Aquakultur: Industrielle Fischzucht schadet Tieren & Umwelt

Aquakulturen werden als vermeintlich nachhaltige Alternative zur Fischerei vermarktet. Bei der Aquakultur handelt es sich jedoch – genau wie bei Landtieren – um eine industrielle Form der „Massentierhaltung“, die mit verheerenden Folgen für Menschen, Tiere und die Umwelt einhergeht.

Alles, was Sie über Aquakultur wissen müssen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Inhalte im Überblick

Definition: Was versteht man unter Aquakultur?

Der Begriff Aquakultur bezeichnet per Definition die industrielle, von Menschen „kontrollierte“ Zucht verschiedener Fischarten und sogenannter Meeresfrüchte wie Muscheln, Garnelen, Tintenfische, Krabben und Hummer. In der Aquakultur werden zwischen 78 und 171 Milliarden Fische und andere Wasserlebewesen häufig unter unhygienischsten Bedingungen in nicht artgerechten Behältnissen qualvoll gezüchtet, gehalten und anschließend getötet. [1]

Die Tiere durchleben ein grausames Martyrium, das mit einem viel zu frühen Tod endet – obwohl mittlerweile unzählige vegane und damit tierfreundliche Alternativen auf dem Markt existieren, die den menschlichen Nährstoffbedarf ideal abdecken, beispielsweise bei Omega 3-Fettsäure. Aquakultur ist genau wie die Fischerei immer mit Ausbeutung und massivem Tierleid verbunden – Fischkonsum gibt es nicht in tier- oder umweltfreundlicher Form.

Fischfarm Aquakulturen im Meer.
Aquakulturen sind Systeme, in denen Meerestiere wie Fische, Muscheln oder Krebstiere gezüchtet werden.

Was ist das Ziel der Aquakultur?

Ziel der Aquakultur ist die rein gewinnorientierte „Produktion“ von Wassertieren, um die weltweite Nachfrage nach Fischfleisch für die menschliche Ernährung zu decken. Mit vorläufig geschätzten 89,7 Millionen Tonnen in 2021 stammen fast die Hälfte der weltweit konsumierten „Fisch- und Meerestierprodukte“ aus der Aquakultur und machen damit rund die Hälfte des weltweiten Fischkonsums aus. [2]

Die Anfänge der sogenannten Aquakultur liegen in den 1970er-Jahren. Die „kontrollierte” Aufzucht von Fischen sollte dazu dienen, die Überfischung und Dezimierung natürlicher Fischbestände zu verhindern. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich diese systematische Fischzucht als einer der am schnellsten wachsenden Sektoren in der Lebensmittelindustrie etabliert.

In Aquakultur werden zudem Meerestiere zu Unterhaltungszwecken für Zoos und Aquarien nachgezüchtet. Dort erwartet die Tiere ein qualvolles Leben in Gefangenschaft, das im unausweichlichen und häufig vorzeitigen Tod endet. Mit Artenschutz hat Aquakultur entsprechend nichts zu tun.

Welche Fische kommen aus der Aquakultur?

Die Zahl der Fische und Meerestiere, die jährlich in Aquakulturen gezüchtet werden, steigt kontinuierlich. Dazu gehören sowohl Süßwasserfische wie Forellen, Karpfen, Buntbarsche und Welse als auch im Meer heimische Salzwasserfische wie Doraden, Thunfische oder Wolfsbarsche. Lachse gehören ebenfalls zu den am häufigsten in Aquakultur gezüchteten Fischen.

China hält dabei den weltweit größten Anteil an Aquakulturen: Dort werden mehr Tiere in Aquakultur gezüchtet als in jedem anderen Land der Welt zusammen. [3]

Zwei Karpfen schwimmen im Wasser.
Neben Meeresfischen werden auch verschiedenste Süßwasserfische wie Karpfen in Aquakulturen gezüchtet.

Was gibt es für Aquakulturen?

Es gibt verschiedene Formen der Aquakulturen, deren Verwendung hauptsächlich vom Standort und den dortigen Begebenheiten abhängt. Bei allen Formen der Aquakultur handelt es sich um industrialisierte Tierhaltung und somit „Massentierhaltung“.

