Sommergewinn Eisenach: So sehr leiden die Pferde beim Festumzug

Der Sommergewinn in Eisenach in Thüringen ist eines der größten Frühlingsfeste in ganz Deutschland. Der Höhepunkt der Feier ist der lange Festumzug durch die Stadt. Seit 1897 feiern die Eisenacher so den Frühlingsbeginn Für die rund 100 Pferde, die jedes Jahr beim Umzug die Wagen und Kutschen ziehen müssen, ist die Veranstaltung jedoch alles andere als ein Fest.

Fluchttiere: Der Umzug bedeutet Stress pur für Pferde

Pferde sind von Natur aus Fluchttiere, die schon bei geringen Störungen in Panik geraten. Daher ist es für die Tiere eine unglaubliche psychische Belastung, Kutschen und Wagen durch menschengefüllte Straßen zu ziehen. Sie müssen an lärmenden Fahrgeschäften vorbeigehen und werden durch laute Geräusche und fliegende Luftballons erschreckt. Die Pferde müssen sogar in unmittelbarer Nähe zu lauten Marschkapellen durch die Gassen laufen, was beim Kölner Karnevalsumzug bereits verboten wurde. [1]

Damit die Tiere die hohe Belastung überhaupt aushalten, kommt es bei Festumzügen oft vor, dass Pferde mit Betäubungsmitteln sediert werden. [2, 3] Zudem kommen oftmals scharfe und schmerzhafte Gebisse zum Einsatz, um die Tiere mit Gewalt kontrollieren zu können. Auch werden viele Pferde im Vorfeld mit tierschutzwidrigen Methoden „desensibilisiert“. So werden sie zu Trainingszwecken immer wieder mit lauter Musik beschallt oder durch Knallgeräusche erschreckt.

Ein Mann im in einem blauen Gewand steht vor einem Pferd.
Pferde werden bei Festumzügen oft mit Betäubungsmitteln sediert.

Unfälle mit Pferdekutschen: Gefahr für Mensch und Tier

Bundesweit kommen bei Festumzügen jedes Jahr Dutzende Menschen durch Unfälle mit Pferdekutschen zu Schaden. Allein 2022 ereigneten sich in Deutschland mindestens 57 Unfälle mit Pferdekutschen, bei denen sowohl Menschen als auch Pferde starben. Die häufigste Unfallursache war ein bloßes Erschrecken eines oder mehrerer Pferde. Erst im Februar 2023 kam es zu einem schweren Unfall, als zwei Pferde bei einem Karnevalsumzug im brandenburgischen Sonnewalde vermutlich durch laute Musik unruhig wurden und unkontrolliert losrannten. Die Kutsche prallte gegen die Kirchenmauer, und der Kutscher wurde schwer verletzt.

Besonders bei Umzügen durch enge Gassen, in denen sich Menschen drängen, ist das Gefährdungspotenzial hoch, so auch beim Sommergewinn am Ehrensteig in Eisenach. Ein Gespann mit schreckhaften Pferden stellt ein unkontrollierbares Risiko für Mensch und Tier dar. Selbst bei trainierten Pferden können bereits geringe Auffälligkeiten einen Fluchtinstinkt auslösen.

Traditionserhalt auch ohne Pferde

Wir von PETA Deutschland fordern die Verantwortlichen der Stadt Eisenach auf, beim Festumzug künftig keine Pferdekutschen mehr zuzulassen. Es gibt zahlreiche sichere und tierfreundliche Alternativen wie Zugmaschinen oder Traktoren, die bereits in anderen Städten erfolgreich zum Einsatz kommen.

„Wir appellieren an Oberbürgermeisterin Katja Wolf, dem Tierschutz und der Sicherheit der Zuschauer höchste Priorität einzuräumen und den Pferden künftig den Einsatz bei der Veranstaltung zu ersparen.“

Peter Höffken, PETA Deutschland

Ein Pferdeverbot würde weder die Eisenacher Tradition noch die Bedeutung als immaterielles UNESCO-Kulturerbe des Sommergewinns beeinträchtigen, denn diese werden durch die übergreifende Beteiligung der Bürger:innen an der Organisation des Festes begründet, wie beispielsweise das Gestalten der Festwagen und Kostüme. Städte wie Bonn gehen mit gutem Beispiel voran und haben bereits ein Verbot von Pferdekutschen bei Karnevalsumzügen beschlossen.

Was Sie tun können

  • Informieren Sie Familie, Freunde und Bekannte über den Stress, den Pferde bei Festumzügen erleiden, und verdeutlichen Sie ihnen die Gefahren, die von Pferdegespannen ausgehen.
  • Schreiben Sie eine höfliche Mail an die Eisenacher Oberbürgermeisterin Katja Wolf mit der Bitte, beim Eisenacher Sommergewinn keine Pferde mehr zum Festumzug zuzulassen: [email protected]