Erfolg: Veterinäramt rettet rund 30 verwahrloste Kaninchen nach PETA-Meldung

Im November 2023 erreichte uns bei PETA Deutschland eine Whistleblower-Meldung, in der es um eine extrem tierquälerische Kaninchenhaltung im brandenburgischen Oberkrämer ging: Die Tiere hatten teilweise keinen Zugang zu Trinkwasser und es fehlte ihnen an ausreichend Bewegungsmöglichkeiten – zahlreiche Tiere waren augenscheinlich in einem katastrophalen Allgemeinzustand.

Wir wandten uns an die verantwortlichen Behörden und forderten, die Tiere aus dieser Haltung zu holen – mit Erfolg, denn das zuständige Veterinäramt beschlagnahmte die Kaninchen.

Tierquälerische Kaninchenhaltung: Massenhaft Tiere verwahrlosten zwischen Unrat und Müll

In der Whistleblower-Meldung wurde uns geschildert, dass sich auf einem abgelegenen Grundstück in Brandenburg rund 30 Kaninchen, zwei Katzen und massenhaft Ratten befanden. Der Meldung nach war das komplette Gelände voller Unrat und Müll, verschimmelter Nahrungsreste, Fäkalien – und toter Tiere.

Vor allem die Kaninchen waren aufgrund der tierquälerischen Haltungsbedingungen in einem katastrophalen gesundheitlichen Zustand:

  • So saß ein Kaninchen in einem extrem kleinen Käfig, vermutlich in einem Hamsterkäfig. In dem Käfig hatte sich eine etwa 20 Zentimeter hohe Schicht aus Fäkalien angesammelt, sodass die Ohren des Kaninchens bereits an den oberen Gitterstäben des Käfigs anstießen.
  • Etwa zehn weitere Kaninchen befanden sich in sogenannten Kaninchenbuchten – offenbar in einem stark verwahrlosten Zustand. Die Krallen von einigen Tieren waren viel zu lang, teilweise saßen die Kaninchen auf einer so hohen Fäkalienschicht, dass sie sich, wenn überhaupt, nur noch geduckt fortbewegen konnten.
  • Nicht alle Tiere hatten Zugang zu Wasser; teilweise waren die Tränken so massiv mit Kot verdreckt, dass die Kaninchen nicht mehr daraus trinken konnten.

Auf dem gesamten Gelände liegen Müll und Unrat – diese Umstände und herumliegende Nahrungsreste lockten zahlreiche Ratten an.

Ein Kaninchen sitzt eng gedraengt in einem Stall.
Zwei Chinchillas sitzen in einem engen Stall.
Eine Katze steht auf einem Schrank vor einem Haufen Muell auf dem Boden.
Ein Kaninchen schaut aus einem Kaefig.
Ein vermuelltes Zimmer in dem ein kleiner Kaefig steht.

PETA informierte zuständige Behörden und forderte Rettung der Tiere – mit Erfolg

Die Polizei vor Ort wurde von den Whistleblower:innen umgehend informiert, da die Tiere weder Wasser noch ausreichend Bewegungsmöglichkeiten hatten. Zusätzlich meldeten wir von PETA den Fall dem Veterinäramt Landkreis Oberhavel, welches schnell handelte: Die Behörde rettete die etwa 30 Kaninchen und brachte sie sicher unter.

„Wir bedanken uns für das schnelle Eingreifen des Veterinäramts und die vorbildliche Zusammenarbeit. Die Zustände auf dem Grundstück waren schwer zu verkraften. Die Kaninchen litten Tag für Tag in den von Fäkalien verdreckten Ställen. Umso schöner ist es, dass die Tiere nun in Sicherheit sind.“

Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA Deutschland

Dass Veterinärämter so schnell und entschieden durchgreifen, ist leider nicht gang und gäbe. Immer wieder dauert es viel zu lange, bis Tierschutzkontrollen durchgeführt werden und den betroffenen Tieren geholfen werden kann.

Kaninchen sind rechtlich kaum vor Leid in miserabler Haltung geschützt

Kaninchen empfinden genau wie Hunde und Katzen Stress, Freude und Leid. Dennoch sind sie in Deutschland die einzige Tierart, für die je nach menschlichem „Nutzungszweck“ unterschiedliche Haltungsvorgaben gelten:

  • Kaninchen in der sogenannten Heimtierhaltung haben im Vergleich mehr Recht auf Bewegung und Platz.
  • „Zucht-“ und „Mastkaninchen“ hingegen haben kaum Anspruch auf ein unversehrtes Leben, ausreichend Auslauf und Schutzmöglichkeiten.

