Pelz ist Tierquälerei: Unzählige Tiere werden lebendig gehäutet

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Obwohl Pelz hierzulande inzwischen zum Glück weitestgehend verpönt ist, leiden noch immer weltweit Tiere wie Nerze, Marderhunde, Waschbären und viele weitere, um aus ihrem Fell Produkte für die Bekleidungsindustrie herzustellen.

Welchem unvorstellbaren Tierleid die fühlenden Lebewesen sowohl in freier Natur als auch auf unsäglichen Pelzfarmen ausgesetzt sind, welche Auswirkungen die Pelzindustrie auf die Umwelt hat, und weshalb die Ausbeutung sogenannter Pelztiere speziesistisch ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Inhalte im Überblick

Welche Tiere werden für Pelz getötet?

Pelz ist die abgezogene Haut eines Tieres. Sie wird in der Regel zu Bekleidung und Accessoires verarbeitet. Am häufigsten werden Nerze und Füchse ihrer Felle wegen getötet; allein 2019 wurden über 40 Millionen Nerze für die Pelzproduktion mit Gas getötet und gehäutet. [1] Weitere Tierarten die wegen des internationalen Pelzhandels leiden, sind vor allem

  • Marderhunde
  • Waschbären
  • Chinchillas
  • Wiesel
  • Eichhörnchen
  • Schafe
  • Luchse
  • Hamster
  • Hunde

Woher kommen die Pelze?

Über 50 Prozent der weltweit gehandelten Pelze stammen aus Europa. Bei Nerzen liegt der europäische Marktanteil sogar bei 85 Prozent. Auch in Nordamerika und China existieren zahlreiche Pelzfarmen. [2] Jedes Land hat eigene Gesetze und Verordnungen, um die Haltungsbedingungen von Tieren auf Pelzfarmen oder bei der Pelzjagd zu regeln – in China gibt es gar keine.

Doch viele Pelzfarmbetreiber:innen halten sich nicht an die ohnehin artwidrigen Mindeststandards, da die Betriebe kaum kontrolliert werden. Ein Beispiel ist Finnland, das in Europa zu den führenden Pelzherstellern gehört. Obwohl die Zahl der finnischen Pelzfarmen in den letzten Jahren gestiegen ist und das Veterinäramt im Schnitt 50 Prozent der untersuchten Betriebe wegen mangelnder Umsetzung des Tierschutzgesetzes beanstandet, sinkt die Summe der staatlich kontrollierten Betriebe seit 2007 kontinuierlich. Während 2001 noch 161 Pelzfarmen kontrolliert wurden, waren es 2015 nur noch 23 Betriebe. [3] Insgesamt existieren in Finnland über 950 Pelzfarmen. [4]

Somit sagt die Herkunft eines Pelzes nichts über die realen Haltungsbedingungen der Tiere aus. Von der europäischen Pelzindustrie selbst eingeführte Marketinglabel wie „Origin Assured“ verweisen lediglich auf existierende Verordnungen und Gesetze, ohne deren Einhaltung oder das Tierwohl zu beachten

Nerz im Kaefig fuer Pelz
Über 50 Prozent aller weltweit gehandelten Pelze stammen aus europäischen Zuchtfarmen.

Wie leben die Tiere auf Pelzfarmen?

Momentan stammen 85 Prozent aller Felle für die Pelzindustrie von Tieren, die auf Farmen gezüchtet werden. [5] Um möglichst billig zu produzieren, werden Nerze, Füchse oder Marderhunde in winzige, karge und verdreckte Drahtgitterboxen gepfercht, in denen sie sich kaum bewegen können und immer nur Gitterstäbe unter den empfindlichen Pfoten spüren. Sie sind gezwungen, ihr ganzes Leben im Geruch ihrer eigenen Exkremente zu verbringen und haben keinerlei Möglichkeit, ihren natürlichen sozialen Verhaltensweisen nachzugehen. Füchse können für ihre Familien keinen Bau buddeln, Nerze nicht schwimmen und Marderhunden bleibt die Futtersuche im Revier verwehrt.

Zoolog:innen an der Universität von Oxford haben in Studien mit Nerzen festgestellt, dass Wildtiere auch nach Generationen in Gefangenschaft nicht domestiziert sind und in der Pelzzucht enorm leiden. Dies gilt insbesondere, wenn ihnen die Ausübung angeborener Verhaltensweisen verwehrt bleibt – zum Beispiel wenn Nerze keine Gelegenheit zum Schwimmen haben. [6]

Die artwidrige Haltung auf Pelzfarmen führt dazu, dass sich viele der eingesperrten Tiere selbst verstümmeln und sich Bisswunden an Haut, Schwänzen und Füßen zufügen. Sie werden zu Kannibalen, die ihre Artgenossen im Käfig und ihren Nachwuchs aufessen. Andere bewegen sich verzweifelt hin und her, drehen sich unaufhörlich im Kreis oder nagen stundenlang an den Gitterstäben ihrer Käfige. Die Monotonie ihres Lebens treibt die Tiere regelrecht in den Wahnsinn.

