Der Zähler ist abgelaufen.

Deutsche Zoos verschachern Tiere über dubiosen Tierhändler

Teilen:

Wussten Sie, dass Zoos sogenannte „Überschusstiere“, für die sie keinen Platz mehr haben oder die den Betreibern zu alt geworden sind, oft an dubiose Tierhändler:innen verkaufen? Auch große zoologische Einrichtungen wie der Berliner Zoo und Tierpark sind in den dubiosen Handel mit Tieren verwickelt. Die meisten verkauften Tiere landen in zweifelhaften Einrichtungen oder sogar im Kochtopf.

PETA deckt Handel mit Tieren in 17 deutschen Zoos auf

Wir von PETA Deutschland haben im Februar 2011 Strafanzeige gegen mehrere deutsche Zooverantwortliche sowie den Tierhändler Werner Bode bei der Staatsanwaltschaft Osnabrück erstattet. Nach der Auswertung von hunderten zugespielten vertraulichen Dokumenten kann mehreren Zoos das massenhafte „Verschachern“ sogenannter Zootiere vorgehalten werden.

Insbesondere die Berliner Zoos waren in erheblichem Umfang an dem Tierhandel beteiligt. Aber auch Zoos in 16 weiteren deutschen Städten sorgten für Nachschub bei Werner Bode – darunter die Zoos in Aschersleben, Hoyerswerda und Karlsruhe.

Tiere an Schlachthöfe, Restaurants und Tierversuchslabor verkauft

Verkauft werden vor allem „ausgediente“ Alttiere und nachgezüchtete bzw. „unerwünschte“ Jungtiere. Die Tiere wurden nach den uns vorliegenden Informationen von den Zoos an Werner Bode zu Ramschpreisen abgegeben, der sie wiederum an Privatzoos, den Zooschlachthof Belgien, chinesische Farmen, den Zootiereinzelhandel und sogar an Restaurants und ein Tierversuchslabor weiterverkaufte. Teilweise wurden die Tiere sogar auf Autobahnrastplätzen übergeben. Doch es gibt noch viel mehr skrupellose Tierhändler:innen, mit denen Zoos Geschäfte machen. Trotz dieser Aufdeckung geht das Geschäft mit den Tieren aus Zoos ungebremst weiter.

Zoos verletzen ihre Aufsichtspflicht

Durch den Tierhandel verletzen die Zoos ihre Aufsichtspflicht, denn deren eigenen Verbands-Leitlinien zufolge verpflichten sich die Zoos, sich von einer „angemessenen Unterbringungsmöglichkeit“ und dem „Wohlergehen der Tiere“ bei dem Empfänger der Tiere zu überzeugen.

Der Handel mit Tierhändler Bode sowie mit anderen Abnehmern läuft meist nach gleichem Muster ab und dient den Zoos in erster Linie dazu, Platz zu schaffen und sich angeblich „überschüssiger“ Tierbestände zu entledigen, ohne sie selbst töten zu müssen, was nach dem Tierschutzgesetz zumindest in der Theorie verboten ist. Über Bode wurden auch zahlreiche Tiere an andere Zoos weiterverkauft. Anstatt aber Tiere untereinander auszutauschen, wie es die Zoorichtlinien vorgeben, haben Tierhändler wie Bode Gelegenheit, exotische Tiere zu „Ramschpreisen“ zu kaufen und noch eine ordentliche Gewinnspanne draufzuschlagen – zu Lasten der Steuerzahler:innen. Denn viele große städtische Zoos werden mit Steuergeldern in Millionenhöhe subventioniert.

Hauptstadtzoo Berlin: Tierhandel mit geschützten Arten

Die beiden Berliner zoologischen Einrichtungen, Tierpark Friedrichsfelde und Zoo Berlin, haben im Zeitraum 2007 bis 2009 mindestens 1.363 Tiere über Bode verschachert bzw. zur Abgabe vorgesehen. Dafür sind ca. 369.170 Euro an die Zoos geflossen, meist in Form von Bargeld. Wie auf dem Trödelmarkt vermerkte Tierhändler Bode seine Preisvorstellungen handschriftlich auf seinen Kaufangeboten. Die geringe Wertschätzung für die „Ware Tiere“ wird durch Dokumente deutlich, in denen beispielsweise Bode eine Oryx-Antilope „aus diesjähriger Nachzucht“ bei dem damaligen Zoodirektor bestellte oder Bode den Wert von zehn grünen Leguanen und fünf Streifenbasilisken wegen dem geringen Großhandelspreis mit Null ansetzte.