  • Teichkulturen: Bei sogenannten Teichkulturen handelt es sich um künstlich angelegte Fischteiche, in denen vorwiegend Fische wie Karpfen, Buntbarsche und Forellen auf begrenztem Raum gezüchtet werden.
  • Käfigkulturen: Bei dieser Methode werden Netzkäfige oder -gehege in Seen oder Küstengewässern installiert. Vor allem Fische wie Lachse, Forellen und Pangasius werden in diesen Anlagen qualvoll gezüchtet und auf engstem Raum gehalten.
  • Rinnen- und Tanksysteme: Diese Systeme werden oft in geschlossenen Fischzucht-Anlagen eingesetzt. Belüftete Fischrinnen oder Tanks werden mit Wasser gefüllt. Tanksysteme werden häufig bei der Lachszucht eingesetzt.
  • Integrated Multi-Trophic Aquaculture (IMTA): Bei dieser Methode werden verschiedene Arten von Organismen in einem System gezüchtet, wobei die Abfälle einer Art als Nahrung für eine andere Art benutzt werden. Beispielsweise werden Fische in Tanks gezüchtet, während Algen oder Muscheln die überschüssige Nahrung und die Abfälle absorbieren sollen.
  • Offshore-Farmen: Diese Farmen befinden sich weit draußen im offenen Meer und werden oft für die Zucht von Fischen wie Lachs verwendet. Meist handelt es sich um große Käfige oder schwimmende Plattformen, in denen die Fische ein beengtes Leben unter anhaltendem Stress fristen müssen, um anschließend getötet zu werden.
Angelegte Forellenteiche zur Zucht vor einem Wald.
Bei Teichkulturen werden Fische in künstlich angelegten Teichen gezüchtet.
Aquakulturkaefige vor einer Kueste im Meer.
Käfigkulturen finden sich in Seen oder Küstengewässern, bei denen Fische in Netzkäfigen gehalten werden.
Fischaquakulturanlage mit Tanks in einer Halle.
Außerhalb von Teichen, Seen oder Meeren werden Fische in Rinnen- und Tanksystemen gezüchtet.
Aquakulturanlage nach dem IMTA System. Schwimmende Kaesten mit Gras im Wasser neben einem Netzkaefig.
Bei der Integrated Multi-Trophic Aquaculture Methode werden verschiedene Organismen in einem System gehalten.
Aquakultur Offshoreanlagen im Meer.
Auch weit draußen im Meer finden sich Aquakulturanlagen. Diese werden als Offshore-Farmen bezeichnet.

Was sind die Nachteile von Aquakulturen?

Die Aquakulturindustrie hat sich für Milliarden von Fischen und die Umwelt als wahre Katastrophe erwiesen. Fische wie beispielsweise Lachse „schwimmen“ in Zuchtfarmen auf engstem Raum, zusammengepfercht im trüben Wasser ihrer eigenen Exkremente. Krankheiten werden durch die Gabe von Antibiotika und Chemiecocktails bekämpft.

Fische, die im offenen Wasser gezüchtet werden, werden aufgrund der extrem beengten Haltung von kleinen Krebsen befallen. Diese sogenannten Fischläuse beißen ganze Fleischstücke aus Kopf und Körper der Fische. Wenn befallene Tiere ausbrechen, können diese Läuse auch frei lebende Fische befallen und die Populationen von ohnehin bedrohten Wildbeständen erheblich dezimieren. In Island sind 2023 beispielsweise Tausende Lachs aus seiner Zuchtfarm ausgebrochen, die in 32 isländischen Flüssen nachgewiesen werden konnten. Paaren sich die Lachse mit wildlebenden Artgenossen, hat das massive Auswirkungen auf die Überlebensfähigkeit der Nachkommen. [4]

Diese Probleme gehen mit der Aquakultur einher:

