„Artenschutz“ in deutschen Zoos: Wildfänge statt Auswilderung

Die Bundestagsfraktion DIE LINKE hat eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung zu der Anzahl und Herkunft von geschützten Wildtierarten gestellt, die seit 2005 von Zoos und Tierparks importiert und exportiert wurden. [1] Aus der Antwort vom März 2021 geht hervor, dass deutsche Zoos in den vergangenen 15 Jahren insgesamt rund 1900 artgeschützte, seltene Tiere eingeführt haben – darunter über 800, die ursprünglich in der Wildnis eingefangen wurden. [2, 3]

Die Artenschutzlüge – bedrohte Tierarten werden ihrer Heimat entrissen und in Zoos gesteckt

Viele Tiere, die heute in deutschen Zoos eingesperrt leben, stammen nicht aus zooeigenen Züchtungen, sondern aus der Natur: Bei zahlreichen Tieren handelt es sich um sogenannte Wildfänge, die ihrer natürlichen Heimat entrissen wurden. [2, 3] Unter diesen Wildfängen befinden sich auch stark bedrohte Tiere wie Menschenaffen, Elefanten, Nashörner, Eisbären, Großkatzen und Papageien. Auch wenn die Angaben keine Rückschlüsse ermöglichen, welchen Anteil davon „frische“ Wildfänge ausmachen – im Gesamtbild zeichnet sich ab, dass von zoologischen Einrichtungen weiterhin ein hoher Druck auf die verbliebene Tierwelt ausgeht.

„Zoos stellen sich öffentlich gerne als Retter in der Not dar, sind dabei aber selbst Teil des Problems: Sie haben maßgeblich dazu beigetragen, die Natur gnadenlos zu plündern. Dem selbst verpassten Image als ‚Arche‘ können sie jedoch grundsätzlich nicht gerecht werden – denn Zoos sind nichts anderes als Gefängnisse für Tiere. Auch die Zucht dient weniger dazu, ‚Reservepopulationen‘ für mögliche Auswilderungen zu schaffen, sondern vielmehr dem Eigenbedarf für den internationalen Austausch der Zoos.“

Dr. Yvonne Würz, PETA Deutschland

Von den zwischen 2005 und 2020 insgesamt rund 2.500 aus deutschen Zoos ins Ausland ausgeführten artgeschützten Tieren wurden für nur 149 Individuen Exportgenehmigungen mit dem Ziel der Auswilderung beantragt. Somit wurden nur etwa sechs Prozent der exportierten Tiere ausgewildert, die große Mehrheit ging dagegen an andere Zoos oder ähnliche Einrichtungen. Somit kam es im Durchschnitt zu nur zehn internationalen Auswilderungen pro Jahr – aus allen deutschen Zoos! Es wurden also mehr als fünf Mal so viele artgeschützte und aus der Natur geraubte Wildtiere in 15 Jahren importiert, als für Auswilderungszwecke exportiert wurden.

Diese Zahlen zeigen, dass es Zoos und Tierparks nicht um Artenschutz, sondern in erster Linie darum geht, mit der Zurschaustellung von Tieren möglichst viel Profit zu machen. Echter, nachhaltiger Artenschutz zielt darauf, dass bedrohte Tierarten in ihrem natürlichen Lebensraum erhalten bleiben oder zurückkehren. Tiere, die in Zoos aufwachsen und ihr Leben in Gefangenschaft verbringen, können dort überlebenswichtiges Verhalten nicht erlernen – und somit in vielen Fällen niemals ausgewildert werden.

Zoos sind weiterhin auf Wildfänge angewiesen

Bestimmte Tierarten können sich unter den mangelhaften Haltungsbedingungen in Zoos und Aquarien kaum vermehren – darunter viele Haie und andere Fische. Zoologische Einrichtungen sind daher auch in Zukunft auf Wildfänge angewiesen. Die Antwort der Bundesregierung ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Millionen Euro an Steuergeldern, mit denen die meist städtisch betriebenen Zoos subventioniert werden, nicht gerechtfertigt sind. Statt Tiere zu züchten oder zu importieren, müssten die Einrichtungen zu Auffangstationen umfunktioniert werden – zum Beispiel für notleidende Tiere aus dem Zirkus – und nur unter dieser Voraussetzung weiter betrieben werden dürfen.

Was Sie tun können

Bitte besuchen Sie keine Zoos und Tierparks, in denen Tiere zur Schau gestellt werden. Zoos können Tieren niemals ein artgerechtes Zuhause bieten – in der Gefangenschaft entwickeln die Tiere daher oft Verhaltensstörungen. Greifen Sie stattdessen auf tierfreundliche Freizeitaktivitäten zurück.