
Die wahre Zahl der Opfer ist jedoch noch deutlich höher, denn viele Tiere sterben bereits auf Elterntierfarmen, in Brütereien, in den Produktionshallen der Fleisch- und Eierindustrie sowie auf teilweise langen, qualvollen Tiertransporten. Ein Grund für die hohe Sterblichkeitsrate ist die Qualzucht der Tiere, die nahezu die komplette Geflügelindustrie betrifft.
Massenhaftes Sterben in den Produktionshallen durch Zucht und Haltung
Die Gründe für diese sogenannten Verlustraten, die Industrie und Landwirte von Anfang an einplanen, sind vielfältig. Zum einen sind es die schlimmen, aber dennoch legalen Haltungsbedingungen: Die meisten Tiere müssen zusammen mit Tausenden Leidensgenossen in großen Produktionshallen inmitten ihrer eigenen Exkrementen leben, wo sie keinerlei arttypisches Verhalten ausleben können und unter dauerhaftem Stress leiden.
Ein weiterer Hauptgrund beginnt jedoch noch früher: In den letzten Jahrzehnten hat der Mensch Hühner, Puten, Enten und Gänse züchterisch so einschneidend verändert, dass die Tiere unter der Zucht auf immer mehr Fleisch und Eier faktisch von Anfang bis Ende ihres meist kurzen Lebens leiden.
Qualzucht in der Mast

Hühner beispielsweise leben in der Mast im Schnitt weniger als 40 Tage. In dieser Zeit nehmen sie jeden Tag etwa 60 Gramm zu, bis sie am Ende der Mast rund zwei Kilo wiegen. Bei einem Menschen entspräche das, je nach Ausgangsgewicht, einer Zunahme von circa vier bis fünf Kilo pro Tag – als müsste das Skelett eines Kindes das Gewicht eines Erwachsenen tragen!

Puten wurden zuchtbedingt so stark verändert, dass sie sich aufgrund des großen Geschlechtsdimorphismus (Unterschiede der weiblichen und männlichen Individuen einer Art) nicht einmal mehr selbstständig fortpflanzen können. Die künstliche Besamung übernimmt nun der Mensch in Form einer grausamen und meist schmerzhaften Prozedur.
Alle züchterisch manipulierten „Hybridrassen“ in der Geflügelindustrie werden nahezu ausnahmslos in der Mast eingesetzt – auch in Biobetrieben.
Qualzucht in der Eierindustrie

Exkurs: Rinder und Schweine
Auch Rinder und Schweine werden züchterisch verändert, damit sie noch wirtschaftlicher sind. So produziert eine Kuh normalerweise nur so viel Milch, wie ihr Kalb zum Wachsen benötigt – etwa zehn Liter am Tag. Sogenannte Hochleistungsrassen hingegen produzieren heute jedoch oftmals über 50 Liter Milch am Tag. Diese extreme Zucht bringt viele Krankheiten wie Euterentzündungen und Stoffwechselprobleme mit sich. Zudem sind die Kühe meist sehr dünn, da ihre gesamte Energie in die Milchproduktion fließt. Nach durchschnittlich weniger als fünf Jahren fordern die qualvolle Haltung und Zucht ihren Tribut: Die Kühe werden krank, ihre „Milchleistung“ lässt nach, sie werden unwirtschaftlich – und daher im Schlachthof getötet.
Damit Schweine mehr Fleisch ansetzen, wurden sogenannten Hochleistungsrassen zusätzliche Rippen angezüchtet. Durch die Zucht sind die Tiere stressanfälliger und haben unter anderem ein schlechteres Bindegewebe, das zum Beispiel Nabel- und Hodensackbrüche fördern kann. Die weiblichen Tiere bringen zuchtbedingt unnatürlich viel Nachwuchs zur Welt – 12 bis 15 Ferkel pro Wurf sind keine Seltenheit. Trotz zusätzlich angezüchteter Zitzen ist die Muttersau jedoch meist nicht in der Lage, alle Ferkel zu säugen, weshalb einige Babys von der Mutter getrennt werden. Sehr schwache Jungtiere werden häufig auf brutale Weise getötet.
Nur die Leistung – und nicht das Lebewesen – zählt
Laut § 11b des Tierschutzgesetzes sind Qualzuchten verboten (1). Die gängigen Praktiken in der Tierindustrie zeigen jedoch deutlich, dass selbst minimale gesetzliche Regelungen oft nicht eingehalten werden.
Hühner und alle anderen (befiederten) Tiere in der Fleisch- und Eierindustrie sind intelligente Lebewesen mit eigenen Ansprüchen und dem Recht auf ein unversehrtes Leben. Wir Menschen haben kein Recht, sie züchterisch zu verändern, damit sie noch profitabler für uns werden. Dennoch toleriert und fördert die Politik diese krank machende Zucht seit Jahrzehnten. Damit muss endlich Schluss sein – und Sie haben es in der Hand!