Vogelgrippe: Immer mehr Ausbrüche – WHO schlägt Alarm

Seit Jahren nehmen weltweit Ausbrüche der Vogelgrippe schlagartig zu – auch in Deutschland. Vermehrt infizieren sich neben Vögeln auch andere Arten mit dem Influenza-A-Virus H5N1, weshalb die WHO am 18. April 2024 Alarm schlug: [1] Immer häufiger auftretende Infektionen von Menschen durch andere Säugetiere deuten darauf hin, dass die Zoonose eine erneute Pandemie auslösen kann.

Vogelgrippe breitet sich aus: WHO warnt vor Ausbruch einer Pandemie

Der aktuelle Vogelgrippeausbruch begann 2020 und führte bereits zum Tod von dutzenden Millionen Wild- und „Nutztieren“ in der Geflügelindustrie.

  • 2024: Massentötungen wegen Vogelgrippe

    2024: Massentötungen wegen Vogelgrippe-Ausbrüchen in Deutschland

    • In einem Aufzuchtbetrieb mit über 30.000 Hennen in Poseritz und in einer privaten Haltung mit 21 Hühnern und Enten im Stralsunder Stadtgebiet war die Vogelgrippe ausgebrochen. In beiden Fällen wurde der auch auf Menschen übertragbare Erreger H5N1 festgestellt. Um eine Ausbreitung zu verhindern, wurden die insgesamt rund 32.000 Vögel getötet. [2]
    • In einem landwirtschaftlichen Betrieb in Süderau brach die Vogelgrippe aus: Die etwa 11.000 dort gehaltenen Puten wurden präventiv getötet. Der Kreis Steinburg errichtete um den betroffenen Betrieb eine Sperrzone im Radius von 10 Kilometern.
  • 2019: Schlimmster Vogelgrippe-Ausbruch in Deutschland

    2019: Schlimmster Vogelgrippe-Ausbruch in Deutschland – über 1,4 Millionen Vögel getötet

    Im Zeitraum vom Oktober 2020 bis Ende März 2021 wurden in 144 deutschen Ställen Ausbrüche des Virus gemeldet. [4] Bis Ende März 2019 wurden aufgrund der Vogelgrippe 1,4 Millionen Tiere in Geflügelbetrieben getötet [5] – davon allein eine Million Vögel in Niedersachsen, wo das Virus am stärksten ausgebrochen war. Besonders Puten waren betroffen. [5]

  • 2016/2017: Über eine halbe Million Küken getötet

    2016/2017: Über eine halbe Million Küken in Deutschland getötet

    Beim Ausbruch der Vogelgrippe 2016/2017 wurden über eine halbe Million Küken in deutschen Brütereien getötet.

Das Virus ist zunächst auf Wildvögel übergegangen und mittlerweile auch bei Säugetieren an Land und im Meer festgestellt worden. Im März 2024 wurden erste Infektionen bei Ziegen und im April erste Erkrankungen bei Kühen nachgewiesen – eine für Fachleute überraschende Entwicklung, da man davon ausging, dass sie für diese Art von Grippe nicht anfällig seien. [6-8]

Wegen des Übergreifens des Vogelgrippeerregers H5N1 auf immer mehr Arten warnt die WHO: Dass H5N1 nicht mehr nur Vögel befalle, rechtfertige „enorme Besorgnis“, sagte WHO-Chefwissenschaftler Jeremy Farrar Mitte April 2024 in Genf. [9]

Vogelgrippe H5N1: Droht die nächste Pandemie durch die Tierseuche?

Laut WHO habe sich das Virus zu einer weltweiten „Tierpandemie“ entwickelt. Mit dieser Ausbreitung wachse die Gefahr, dass auch Menschen sich ansteckten und mutierte Erreger schließlich von Mensch zu Mensch übertragen werden, warnte Farrar. [1]

Aktuell gibt es noch keinen Nachweis, dass sich H5N1 unter Menschen ausbreitet, doch laut WHO gab es mehrere Hundert Fälle, in denen sich Menschen bei infizierten Tieren ansteckten.

In den gemeldeten Fällen sei die Todesrate „außergewöhnlich hoch“, sagte WHO-Experte Farrar. [10]

  • Von 2003 bis zum 1. April 2024 registrierte die WHO nach eigenen Angaben in 23 Ländern 889 Ansteckungen bei Menschen.
  • Von den 889 Infektionen bei Menschen endeten 463 tödlich – das entspricht einer Todesrate von 52 Prozent.

