Tierversuche & Ethik: Tiermissbrauch ist moralisch nie vertretbar

Ein Aspekt, vor dem die Tierversuchslobby nahezu starrköpfig die Augen verschließt, ist die Ethik. Egal, welche Gründe für die Durchführung von Tierversuchen genannt werden: Es sprechen immer ethische Argumente dagegen.

Inhaltsverzeichnis

Tierethik: Tiere sind leidensfähig und haben einen moralischen Wert

Ist es moralisch vertretbar, Tiere einem Dasein in einem Versuchslabor auszusetzen und für Versuche zu missbrauchen – egal ob Hund, Maus, Affe, Katze oder Ratte? Mit dieser Frage sind wir bereits mitten in der tierethischen Debatte über den moralischen Wert von Tieren. Dabei geht es nicht darum, die Spezies Mensch mit anderen Lebewesen zu vergleichen, sondern vielmehr darum, sich mit Verstand und Mitgefühl in deren Lage versetzen zu können. Fakt ist aber auch: Auch wir Menschen sind Tiere und stehen deshalb nicht über anderen Spezies.

Alle Tiere sind denkende, fühlende und leidensfähige Lebewesen mit individuellen Bedürfnissen. Aus diesen Gründen haben sie, so wie wir, einen moralischen Wert. Kein Mensch würde sich oder seinen Kindern ein Leben in sterilen, engen Käfigen wünschen – in ständiger Angst, dass uns giftige Substanzen verabreicht werden oder wieder ein Loch in unser Schienbein gebohrt wird, um Medikamente gegen Osteoporose zu testen.

Affe im Kaefig
Es ist moralisch niemals vertretbar, Tiere in Versuchen zu missbrauchen.

Es gibt keine Rechtfertigung dafür, unseren Lebensstandard auf dem Züchten und Töten verschiedenster Tierarten aufzubauen und grausame Experimente an ihnen durchzuführen, die Tierleid über Generationen hinweg verursachen.

Grundlagenforschung: Tiere leiden unnötig für unseren Wissensdurst

Tierleid darf nicht mit Forschungsfreiheit und Erkenntnisgewinn aufgewogen werden. Das betrifft besonders die Grundlagenforschung – der Bereich, in dem mit über 57 Prozent im Jahr 2020 [1] der größte Anteil aller Tierversuche stattfand. Die Grundlagenforschung ist nicht direkt anwendungsorientiert. Sie geschieht aus wissenschaftlicher Neugier heraus, weshalb sie auch als „Neugierforschung“ bezeichnet wird. Mit ihr soll das allgemeine medizinische und naturwissenschaftliche Wissen vermehrt werden – was grundsätzlich begrüßenswert ist, solange keine Lebewesen dafür gequält werden. Denn: viele Ergebnisse aus der Grundlagenforschung sind irrelevant und kommen niemals dem Menschen zugute, obwohl diese Argumente oft zur Rechtfertigung von Tierversuchen herangezogen werden. [2]

Ein Beispiel für die absurden und grausamen Experimente in der Grundlagenforschung: Experimentator:innen in Tübingen öffneten die Schädel von Ratten und saugten Teile der linken Gehirnhälfte ab. Anschließend setzten sie Elektroden ein, um elektrische Impulse messen zu können. Die Forscher:innen wollten herausfinden, welche Nerven bei den empfindlichen Tieren aktiviert werden, wenn Druck auf ihre abgeschnittenen Schnurrhaare ausgeübt wird. [3]

tierversuche 2020

Die Relevanz solcher Erkenntnisse steht in keinerlei Verhältnis zu dem immensen Tierleid, auf dem sie beruhen – zudem sind Tierversuche niemals ethisch vertretbar.

Tierversuche sind speziesistisch

Alle Tiere sind gleich wertvoll und verdienen es, mit Respekt und Umsicht behandelt zu werden. Viele Menschen bringen gegenüber Affen oder Hunden jedoch mehr Mitleid auf als gegenüber Mäusen oder Ratten. Dabei machen die sensiblen Nager rund 80 Prozent der in Tierversuchen missbrauchten Tiere aus. [1]

Eine Studie zeigt, dass bereits das Hochheben von Mäusen in Versuchslaboren den Puls der Tiere rasen lässt und die Ausschüttung von Stresshormonen bewirkt. Routinebehandlungen wie Blutabnahmen oder die künstliche Ernährung per Magensonde führen zu Panik – von den eigentlichen Experimenten ist hier noch nicht einmal die Rede [4]. Die Schlussfolgerung sollte eigentlich trivial sein: Es gibt keine ethisch vertretbaren Tierversuche.

Die Denkweise, der Mensch hätte das Recht, andere Lebewesen für seine Zwecke zu nutzen, ist speziesistisch und falsch. Dahinter steckt das falsche Überlegenheitsgefühl eines ausbeuterischen Denkmusters: Speziesismus. Dadurch denken Menschen, es sei gerechtfertigt, die Bedürfnisse anderer Tierarten zu missachten und sie zu Forschungsobjekten zu reduzieren.

Tierversuche an verschiedenen Tierarten
Tiere im Namen der Wissenschaft zu missbrauchen ist speziesistisch.

Tiere sind nicht dafür da, dass wir an ihnen experimentieren oder sie anderweitig unserem „Nutzen unterwerfen“. Stattdessen müssen wir ihre Bedürfnisse respektieren und tierfreie Methoden in der Forschung vorantreiben.

Ethisch vertretbare tierfreie Methoden müssen stärker gefördert werden

Ein anderes Argument, das zur Rechtfertigung von Tierversuchen oft herangezogen wird, ist der Mangel an Alternativen. Tatsächlich gibt es für sehr vieles, jedoch (noch) nicht für jede Art von Versuchen tierfreie Methoden, auch wenn bereits zahlreiche Innovationen vorhanden sind.

Ein großes Problem ist hier leider die offizielle behördliche Anerkennung von tierversuchsfreien Methoden, die Zeit und Geld kostet. Das liegt jedoch zu einem großen Teil an der massiven Ungleichverteilung finanzieller Mittel, denn der Erforschung von tierfreien Methoden steht lediglich ein minimaler Bruchteil der Milliarden Euro an Steuergeldern zur Verfügung, die in Tierversuche fließen. [5] Es wird Zeit, dass diese Gelder endlich angemessen verteilt werden.

Ratte wird im Tierversuch abgemessen
Jedes Jahr werden Milliarden Euro in fragwürdige Tierversuche investiert.

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  • Quellen

    [1] Bundesinstitut für Risikobewertung (18.12.2021): Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2020, https://www.bf3r.de/de/verwendung_von_versuchstieren_im_jahr_2020-288932.html, (eingesehen am 18.02.2022)

    [2] Pound, P (2004). Where is the evidence that animal research benefits humans? BMJ. 328(7438):514-517.

    [3] Contopoulos-Ioannidis, D.G. et al (2003): Translation of highly promising basic science research into clinical applications. The American Journal of Medicine. vol. 114, no. 6, pp. 477-484.

    [4] Balcombe, J. et al. (2004): Laboratory Routines Cause Animal Stress. Contemporary Topics in Laboratory Animal Science, vol. 43, pp. 42-51.

    [5] Ärzte gegen Tierversuche e.V. Zusammenfassung Forschungsförderung, https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/images/pdf/forschungsfoerderung.pdf, (eingesehen am 18.02.2022)