Der Oktopus – 11 faszinierende Fakten über Kraken

Es sind faszinierende Bilder, die wohl die meisten kennen: Oktopusse, auch Kraken genannt, schweben scheinbar schwerelos durch die Tiefe der Ozeane – an ihren acht langen Armen unzählige Saugnäpfe.

Je nach Gattung können die Tiere richtig groß und schwer werden: So hat der Pazifische Oktopus mit seinen meterlangen Armen eine Spannweite von teilweise zehn Metern – und wiegt dabei etwa 50 Kilogramm. [1] Kraken erwecken den Eindruck, als kämen sie von einem anderen Planeten. Sie beindrucken mit einer Intelligenz und Feinfühligkeit, die die Wissenschaft zum Staunen bringt.

1. Oktopus, Kraken und Tintenfisch – wo ist der Unterschied?

Tintenfische gehören zu den Cephalopoden. Das Wort kommt aus dem Griechischen und heißt „Kopffüßer“, da die Arme direkt mit dem Kopf verbunden sind. Cephalopoden wiederum gehören zum Stamm der Weichtiere oder Mollusken, dem auch Schnecken und Muscheln zugeordnet werden.

Kraken gehören zu den Achtarmigen Tintenfischen. Sie werden auch als Oktopusse bezeichnet, was sich von dem lateinischen Begriff Octobrachia für achtarmig ableitet. Neben den Achtarmigen Tintenfischen gibt es auch Zehnarmige Tintenfische. Bei diesen Tieren, zu denen Kalmare und Sepien zählen, ist eines der Armpaare zu Tentakeln umgewandelt.

Oktopus

2. Kraken haben keine Knochen

Abgesehen von einer Knorpelschicht über dem Gehirn besitzen Kraken als Weichtiere weder Knochen noch Knorpel. [2] Sie sind daher extrem beweglich und können in kleinste Öffnungen und engste Felsspalten eindringen. Selbst in Bierdosen wurden Kraken bereits gesehen. Der Mantel, der sackartige „Rumpf“ der Kraken, beherbergt Kiemen, Herz und andere lebenswichtige Organe der Tiere. An ihn schließen sich der Kopf und die acht Fangarme an.

3. Intelligenz und Feinfühligkeit: Kraken haben ein komplexes Gehirn und drei Herzen

Kraken verfügen über ein extrem komplexes Gehirn, das vom Kopf bis in die äußerste Spitze ihrer langen Arme verästelt ist. Es ist unklar, wo genau ihr Gehirn anfängt und endet; das Netzwerk der Neuronen zieht sich durch den gesamten Körper der Kraken. Insgesamt haben Kraken 500 Millionen Nervenzellen, von denen sich zwei Drittel in ihren Armen befinden. So hat jeder Arm seine eigene Steuerung und Sensorik, die der Krake mit einer kognitiven Höchstleistung koordiniert. [3]

Das Herz von Kraken besteht aus einem Zentralherz und zwei Kiemenherzen. Das Hauptherz befindet sich im Eingeweidesack in der Körpermitte, die beiden anderen Herzen an der Basis der Kiemen, mit denen Sauerstoff aufgenommen und an das Hauptherz weitergeleitet wird.

Oktopus im Wasser

Obwohl Kraken einen komplett anderen Körperbau haben [3] und zum Beispiel über drei Herzen verfügen, [4] weisen sie dennoch Gemeinsamkeiten mit Menschen und anderen Wirbeltieren auf: So haben Kraken ein Kurz- und Langzeitgedächtnis, benötigen Schlaf, träumen, erkunden neugierig Gegenstände und besitzen die Fähigkeit, Individuen einer anderen Spezies zu erkennen – beispielsweise Menschen, die sie mögen oder auch unsympathisch finden.

Eine Studie aus 2022 liefert Hinweise, warum die Gehirne von Kraken denen von Wirbeltieren ähneln: Die Tiere haben einen vergleichbaren Anteil von microRNA im Nervengewebe wie Wirbeltiere. Diese organische Säure ist für die Genregulation von Bedeutung und hat eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von komplexen Nervensystemen. Die Forschenden fanden bei den Oktopussen 42 neuartige miRNA-Familien – vor allem im neuronalen Gewebe und im Gehirn. Hierbei handelt es sich um die drittgrößte Menge an microRNA-Familien im Tierreich und um die größte außerhalb der Wirbeltiere [5].