Die für die Zucht und Mast gehaltenen Tiere leiden deswegen immer ein Leben lang. Jedes Jahr werden in Deutschland rund 30 Millionen Kaninchen getötet und 41.000 Tonnen Kaninchenfleisch gegessen. Die Hälfte dieses Fleisches kommt aus Deutschland, der Rest aus Ländern wie China, Frankreich oder Ungarn.

Kaninchen sind soziale Tiere, die in Familiengruppen leben und Rückzug in Bauten und Höhlen finden. Ihr Tagesrhythmus wird durch enge soziale Beziehungen, gemeinsames Ruhen und Bewegen und soziale Körperpflege bestimmt. Eine tiergerechte Kaninchenhaltung ist eine Gruppenhaltung im großzügig eingerichteten Stall mit Weideauslauf. Das Gehege muss so groß sein, dass die Bewohner hoppeln, schnell rennen und sich aus dem Weg gehen können.

Handelsübliche Käfige reichen für die Kaninchenhaltung niemals aus. Leben zu viele Tiere auf zu wenig Platz, kommt es in der Regel zu Spannungen, aggressiven Auseinandersetzungen, endlosem Kreisen um die eigene Körperachse, plötzlichen Aktivitätsschüben, Unruhe und vor allem Leid.

Animal Hoarding – die Sucht, Tiere zu sammeln

Das krankhafte Sammeln von Tieren wird als Animal Hoarding bezeichnet – immer wieder schockieren solche Fälle die Öffentlichkeit. Veterinärämter beschlagnahmen jährlich unzählige Tiere aus Wohnungen, Scheunen und Kellern: Zwischen 2012 bis 2018 waren mindestens 17.055 Lebewesen von krankhafter Tierhortung betroffen. [1] Im Schnitt fanden die Behörden 76 Tiere in betroffenen Haushalten. Oft sind sie so krank, dass sie eingeschläfert werden müssen oder auf intensive, langwierige Versorgung angewiesen sind.

Denn bei der großen Zahl an gehaltenen Tieren sind die Menschen schnell überfordert: Tierärztliche Behandlungen finden zu selten statt, oft leiden die Tiere unter Nahrungs- und Wassermangel sowie den unhygienischen Zuständen, in denen sie ihr trauriges Dasein fristen. Das durch die katastrophalen Haltungsbedingungen verursachte psychische Leid der Tiere führt dazu, dass sie nach der Rettung oftmals schlecht bis kaum vermittelbar sind.

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Schätzungen zufolge werden 60 bis 100 Prozent der Animal Hoarder:innen rückfällig, nachdem ihnen Tiere weggenommen wurden oder sie Tiere freiwillig abgegeben hatten. [2, 3] Aus diesem Grund erhalten sie häufig Haltungsauflagen oder auch Tierhalteverbote. Sie benötigen zudem psychotherapeutische Unterstützung bei der Überwindung ihrer Krankheit.

Melden Sie Tierquälerei!

Sollten Sie Tierquälerei beobachten, zögern Sie bitte nicht, diese bei den zuständigen Behörden zu melden, um weiteres Leid zu verhindern. Halten Sie die Missstände nach Möglichkeit in Form von Bild- und Videomaterial fest. Sie können sich an die lokale Polizeibehörde oder das Veterinäramt melden oder uns über unser Whistleblower-Formular informieren – auch anonym.

  • Quellen

    [1] Du und das Tier: Krankhafte Tierliebe,  https://www.duunddastier.de/ausgabe/animal-hoarding/?issue=6256&y=2019 (eingesehen am 30.11.2023)

    [2] Bonnie L. Cook, “Helping ‘Animal Hoarders’ and Their Pets Is No Simple Task, Knight Ridder Newspapers, 23 Sep. 2004.

    [3] Gary J. Patronek, V.M.D., Ph.D., “Hoarding of Animals: An Under-Recognized Public Health Problem in a Difficult-to-Study Population, Public Health Reports 114 (1999): 81-86.