Geisternetze: Warum die Netze so gefährlich sind für Tiere

Beim Fischfang werden teils versehentlich, teils absichtlich Fischernetze zurückgelassen. Diese werden als Geisternetze bezeichnet, treiben in den Weltmeeren und fügen unserer marinen Umwelt und ihren vielfältigen Bewohnern erheblichen Schaden zu.

Erfahren Sie hier mehr über die verheerenden Auswirkungen von Geisternetzen und wie Sie dazu beitragen können, dieses Umweltproblem zu lösen.

Inhalte im Überblick

Was sind Geisternetze?

Als Geisternetze werden Netze bezeichnet, die beim Fischfang versehentlich oder absichtlich zurückgelassen werden und im Meer treiben oder an Felsen, Riffen oder am Meeresgrund hängen bleiben. Da sie aus Plastik sind, zersetzen sie sich kaum und verbleiben Jahrhunderte als tödliche Fallen für Millionen Meerestiere im Ozean.

Ein Fischerboot mit weit ausgespanntem Netz im Meer.
Geisternetze sind ein Problem der industriellen Fischerei. Immer wieder werden Netze im Meer zurückgelassen.

Wie viele Geisternetze gibt es im Meer?

Die Ozeane bedecken 70 % unseres Planeten und sind zudem nur bruchstückhaft zugänglich für uns, daher kann die Zahl der Geisternetze nur geschätzt werden. Laut der Organisation Healthy Seas, die Geisternetze aus den Meeren holt, gelangen jedes Jahr 640.000 Tonnen Fischereimüll in unsere Meere. [1]

Auch eine Studie aus dem Jahr 2021 hat berechnet, dass jährlich zwischen rund 500.000 Tonnen und knapp einer Million Tonnen an Fischereinetzen in den Ozeanen landen. [2]

Warum sind Geisternetze ein Problem?

Geisternetze sind eine tödliche Gefahr für Meeres- und Küstenbewohner. Fische, Seevögel, Schildkröten, Delfine, Wale, Krebse und andere kleine und große Meerestiere bleiben darin hängen und ersticken qualvoll, verletzen sich oder werden eingeklemmt und verhungern. Kleinere, abgetrennte Netzteile treiben an die Strände und werden von Seevögeln zum Nestbau verwendet, was eine Gefahr auch für die Jungvögel bedeutet, die sich darin verfangen und nicht mehr wegfliegen können oder strangulieren. [3]

Zudem repräsentieren Geisternetze und andere treibende Fischereiutensilien mehr als 45 % des Meeresplastiks und vermüllen die Ozeane. [4]

In einer wissenschaftlichen Studie aus dem Jahr 2022 wurde evaluiert, dass jedes Jahr 2 Prozent der Fischfanggeräte verloren gehen oder zurückgelassen werden. In Zahlen bedeutet dies 78.230 Quadratkilometer Fischereinetze, 739.583 Kilometer Langleinen – diese könnten 18-mal die Erde umrunden –, sowie 25 Millionen Reusen und Fallen und fast 14 Milliarden Langleinenhaken. [5]

Ein weisser Meeresvogel steht an einer Klippe und sein Schnabel haengt in einem Geisternetz.
Geisternetze sind eine Gefahr für die Tiere im und am Meer. Viele von ihnen verenden in den Netzen.

Wie viele Tiere sterben jedes Jahr in Geisternetzen?

Jedes Jahr sterben und verletzen sich mehrere Millionen Meerestiere und Seevögel in den Netzen. [1] Durch die steigende Anzahl an Netzen steigt auch die Zahl der Opfer jedes Jahr weiter an.

Was kann man gegen Geisternetze tun?

Im Grunde ist die Lösung ganz einfach: Wenn wir keine Fische oder andere Meerestiere wie Krebse, Muscheln, Schnecken oder Kraken essen, gibt es auch keine Fischerei mehr. Je weniger Netze eingesetzt werden, umso weniger landen im Ozean. Meergeschmack muss nicht aus Fischen sein. Es gibt viele vegane Alternativen zu Fischfleisch und zahlreiche leckere Algengerichte.

Wie werden Geisternetze geborgen?

Für die nicht immer ungefährliche Bergung der teils sehr großen und schweren Netze braucht es eine spezielle Ausrüstung, ein Schiff und spezialisierte Taucher:innen. Bislang kümmerten sich vor allem Organisationen und Ehrenamtliche um die Bergung der Netze und bezahlten die kostspieligen Einsätze aus Spendengeldern.  

Die Bergung von Geisternetzen ist keine gesellschaftliche Aufgabe

Bislang wurde die Fischereiindustrie weder mit der Bergung von Geisternetzen beauftragt noch wurde ihnen die Rechnung für die Entsorgung der tödlichen Fallen präsentiert. Das muss sich endlich ändern, denn die Anzahl der Geisternetze in unseren Ozeanen steigt jedes Jahr an.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat dies auch deutlich gemacht und schlägt vor, dass die Verursacherinnen im Rahmen des globalen Abkommens über Plastikmüll künftig stärker in die Haftung genommen werden. Auch wird erwogen, Mittel aus dem europäischen Fischereifond zu nehmen, um Geisternetze zu bergen.

Diese Maßnahmen fordert PETA gegen Geisternetze

  • Die Fischereiindustrie muss in die Verantwortung genommen werden. Das bedeutet, dass Kontrollen sicherstellen, dass die Fischer:innen alle ihre Netze wieder mit zurück an Land bringen oder diese anschließend selbst wieder aus dem Meer bergen.
  • Ein Pfandsystem kann vorbeugend eingesetzt werden: Fischfangnetze werden mit einem teuren Pfand versehen.
  • Die Kosten für die Bergung dürfen nicht aus Steuergeldern bezahlt werden, sondern müssen von den Fischereiunternehmen übernommen werden.
  • Statt mithilfe des Europäischen Fischereifonds oder aus Landessubventionen die Fischereiindustrie aufzurüsten, sollten diese Mittel in die Bergung und das Recycling der Netze investiert werden.
  • Die Bergung der Netze muss staatlich vom Fischerei- oder Umweltministerium kontrolliert werden.

Das allerwichtigste und effizienteste Mittel gegen Geisternetze ist jedoch die Abschaffung der Fischerei, eine staatlich finanzierte Umschulung von Fischer:innen sowie die Förderung der Entwicklung und des Vertriebs von pflanzlichen Alternativen zu Fischfleisch.

Ein gruenes Geisternetz am Strand.
Unternehmen müssen endlich Verantwortung übernehmen, damit Netze nicht mehr die Umwelt vermüllen.

So helfen Sie den Meerestieren

  • Entscheiden Sie sich für eine vegane Lebensweise, denn das führt zur Abschaffung der Fischerei. Der Geschmack nach Meer muss nicht von Fischen sein.
  • Schreiben Sie freundlich an das Ministerium für Fischerei sowie an das Ministerium für Umwelt und fordern Sie die zuständigen Politiker:innen auf, die Fischereiindustrie in die Pflicht zu nehmen, praktisch und finanziell.
  • Appellieren Sie an die Politik, damit die Entwicklung pflanzlicher Alternativen zu Fischfleisch subventioniert wird. Vielen Dank!