveranstaltungen in die Geschichtsbücher zu verbannen.“

Reitsport ist Tierquälerei und muss verboten werden

Bei Turnieren und der Vorbereitung werden Pferde massiven gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Das mit solchen tierquälerischen Veranstaltungen verbundene Tierleid muss beendet und Reitsportveranstaltungen verboten werden. Tiere sind nicht dazu da, uns zu unterhalten oder um Geld mit ihnen zu verdienen. Pferde sind soziale Fluchttiere, die ein möglichst selbstbestimmtes und friedliches Leben auf einer Wiese mit Artgenossen verdienen und nicht für Wettkämpfe durch ganz Deutschland oder ins Ausland transportiert werden sollten, um unter Zwang über einen Turnierplatz getrieben zu werden. Nur wenn Reitturniere endlich verboten werden, hat das Leid der Pferde ein Ende.

Was Sie tun können

  • Bitte besuchen Sie niemals ein Springturnier oder eine andere Veranstaltung, bei der Tiere zu Unterhaltungszwecken missbraucht werden.
  • Klären Sie Ihr Umfeld über das Leid der Pferde auf und bitten Sie Freunde, Familie und Bekannte, ebenfalls keine Reitsportturniere zu besuchen.
  • Sollten Tierquälerei beobachten, können Sie und diese melden!