Schwabenpark: Schimpansenhaltung weiterhin mangelhaft

Schimpanse im Schwabenpark eingesperrt
Im Schwabenpark mussten Schimpansen bis vor wenigen Jahren in Shows auftreten. Foto von 2012.

Im baden-württembergischen Schwabenpark fanden viele Jahre lang Schimpansenshows statt, bei denen die Tiere – in menschliche Kleidung gezwängt – vor Publikum erniedrigende und artwidrige Dressurtricks aufführen mussten. Zwar hat der Freizeitpark in Kaisersbach die Shows 2017 aufgrund des Engagements von PETA, anderen Organisationen und einigen Politiker:innen eingestellt, doch noch immer müssen die ehemaligen „Showstars“ – derzeit 21 eingesperrte Schimpansen – dort unter mangelhaften Bedingungen in Gefangenschaft ausharren.

Wir von PETA Deutschland kritisieren die Verantwortlichen des Schwabenparks und auch die Veterinärbehörde des Rems-Murr-Kreises dafür, dass offizielle Haltungsvorgaben auch nach Jahren der Kritik teils noch immer deutlich unterschritten werden.

Schimpansenhaltung nach aktuellen Informationen weiterhin mangelhaft

Wir haben durch ein Auskunftsersuchen nach dem Landesinformationsfreiheitsgesetz Informationen zu den derzeitigen Haltungsbedingungen bekommen (Stand 17.08.2022). Demnach werden die Menschenaffen noch immer in Gehegen gehalten, deren Innenbereiche deutlich – um 70 bis 75 Prozent – unterhalb der behördlichen Mindestanforderungen liegen, die im sogenannten Säugetiergutachten des Bundeslandwirtschaftsministeriums festgelegt sind. Von den ehemals 43 Schimpansen (Stand 2012) leben aktuell noch 21 Schimpansen (14 männliche und 7 weibliche Tiere) in drei Gruppen im Schwabenpark. [1]

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Mindestvorgaben noch immer nicht erfüllt – PETA fordert dringende Nacharbeit oder Tierabgabe

Zum Vergleich: In den derzeitigen Innengehegen leben auf 64 bis 74 Quadratmetern jeweils sechs bis neun Menschenaffen. Das „Säugetiergutachten“ sieht hier mit mindestens 240 bis 300 Quadratmetern etwa das Vierfache an Platz vor. [2] Zwar sei der freie Zugang zu den Außengehegen möglich – allerdings können sich Schimpansen gerade im Winter oft nur drinnen aufhalten, da sie Frost und Kälte der hiesigen Witterungsverhältnisse nicht vertragen. Daher gibt das Säugetiergutachten auch nicht die Option, dass ein größeres Außengehege ein kleineres Innengehege kompensiert.

Wir von PETA Deutschland kritisieren die Schwabenpark-Verantwortlichen und die zuständige Veterinärbehörde des Landkreises Rems-Murr für dieses Versäumnis scharf und fordern dringend die notwendige Nacharbeit am Gehege oder aber eine zeitnahe Abgabe der Schimpansen an renommierte Auffangstationen.

Schwabenpark missbrauchte Schimpansen jahrelang als Kassenmagneten

Der Schwabenpark hat eine lange Geschichte der Tierausbeutung: Dort wurden die äußerst sensiblen Menschenaffen jahrelang als Kassenmagnet missbraucht und in einer entwürdigenden Art und Weise in Shows zur Schau gestellt. Immer wieder präsentierte der Schwabenpark von Hand aufgezogene Schimpansenbabys einem zahlenden Publikum.

Wir haben die degradierenden Affenshows in den vergangenen Jahren regelmäßig kritisiert und 2012 an einem Gespräch mit der Betreiberfamilie, Behörden und der Politik teilgenommen, um die Situation der Tiere zu verbessern. In der Folge wurde der Freizeitpark aufgefordert, die Haltungsbedingungen für die damals 43 Menschenaffen deutlich zu verbessern. Immerhin wurde mittlerweile ein Zuchtstopp für die Schimpansen erreicht. 14 Schimpansen wurden zwischenzeitlich an andere zoologische Einrichtungen weitervermittelt – leider auch in ähnlich katastrophale Bedingungen, wie etwa an den Zoo Landau.

Schimpansenshow des Schwabenparks: Affe betrachtet sich im Spiegel
Schimpansenshow des Schwabenparks: Affe reitet ein Pony
Schimpansenshow des Schwabenparks: Affe macht einen Handstand
Schimpansenshow des Schwabenparks: Affen umarmen sich
Schimpansenshow des Schwabenparks: Affe faehrt Dreirad
Schimpansenshow des Schwabenparks: Affe schiebt einen Kinderwagen
Schimpansenshow des Schwabenparks: Affe traegt eine Muetze

Ausbeutung von Menschenaffen in der Unterhaltungsbranche ist Tierquälerei

Die Schimpansenforscherin Dr. Jane Goodall betonte 2015 in einer Stellungnahme, dass Schimpansen nicht länger in der Unterhaltungsbranche eingesetzt werden dürfen: Häufig werden die Tiere als Babys ihren Müttern weggenommen und durch körperliche Gewalt darauf „trainiert“, sich dem Willen der Trainer:innen zu unterwerfen. [3] Als Folge leiden erwachsene Schimpansen oftmals unter einem gestörten Sozialverhalten und weiteren Verhaltensstörungen.

Es ist grundsätzlich schädlich, Menschenaffen in der Unterhaltungsindustrie zur Schau zu stellen – das hat auch negative Auswirkungen auf den Tier- und Artenschutz. Studien fanden heraus, dass Menschen weniger Empathie und Verständnis für den Schutz der bedrohten Tiere haben, wenn ihnen vorher Bilder gezeigt wurden, die die Schimpansen zusammen mit Menschen oder in menschenartiger Pose (z. B. mit Kleidung etc.) gezeigt haben. Laut der Studie dachten die Testpersonen danach, dass Menschenaffen sogar als „Haustiere“ gehalten werden könnten und in freier Wildbahn nicht bedroht seien – dabei ist genau das Gegenteil der Fall. [4]

So vermeiden Sie Tierleid in Ihrer Freizeit

Entscheiden Sie sich bewusst gegen Besuche in Zoos und anderen Freizeiteinrichtungen wie dem Schwabenpark, die Tiere wie Schimpansen in artwidriger Haltung zur Schau stellen. Wir haben die besten Tipps für tierfreundliche Freizeitaktivitäten.