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Thumbnail Die grausame Realitaet fuer Nerze in der Pelzindustrie

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Chinchilla Pelzfarm

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Nerz im Kaefig fuer Pelz.

Kanada: Nerze umgeben von Maden

fuchs in einem käfig

Das blutige Geschäft polnischer Pelze

Kaninchen auf einer Pelzfarm

Kaninchen für Pelz lebendig gehäutet

Hund im Käfig in der Pelzindustrie

Hunde- und Katzenpelz aus China

Wie werden die Tiere für Pelz getötet?

Die Tötungsmethoden sind auf der ganzen Welt qualvoll und nicht immer wirkungsvoll. Im Vordergrund steht die Unversehrtheit und Qualität des Pelzes.

  • Nerze werden zu Dutzenden in Kisten gestopft und mit heißen, ungefilterten Auspuffgasen aus LKW-Motoren vergast. Weil Auspuffgase jedoch meist langsam und unzuverlässig töten, kommen manche Tiere wieder zu Bewusstsein, während sie gehäutet werden.
  • Ähnlich ist es bei der Tötung per Elektroschock. Hierbei wird den Tieren eine Elektrode in den Mund und eine zweite in den After eingeführt und an Strom angeschlossen. Die Tiere erleiden einen Herzinfarkt und verbrennen quasi innerlich.
  • Auf chinesischen Märkten versuchen Pelzfarmer, Marderhunden mit Eisenstangen den Schädel zu zertrümmern.

Nach dem Häuten werden die pelzlosen Körper der Tiere oftmals auf einem Haufen gesammelt. Die Tiere, bei denen der Tötungsversuch fehlschlug, liegen lebendig und keuchend inmitten ihrer toten Artgenossen. Bei manchen Tieren schlägt das Herz noch mehrere Minuten, nachdem ihnen die Haut abgezogen wurde.

Welche Länder haben Pelzfarmen bereits verboten?

In vielen Ländern wird die Ausbeutung von Tieren auf Pelzfarmen von einem Großteil der Bevölkerung abgelehnt. [7] Daher ist die Zucht von Tieren wegen ihres Felles in diesen Ländern beispielsweise bereits verboten.

Neben Pelzfarmverboten gibt es auch erste Handelsbeschränkungen. Nachdem in den USA einzelne Städte wie Berkeley, San Francisco oder Los Angeles Verkaufsverbote für neuartige Pelzwaren einführten, hat Kalifornien nachgezogen und verbietet den Verkauf dieser Produkte ab 2023 im gesamten US-Bundesstaat. Ähnliche Gesetze gelten auch in der brasilianischen Stadt São Paulo.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Im Mai 2017 konnte ein wichtiger Teilerfolg für Tiere auf Pelzfarmen in Deutschland erzielt werden. Obwohl die CDU/CSU-Fraktion ein Pelzfarmverbot verhinderte, stimmte der Bundestag für eine weitere Verschärfung der Haltungsbedingungen auf Pelzfarmen. [10] Seither sind die Nachzucht und das Vergasen von Nerzen nicht mehr rentabel. Die letzte Pelzfarm Deutschlands schloss folglich im März 2019 ihre Pforten. Damit endete für die Bundesrepublik eine Ära, in der Wildtiere in viel zu kleinen Käfigen ohne festen Boden, Schwimm- oder Klettermöglichkeiten gefangen gehalten und am Ende ihres kurzen Lebens qualvoll getötet wurden.

Pelze aus der Jagd

Doch Tiere leiden für die Pelzindustrie nicht ausschließlich auf Pelzfarmen. Weltweit werden etwa 15 Prozent der sogenannten Pelztiere durch Schusswaffen oder aufgestellte Fallen getötet. [11] Häufig werden sogenannte Fangeisen verwendet. Tritt ein Tier in die Falle, gräbt diese sich oft bis zum Knochen in sein Fleisch ein. Das Tier durchlebt einen verzweifelten Kampf und unermessliche Schmerzen. Dabei ist es Witterungsverhältnissen, Wundbrand, Hunger, Durst und Angriffen durch Raubtiere schutzlos ausgeliefert. Schwimmtiere werden häufig in Unterwasserfallen gefangen und sterben einen grausamen Erstickungstod, der bis zu 9 Minuten dauern kann. [11]

In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist vor allem der Fuchspelz aus der Bejagung mit Schusswaffen von Bedeutung. Hier verschweigen die Jäger:innen, dass ein Großteil der Tiere nur angeschossen wird und sich mit klaffenden Wunden, zerschlagenen Knochen und heraushängenden Eingeweiden durch den Wald schleppt. Die meisten dieser Tiere werden erst sehr spät oder gar nicht mehr von der Jägerschaft gefunden und sterben einen langsamen und elendigen Tod.