  • Sie kooperieren unter anderem mittels Körpersprache mit Zackenbarschen und gehen gemeinsam auf die Jagd. [6]
  • Kraken haben individuelle Charaktere: Einige sind zum Beispiel abenteuerlustiger als andere.
  • Kraken sind Einzelgänger. Sie erlernen ihre kognitiven Fähigkeiten nicht von Artgenossen, sondern erschließen sich ihre Welt und die darin befindlichen Objekte unermüdlich mit tastenden Bewegungen. [3]

4. Kraken haben einen oder mehrere Lieblingsarme

Wenn Kraken ein unbekanntes Objekt oder einen neuen Schlupfwinkel erkunden, benutzen sie einen bevorzugten ihrer acht Arme. Da alle Arme der Kraken gleich geschickt sind, wurde lange vermutet, dass die Tiere den Arm nutzen, der für eine bestimmte Aufgabe gerade am nächsten ist. Zum Fangen von Beute wenden Kraken beispielsweise eine Methode an, bei der sie auf einem Felsen sitzen und von oben mit allen Tentakeln gleichzeitig unter einen Stein greifen und nach Nahrung suchen. Bei bestimmten Aufgaben nutzen die Tiere jedoch einen Arm oder eine bestimmte Kombination aus Tentakeln besonders gerne – meist befindet sich der bevorzugte Arm auf ihrer Vorderseite. [7]

Warum haben Kraken Saugnäpfe?

Die Saugnäpfe der Kraken dienen zum Tasten und Schmecken. An jedem der acht Arme befinden sich Hunderte Saugnäpfe, die dabei helfen, Gegenstände zu erkunden und festzuhalten. Damit können Kraken nicht nur Objekte betasten, sondern auch Muscheln öffnen oder Deckel von Gläsern abschrauben. [2] Jeder Saugnapf kann sich eigenständig bewegen und verfügt zudem über Geschmacksrezeptoren. Das ist ungefähr so, als hätten wir Hunderte voneinander unabhängige Zungen auf der Haut. [2]

Oktopus

5. Kraken-Mütter hungern sich für ihre Babys zu Tode

Wenn Kraken Nachwuchs bekommen, wachen die Mütter sorgsam über die Eier, bis ihre Babys schlüpfen. Dabei verschmähen sie wochen- und monatelang Nahrung: Ihr Körper schrumpft, die Augen trüben sich, die Haut wird schlaff – bis sie schließlich verhungern. [8] Bei den meisten Kraken-Arten pflanzen sich die weiblichen Tiere daher nur einmal im Leben fort. Kraken-Kinder sind aus diesem Grund von Anfang an auf sich allein gestellt. [2]

6. Kraken haben einen Schnabel

Unterhalb des Kopfes befindet sich der Mund des Kraken: Wie alle Kopffüßer haben Kraken einen kräftigen zweiteiligen Hornschnabel, mit dem sie ihre Beute töten.

  • Der obere Unterkiefer passt in den unteren Unterkiefer, die zusammen wie eine Schere funktionieren. [9]
  • Der Schnabel von Kraken und von Tintenfischen allgemein besteht aus einem der härtesten Materialien, die bekannt sind. Er ist so hart, dass er von Walen nicht verdaut werden kann und in deren Magen liegen bleibt. Forschende haben untersucht, warum sich Tintenfische mit ihrem Schnabel nicht selbst verletzen und festgestellt, dass er weicher wird, je näher er an die „Wange“ heranreicht. [10]

Die Nahrung von Kraken besteht hauptsächlich aus Krebstieren wie Krabben und Weichtieren wie Schnecken und Muscheln.

Oktopus

7. Kraken sehen auch mit der Haut und sind blitzschnelle Verwandlungskünstler

Die Haut von Kraken ist lichtempfindlich und enthält Opsin – ein Protein, das auch in den Sehpigmenten von Augen enthalten ist. Kraken können mit ihrer Haut zwar keine Details wie Kontraste oder Kanten sehen, aber einen Wechsel der Lichtintensität wahrnehmen.

Dadurch ist es ihnen möglich, ihre Tarnung blitzschnell an die Struktur und Farbe ihrer Umgebung anzupassen – bis zu 177-mal pro Minute. [3] Die Anatomie ihrer Augen ist der unseren erstaunlich ähnlich: Wie wir Menschen haben Cephalopoden, und damit auch Kraken, sogenannte Kameraaugen, die aus einer Art Gehäuse mit Augenflüssigkeit bestehen. [3]

Oktopus

8. Fortbewegung mittels Düsenantrieb

Kraken bewegen sich mithilfe eines Düsenantriebs: Hierzu saugen sie Wasser in ihre Mantelhöhle und ziehen dann schnell ihre Muskeln zusammen, um das Wasser durch ihren Trichter herauszudrücken und in eine bestimmte Richtung zu lenken. [11]

9. Blaues Blut und blaue Tinte

Das Hauptherz und die beiden Kiemenherzen sorgen dafür, dass Blut durch den gesamten Körper der Kraken fließt. Für den Transport von Sauerstoff ist bei Kraken nicht Eisen, sondern Kupfer zuständig – daher ist ihr Blut blau. [2]