  • Umweltverschmutzung: Aquakulturanlagen belasten die umliegenden Gewässer und Ökosysteme, indem diese durch Abfallprodukte wie Fischkot, überschüssige Nahrung und Chemikalien verschmutzt werden.
  • Krankheitsübertragung: Durch die Haltung von Fischen auf engstem Raum entwickeln sich häufig Krankheiten unter den Tierbeständen. Die Krankheitsausbrüche gefährden nicht nur die in Aquakulturen eingesperrten Tiere, sondern übertragen sich auch auf wildlebende Populationen.
  • Verwendung von Antibiotika und Chemikalien: Um Krankheiten in Aquakulturen zu kontrollieren, werden häufig Antibiotika und andere Chemikalien eingesetzt. Der übermäßige Einsatz solcher Substanzen kann jedoch zu Antibiotikaresistenzen führen und ökologische Auswirkungen haben.
  • Genetische Auswirkungen: Entweichende „Zuchtfische“ können sich mit freilebeden Populationen vermischen und genetische Auswirkungen haben, einschließlich der Verringerung der genetischen Vielfalt und der Anpassungsfähigkeit der wildlebenden Populationen.
  • Überfischung sogenannter Futtermittel: Die Zucht von „Raubfischen“ wie Lachs und Forelle erfordert große Mengen an Nahrungsmitteln, die oft aus wild gefangenen Fischen wie Sardinen und Anchovis hergestellt werden. Daraus entstehen sogenannte Überfischungen dieser wildlebenden Arten, was wiederum zu einem Ungleichgewicht in den Meeresökosystemen führt.
  • Land- und Wassernutzungskonflikte: Die Einrichtung von Aquakulturanlagen kann zu Konflikten über Land- und Wasserressourcen führen, insbesondere in Küstengebieten, wo Raum begrenzt ist und die Nachfrage nach Land und Wasser hoch ist.

Die „Überfischung“ bzw. Dezimierung der Fischbestände, die mit der Aquakultur ursprünglich verhindert werden sollte, wird durch Zuchtfarmen also nicht verhindert, sondern sogar noch verstärkt. Abfälle, Chemikalien und Antibiotika gelangen von den Fischfarmen in Flüsse und Meere.

Vor allem in den Küstenregionen tropischer und subtropischer Länder boomt die Fischzucht und nimmt entsprechend viel Fläche ein. Durch den Bau der Zuchtanlagen gehen wertvolle Lebensräume verloren. [4]

Wie gesund ist Fisch aus Aquakulturen?

Für den Menschen ist der Konsum von Fischfleisch – egal, ob aus Aquakultur oder von aus dem Meer stammendem Fischfleisch – nicht nur moralisch verwerflich, sondern auch gesundheitsgefährdend. Viele Fische in der Aquakultur werden mit bedenklichen Nahrungsmitteln ernährt. Oft erhalten sie Trockenpellets, die teilweise hohe Konzentrationen an Schadstoffen wie Dioxine und PCBs sowie Medikamente und Chemikalien aufweisen. Zudem werden in der Aquakultur auch Fischmehl und Fischöl eingesetzt, die aus oftmals stark schadstoffbelasteten wild gefangenen Fischen hergestellt werden. Diese gesundheitsschädlichen Stoffe landen über das Fleisch der Fische aus Zuchtfarmen letztlich auf dem Teller der Konsument:innen.

Um dem durch die beengte Haltung bedingten erhöhten Krankheitsrisiko auf Fischfarmen entgegenzuwirken, verabreichen Betreiber:innen von Aquafarmen den Fischen teils gefährliche Pestizide, die auf den Menschen eine neurotoxische Wirkung haben. [5]

Fischschwarm eng gedrungen in einer Aquakulturanlage.
Neben bedenklichen Nahrungsmitteln erhalten Fische in Aquakulturen häufig Antibiotika, um gesund zu bleiben.

Was ist besser: Aquakultur oder Wildfang?

Viele Menschen stellen sich die Frage, ob es besser sei, Fischfleisch aus Aquakulturen zu essen, statt Fleisch von Fischen, die im Meer gefangen wurden. Die Antwort liegt klar auf der Hand: Wer Tiere liebt, sollte sie niemals essen oder anderweitig missbrauchen, das gilt für Hunde, Katzen, aber auch Schweine, Hühner, Fische, Hummer und jede andere Spezies. Sowohl in der Aquakultur als auch in der Fischerei leiden Meerestiere unter massiven Qualen – allein für den menschlichen Genuss, um am Ende auf einem Teller zu landen. Dieser „Zweck“ kann niemals das milliardenfache tagtägliche Leid rechtfertigen.

Wenn Sie im Sinne der Tiere und der Umwelt handeln wollen, entscheiden Sie sich bitte für vegane Fischalternativen. Im Handel finden Sie unzählige Möglichkeiten, Ihre Ernährung tierfreundlich zu gestalten: von veganen Fischstäbchen über pflanzlichen Thunfisch bis hin zu veganem Backfisch und zahlreichen anderen leckeren Alternativprodukten.

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