Der Zoo Berlin verkaufte auch Tiere an Bode, die streng geschützt sind und auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen, wie Jaguare und Salzkatzen. Zwar dürfen diese Tierarten unter zoologischen Einrichtungen ausgetauscht werden, aber die Abgabe über Bode dürfte einen Verstoß gegen das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) darstellen. Für Bode aber liefern die Zoos die notwendigen CITES-Papiere gleich mit.

Schon der dokumentierte quantitative Umfang dieses Tierhandels verstößt gegen den ausdrücklichen „Ausnahmecharakter“, der im Zusammengang mit der Tötung von Tieren aus Zoos laut Tierschutzgesetz gilt. [1] Dieses besagt auch, dass Tiere im Zoo nur dann vermehrt werden sollen, wenn auch für die Nachkommen eine artgemäße Unterkunft gesichert ist. [2]

Zoos Aschersleben, Hoyerswerda und Karlsruhe: Verkaufte Tiere spurlos verschwunden

Zwischen 2005 und 2008 hat der Zoo Aschersleben 75 Tiere im Wert von rund 60.000 Euro an Tierhändler Bode verkauft. Bode wiederum gab die Tiere dann meist wieder an andere Tierhändler:innen ab – mit teils enormer Gewinnspanne. Dass viele Tiere nach Abgabe an Bode auf unbekannte Weise verschwanden, wollte der Ascherslebener Zoo nicht wahrhaben und verschloss trotz unserer Aufklärungsversuche die Augen vor der Realität.

„[…] wir sind sicher, dass er die Tiere nur an Tiergärten weitergegeben hat, die die EU-Richtlinien erfüllen.“ [3]

Dietmar Reisky, ehemaliger Zoodirektor Zoo Aschersleben

Von 17 Tieren gab der Zoo anschließend den Verbleib an – aber über 90 Prozent der an Bode abgegebenen Tiere blieben spurlos verschwunden. Von vier Tieren wurde außerdem nur das Land, aber kein Zoo namentlich benannt. Einen Zoo in Italien, an den angeblich vier Berberaffen gingen, konnten wir bis heute nicht ausfindig machen. Und auch an den Zoo Skaerup in Dänemark gingen merkwürdigerweise sehr viele Tiere von Zoos aus ganz Deutschland. Wir gehen davon aus, dass es sich hierbei um Scheinadressen und Alibi-Zoos handeln könnte.

Auch der Zoo Hoyerswerda verkaufte zwischen 2006 und 2008 Tiere an Tierhändler:innen. Laut Abgabenlisten gingen viele Tiere an den Tierhändler Janssen, der in diesem Zeitraum mit Bode Geschäfte machte. Wo die abgegebenen Tiere verblieben sind, konnte der Zoo bzw. die Stadt jedoch nicht angeben, und auch Janssen schwieg darüber. Offensichtlich ist der Stadt Hoyerswerda egal, was aus mit Steuergeldern finanziertem Tiernachwuchs wird.

In den Jahren 2006 und 2007 hat der Zoo Karlsruhe 20 bis 40 Antilopen, ein Känguru, drei Rinder sowie ein Guanako an den Tierhändler Bode verkauft. Gegenüber uns und auch in TV-Sendungen gab der stellvertretende Zoodirektor Dr. Clemens Becker an, dass die Tiere im Wildpark von Herrn Bode untergebracht und von dort aus weitervermittelt würden, an den „Gronauer Tier- und Vogelpark“ in Bad Bentheim. Dieser Tier- und Wildpark existiert jedoch nicht.

Steuererlass für Tierhandel

Für den Handel mit ihren Tieren zahlen Zoos keine Umsatzsteuer. Der Gesetzgeber gesteht den Einrichtungen zu, ihren Tierbestand regelmäßig zu verjüngen und befreit sie dafür von der Steuerpflicht. Dieses System schafft den unmoralischen Anreiz, ständig Tiere zu züchten und zu verkaufen.

Zoos geben nicht benötigte Tiere teils zu Schleuderpreisen ab. Die Gewinnspannen bei Tierhändler:innen wie Bode sind immens und liegen bei bis zu 100 %. Bode aber gab nur Minimaleinkünfte an, daher haben wir auch den zuständigen Steuerbehörden die Dokumente zukommen lassen.

Was Sie tun können

Das Leid der an Tierhändler:innen verkauften Tiere ist nur die Spitze des Eisbergs. Jeden Tag werden Tiere in deutschen Zoos getötet, sie erkranken an Verhaltensstörungen und Depressionen und führen ein Leben in Gefangenschaft und Elend. Bitte besuchen Sie niemals einen Zoo, sondern setzen Sie auf eine tierfreundliche Alternative.