Tintenfische wie Kraken verwenden ihre Tinte als Verteidigungsmechanismus, um vor Angreifern zu fliehen. Wenn sie sich bedroht fühlen, geben sie mit ihrem Trichterorgan Tinte aus dem Tintensack ins Wasser und fliehen in die entgegengesetzte Richtung. Die Tinte erzeugt eine dunkle Wolke, die die Sicht des Feindes verdeckt, sodass der Kopffüßer schnell entkommen kann. Teilweise kann die Tinte auch die Augen der Angreifer reizen und ihren Geruchssinn vorübergehend lähmen. [2, 12]

Oktopus

10. Der Ursprung der Kraken liegt 600 bis 700 Millionen Jahre zurück

Die Forschung geht davon aus, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von Mensch und Krake ein wurmartiger Glibber gewesen sein muss, der vor 600 bis 700 Millionen Jahren lebte. [3] Damit geht der Ursprung des Kraken auf einen Zeitraum lange vor der kambrischen Explosion zurück, die als Urknall der Artenvielfalt gilt. [13] Heute gibt es Kraken-Arten in allen Größen, Farben und Formen, deren Spannweite von wenigen Zentimetern bis hin zu sieben Metern wie beim Pazifischen Oktopus reicht. [3]

Wo leben Kraken?

Der Gewöhnliche Krake ist in allen Meeren der tropischen und gemäßigten Zonen heimisch – am häufigsten kommt er in der Nähe Großbritanniens und an der südostasiatischen Küste vor. Als Kopffüßer bevorzugen Kraken unter anderem Korallen– und Felsenriffe, Seegras, Algenbetten, Sand und Schlamm als Lebensraum.

Vor Feinden verstecken sich die Tiere gerne in Untergründen, Gras, Muscheln, anderen Gehäusen und Höhlen. Der sogenannte Kokosnuss-Krake hat beispielsweise die Angewohnheit, sich in eingesammelten Kokosnussschalen zu verstecken. [2]

oktopus

11. Konsum, Zucht und Haltung: Der größte Feind der Kraken ist der Mensch

Die weltweiten Bestände von Kopffüßern und Tintenfischen wie Kraken sind stark rückläufig. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach ihrem Fleisch. In der Folge wird vermehrt versucht, die Tintenfischzucht zu industrialisieren. [14] So soll auf Gran Canaria die erste Intensivtierhaltung für Kraken entstehen. Fehlende gesetzliche Vorgaben würden dazu führen, dass in dieser Einrichtung unzählige Kraken bei vollem Bewusstsein getötet werden. Dabei steht für die Wissenschaft fest, dass Kraken empfindsame Lebewesen sind, deren Haltung in solchen Anlagen unvorstellbares Leid für die Tiere bedeuten würde. Hochintelligente Kraken oder andere empfindsame Meerestiere in ein kahles Becken zu sperren, ist Tierquälerei:

  • Kraken können nicht „artgerecht“ gehalten werden: Die neugierigen Tiere lieben es, ihre Umwelt zu erkunden und mit ihr zu interagieren. Zusammengepfercht mit unzähligen Artgenossen in tristen Becken würden die Tiere unter fehlender Beschäftigung leiden. Als Einzelgänger würden sie extrem unter Stress stehen – Verletzungen und Kannibalismus wären die Folge. Zudem besteht ein großes Verletzungsrisiko, da Kraken kein schützendes Skelett haben.
  • Hohe Sterberaten in Gefangenschaft: Kraken reagieren empfindlich auf Veränderungen der Wasserbeschaffenheit. Bei ersten Versuchen, Kraken in Aquakulturen zu halten, starben etwa 20 Prozent der Tiere.
  • Es müssten immer wieder neue Tiere aus dem Meer entnommen werden: Da Kraken sich nur einmal fortpflanzen und dann sterben, müssten immer wieder Kraken in den Meeren gefangen werden, was die natürlichen Bestände weiter gefährdet. Außerdem ernähren sich Kraken von anderen Meerestieren, sodass unzählige weitere Tiere für den menschlichen Konsum von Kraken-Fleisch getötet werden müssten. [15]
  • Fehlende EU-Richtlinien begünstigen Tierleid: Ohne strikte Regelungen zur Haltung und Tötung von Kraken ist davon auszugehen, dass aus Profitgründen tierquälerische Methoden zum Einsatz kommen.

Helfen Sie den Kraken: Verhindern Sie die Kraken-Farm auf Gran Canaria!

Wenn Sie dazu beitragen möchten, das Leid unzähliger intelligenter Kraken zu verhindern, unterschreiben Sie bitte unsere Petition. Fordern Sie die Ministerin für Landwirtschaft, Nutztiere und Fischerei der Kanaren auf, die geplante Kraken-Farm nicht zu genehmigen!