Für Besorgnis sorgte in diesem Monat auch die Nachricht, dass sich ein Mensch im US-Bundesstaat Texas bei Rindern in der Milchindustrie mit Vogelgrippe angesteckt habe. Zuvor hatten sich Rinderherden in Texas, Kansas und anderen US-Bundesstaaten offenbar bei Wildvögeln mit H5N1 infiziert. [1] Laut WHO handelt es sich bei dem Fall in Texas offenbar um die erste Ansteckung eines Menschen mit H5N1 bei einer Kuh. Laut WHO wurde in der unbehandelten Milch befallener Rinder außerdem eine „sehr hohe Viruskonzentration“ festgestellt. [11]

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Vogelgrippe-Virus kommt den Menschen näher: Ansteckungen durch andere Säugetiere ist besorgniserregend

Wenn ein Virus auch Säugetiere befallen könne, komme es „den Menschen näher“, betonte Farrar. H5N1 suche „nach neuen, neuartigen Wirten“. Das Infektionsgeschehen müsse daher genau beobachtet werden: Es sei wichtig zu wissen, wie viele Menschen bereits befallen worden seien, denn dort finde die Anpassung des Virus statt.

Der WHO-Experte mahnte, nationale und regionale Gesundheitsbehörden müssten vorbereitet sein und die Kapazitäten haben, um das Virus nachzuweisen. Nur so könne unmittelbar reagiert werden, wenn H5N1 von Mensch zu Mensch übertragen werde. [9]

Die Pelzindustrie als Sicherheitsrisiko für Zoonosen und Pandemien – auch bei der Vogelgrippe

Insbesondere die Pelzindustrie macht eine Ausbreitung der Vogelgrippe unter Menschen wahrscheinlicher. Pelzfarmen gelten als Brutstätten von Zoonosen und als massiver Risikofaktor für den Ausbruch von Pandemien. Das hat nicht zuletzt Corona gezeigt.

Wenn die Vogelgrippe beispielsweise in Nerzen zirkuliert, die für Pelz ausgebeutet werden, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Virus vermehrt auf den Menschen übergeht: Die unhygienischen und tierquälerischen Haltungsbedingungen begünstigen, dass sich Zoonosen ausbreiten und Viren so mutieren, dass sie leichter auf Menschen übertragbar sind. Denn Nerze haben als Säugetiere im Gegensatz zu Vögeln mit Menschen physiologisch viel gemeinsam: Bei einer Influenza-Infektion ähneln sich die Körpertemperatur, die Proportionen der Atemwege und die Krankheitssymptome. [12]

„Mitte April bestätigte die WHO, wovor Tierschützer:innen bereits seit langer Zeit warnen. Durch Mutationen wird die Vogelgrippe auch für den Menschen immer gefährlicher. Besonders Pelzfarmen sind Brutstätten für die potenziell tödlichen Erreger. Es ist reiner Wahnsinn, dass Tiere immer noch gezwungen werden, ihr gesamtes Leben auf schmalen Gitterstäben und unter unhygienischsten Bedingungen zu verbringen. Alles lediglich, um ihnen für eine Jacke oder einen Pelzbesatz die Haut vom Körper zu ziehen. Es ist überfällig, dass die Politik endlich handelt. Im Moment steuern wir sehenden Auges in die nächste Pandemie. Statt Verzögerungstaktiken – wie jüngste Entscheidungen der EU-Kommission – muss umgehend ein EU-weites Handels- und Importverbot für Pelzprodukte erlassen werden.“

Julia Zhorzel, Fachreferentin für Bekleidung und Textil bei PETA Deutschland

Helfen Sie, Pandemien zu verhindern!

Die in der Tierindustrie vorherrschenden Bedingungen begünstigen die Entstehung und Ausbreitung schwerer Infektionskrankheiten. Der Kontakt zu den Tieren birgt das Risiko, dass gefährliche Krankheiten wie die Vogelgrippe auf den Menschen übergehen. Entscheiden Sie sich für eine vegane Lebensweise, um das Leid der Tiere in den verschiedenen Industrien zu beenden.

Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Verbot von Pelzfarmen in Europa, die eine Brutstätte für gefährliche Infektionskrankheiten sind.