PETA und „Bild der Frau“ decken Tierleid im Zoohandel auf

Tausende Kleintiere werden Jahr für Jahr in Zoohandlungen verkauft. Viele von ihnen stammen aus grauenvollen Zuchtanlagen und landen nach dem Verkauf in tierschutzwidrigen Käfigen – und leben dann ein oftmals leidvolles Leben für viele Jahre. Besonders in der Corona-Pandemie waren Zoohandlungen häufig „ausverkauft“ und kamen mit der „Produktion“ von Kleintieren nicht mehr hinterher.

Wir von PETA Deutschland haben im Juli 2021 erneut in Zoohandlungen recherchiert und waren gemeinsam mit „Bild der Frau“ in ganz Deutschland unterwegs, um diverse tierverkaufende Märkte unter die Lupe zu nehmen.

PETAs Recherche im Heimtierhandel

Im Jahr 2015 veröffentlichten wir eine große Recherche im deutschen Heimtierhandel und deckten die Zuchtbedingungen der Kleintiere auf. Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster und viele andere Tiere, die in Zoohandlungen verkauft werden, stammen häufig aus großen Zuchtanlagen, in welchen sie zu Massen vermehrt werden. Oftmals unter tierschutzwidrigen Bedingungen. Jungtiere sitzen neben kranken und sterbenden Artgenossen, haben nicht ausreichend Nahrung und Wasser. Viele sind gezeichnet vom Stress in den Zuchtanlagen und leiden an Krankheiten und Parasiten, die teilweise auch auf uns Menschen übertragbar sind.

Doch auch Tiere, die von „kleinen Züchtern aus der Umgebung“ stammen, leiden vielmals. In einer Recherche bei einem Züchter aus Baden-Württemberg konnten wir etliche Meerschweinchen mit massivem Pilzbefall auffinden. Der Züchter hatte freien Zugriff zu diversen Medikamenten wie Antibiotika und setzte diese ein. Er gab an, auch große Zoohandlungen in ganz Baden-Württemberg zu beliefern. Wir erstatteten Anzeige bei den zuständigen Behörden.

Meerschweinchen in kleiner Box
Eine Recherche von 2015 deckte katastrophale Zustände auf, unter denen Kleintiere für den Heimtierhandel gezüchtet werden.

Kranke Tiere in Zoohandlungen deutschlandweit

Das Leid der Tiere, die in Zoohandlungen verkauft werden, zieht sich durch ganz Deutschland. In der gemeinsamen Recherche mit „Bild der Frau“ entdeckten unsere Ermittler:innen 2021 kranke Kaninchen, Meerschweinchen, die übersäht von Bisswunden waren, Hamster mit Parasitenbefall und tiefen Wunden, hochschwangere Mäuse, die als „Futtertiere“ verkauft wurden, und vieles mehr.

Tiere werden im Zoohandel wie billige Ware behandelt

Im Zoohandel werden Tiere wie Ware behandelt. Es geht darum, mit den Lebewesen möglichst viel Geld zu verdienen. So werden sie ganz spontan an jeden Interessenten verkauft. In vielen Märkten wurden unsere Ermittler:innen weder über die Bedürfnisse noch über die Ansprüche der Kleintiere aufgeklärt. Obwohl zoohandelsübliche Käfige den hohen Lebensansprüchen der Hamster, Kaninchen oder Meerschweinchen niemals gerecht werden, sind sie noch immer in jeder Zoohandlung zu finden. Es gehört zur Verkaufsmasche der Zoohandlungen, möglichst viel Zubehör, Tiernahrung und entsprechende Käfige zu verkaufen.

Kaninchen aus einer Zoohandlung
Die Gewinnspanne bei Zoohandlungen macht die Masse, das Individuum zählt nicht.

So wird aus einem Meerschweinchen für 29 Euro schnell ein lukratives Geschäft, nehmen die Käufer:innen auch noch entsprechendes Zubehör für oftmals mehrere Hundert Euro mit nach Hause. Im neuen Zuhause angekommen, leben die Kleintiere dann häufig ein entbehrungsreiches Leben in viel zu kleinen Käfigen, oft in Einzelhaltung und werden falsch ernährt, als Spielzeug benutzt oder völlig vernachlässigt. Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Meerschweinchen und Kaninchen zehn Jahre oder noch älter werden können. Die Aufnahme eines tierischen Mitbewohners bringt immer eine große Verantwortung mit sich.

Meerschweinchen Fluffy

Ein Meerschweinchen in einem Hamburger Zoogeschäft wies tiefe Hautwunden auf, immer wieder wurde es von seinen Artgenossen attackiert – es hatte weder die Möglichkeit, sich zurückzuziehen noch die Nähe zu anderen Artgenossen zu suchen. Zitternd und völlig verängstigt saß das kleine Meerschweinchen mitten im Käfig. Das ermittelnde Team kontaktierte einen Verkäufer mit der Frage, was mit dem kleinen, verängstigten Tier passiert und sprach ihn auf die tiefen Verletzungen an.

Im Gespräch wurde klar, dass dem Meerschweinchen keine Hilfe zuteilwerden würde, so entschied sich das Team, das Tier mitzunehmen und es an eine liebevolle Endstelle zu vermitteln und medizinisch zu versorgen. Denn: Nicht selten landen „ausgesonderte“ Lebewesen aus dem Zoohandel im „Frostfutter“ für Schlangen.

Meerschweinchen aus Zoohandlung mit Pilzbefall
Meerschweinchen Fluffy war gezeichnet von tiefen Hautwunden, verursacht durch die Attacken seiner Artgenossen.

Nach der medizinischen Versorgung und der Quarantänezeit fand Fluffy ein Zuhause bei einem Meerschweinchenkumpel. Aus dem einst schwer verängstigten Meerschweinchen wird nun mehr und mehr ein zutraulicher Nager. Fluffy traut sich, aus der Hand zu essen, döst mit seinem Freund Dobby in einem Häuschen und im Auslauf popcornt er wie wild vor lauter Lebensfreude. Ein Leben, welches jedes Meerschweinchen verdient hat!

Was Sie tun können

Die Entscheidung für ein Tier sollte immer wohlüberlegt sein – von allen Familienmitgliedern. Jährlich werden alleine in Deutschland etwa 350.000 Tiere in Tierheimen abgegeben oder ausgesetzt – insbesondere in der Ferienzeit. In der Folge sind die Tierheime überfüllt und können die Überpopulation nur schwer bewältigen.

Bitte kaufen Sie keine Tiere in Zoohandlungen oder bei Züchter:innen, sondern besuchen Sie ein lokales Tierheim oder eine Tierauffangstation. Aus ethischer Sicht gibt es keine verantwortungsvolle Zucht, denn jedes gezüchtete Tier nimmt einem Tier im Heim die Chance auf ein neues Zuhause.