140 vernachlässigte Schlangen aus illegaler Haltung gerettet

Phytonschlange
Symbolbild

Ende Februar 2023 machte das Veterinäramt des Landkreises Nürnberger Land einen erschreckenden Fund bei einer unangekündigten Kontrolle: Ein Mann hielt rund 140 Schlangen und Hunderte weitere exotische Tiere unter schlimmsten Bedingungen, um sie im Internet zu verkaufen. [1] Viele der Tiere standen unter Artenschutz und wurden illegal gehalten.

Hunderte Schlangen, Spinnen und Skorpione in winzigen Plastikboxen

Im Wohnhaus des Mannes fand das Veterinäramt vier Schlangen in viel zu kleinen Terrarien sowie Hunderte Spinnen und Skorpione, die teilweise in winzige Döschen gesperrt waren. In einem leerstehenden Haus, zu dem der Halter Zugang hatte, fanden die Behörden weitere 137 Schlangen in kleinen Plastikschubladen. Darunter auch Riesen- und Giftschlangen, für deren Haltung ein Sachkundenachweis erforderlich ist. Der Mann hielt zudem über 200 Mäuse und Ratten, die offenbar lebend verfüttert wurden.

Viele Tiere so krank, dass sie eingeschläfert werden mussten

Dem Veterinäramt zufolge wirkten viele der Tiere vernachlässigt, einige waren so schwer krank, dass sie vermutlich eingeschläfert werden mussten. Die Tiere hatten viel zu wenig Platz in den Terrarien und Behältnissen, in denen sie eingesperrt wurden. Zudem war die Einstreu der Gehege mit Fäkalien verschmutzt und verschimmelt. Es gab keine Belüftung.

In einer Schublade, die gerade mal 40 Zentimeter breit, 80 tief und 12,5 hoch war, wurden zwei Königspythons eingesperrt, die beide über einen Meter lang waren. Die kleinere der beiden Schlangen zeigte Symptome einer schweren neurologischen Erkrankung, durch die das Tier unkontrolliert mit dem Kopf zuckte. Auch Qualzuchten befanden sich unter den Schlangen, so beispielsweise Tiere ohne Schuppen, für die ein Leben mit unvorstellbarem Leid verbunden ist.

Eine weitere Schlange hatte überall Narben und war ab der Körpermitte gelähmt. Wenige Tage nach der Rettung starb sie. [1]

Tierquäler hielt und tötete die Tiere illegal

Der Tierhalter hielt nicht nur Tiere, die unter Artenschutz standen, er hatte auch nicht die Sachkundenachweise, die für die Haltung einiger Arten erforderlich sind. Auch tötete er offenbar Mäuse und Ratten als Nahrung für die Exoten, was ebenfalls einen Sachkundenachweis erfordert, den er nicht erbringen konnte.

Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei Nürnberg gegen den Mann, ob er gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hat. [1]

PETA fordert generelles Haltungsverbot von Exoten in Privathaushalten

Vorfälle wie dieser sind leider keine Einzelfälle. Immer wieder leiden und sterben exotische Tiere in deutschen Haushalten. Auch brechen immer wieder Schlangen und andere Exoten aus ihren Gehegen und Terrarien aus oder werden von ihren überforderten Halter:innen einfach ausgesetzt. Tierheime und Auffangstationen sind oft überfüllt mit exotischen Wildtieren, deren hohe Anforderungen an ein artgerechtes Leben in Gefangenschaft nicht erfüllbar sind.

Daher fordern wir von PETA Deutschland die Bundesregierung auf, ein Haltungs- und Verkaufsverbot von exotischen Tieren in Privathaushalten auf den Weg zu bringen.

„Dieser Vorfall zeigt einmal mehr, dass exotische Tiere nichts in Privathand zu suchen haben. Daher unterstützen wir Cem Özdemirs jüngsten Vorstoß für eine Positivliste für Heimtiere. Zum Schutz von Mensch und Tier muss in Deutschland endlich die Haltung und der Verkauf exotischer Tiere verboten werden.“

Peter Höffken, PETA Deutschland

Sie möchten den Tieren helfen?

Sie möchten einem geretteten exotischen Tier nach reiflicher Überlegung ein liebevolles und möglichst artgerechtes Zuhause schenken? Dann fragen Sie im örtlichen Tierheim nach, dort warten bereits zahlreiche Tiere auf eine zweite Chance.