Jaeger mit toten Fuechsen
Hierzulande wird das Fell bejagter Füchse als „nachhaltiger Pelz aus heimischer Jagd“ angeboten.

Kennzeichnung und Handel von Pelzen in der EU

Seit 2012 gilt in der EU die Textilkennzeichnungsverordnung und schreibt bei Pelzen und Pelzbesätzen an Mützen oder Jackenkragen den Vermerk „Enthält nicht-textile Teile tierischen Ursprungs“ vor. [12] Trotz dieser Kennzeichnung stoßen Tierrechtler:innen und Journalist:innen sehr häufig auf falsch oder gar nicht deklarierte Pelze in Modegeschäften aller Preisklassen. [13] Die Kennzeichnung ist nicht nur unwirksam, sondern führt immer wieder zu Verbrauchertäuschung, indem Tierpelze, womöglich absichtlich, als Kunstpelz verkauft werden.

Für Pelze bestimmter Tierarten gibt es in der EU bereits Handelsverbote. So dürfen seit 2008 keine Hunde- und Katzenfelle mehr in der EU verkauft werden. Da die Tierart eines Pelzes kaum kontrolliert und nur mit aufwändigen Laborttests bestätigt werden kann, entdecken Tierschützer:innen weiterhin Pelzprodukte von Hunden und Katzen auf dem europäischen Markt. [14, 15, 16] Umso wichtiger ist es zu wissen, wie man echte Tierhaare von Kunstpelzen unterscheiden kann.

Auch der Import und Handel von Robbenprodukten sind in der EU seit 2010 verboten. Neben Fleisch, Fett und Öl schließt das Verbot auch den Pelz der Tiere ein. Nach Russland, der USA und der Schweiz ist Indien das 36. Land, das sich diesem Handelsverbot angeschlossen hat.

Hunde in Käfigen für Pelze
Viele importierte Pelzwaren werden falsch deklariert. So gelangen auch Produkte aus Hundefell nach Europa.

Pelze belasten die Umwelt und die Gesundheit

Nicht nur Tiere leiden für die Pelzproduktion. Die Haltung und Ernährung der meist fleischessenden Wildtiere verschwendet eine Menge Ressourcen in Form von Nahrungsmitteln für die Tiere, Wasser und Anbauflächen. Zusätzliche Schäden entstehen durch die Ausscheidungen der Tiere, die zur Versäuerung des Ökosystems führen, sowie durch gefährliche Treibhausgase wie Lachgas und Ammoniak. [17]

Um die Verwesung der Tierpelze zu verhindern, werden die Felle unter hohem Energieaufwand gekühlt oder mit Tonnen umweltbelastender Salze bedeckt. Bei der Gerbung kommen umweltschädigende Chemikalien wie Chrom III, Aluminium und Schwefelsäure zum Einsatz. Gegerbt wird häufig in Billigproduktionsländern, wo die giftigen Abwässer oftmals ungefiltert in die Natur abfließen. Laboruntersuchungen zeigten in Pelzprodukten aller Preisklassen Rückstände krebserregender, allergieauslösender und hormonverändernder Chemikalien auf, die bei Hautkontakt zu schweren Erkrankungen wie Krebs, chronischen Vergiftungen oder Allergien führen können. [18]

Pelz von Tieren zu tragen ist speziesistisch

Sogenannte Pelztiere wie Nerze, Füchse und andere werden allein für den Zweck in Pelzfarmen gezüchtet, in kleine Käfige gepfercht und getötet, um ihr Fell zu menschlicher Kleidung zu verarbeiten. Diese Form der Ausbeutung einer Spezies zum Nutzen des Menschen nennt sich Speziesismus. Das Denkmuster bedient sich sozialen Ungerechtigkeiten und reiht sich damit neben weiteren entwertenden Systemen wie dem Rassismus und dem Sexismus ein.

Es ist moralisch falsch, andere Lebewesen egal welcher Spezies auf einen menschengemachten Nutzen zu reduzieren und danach zu behandeln. Das betrifft nicht nur Tiere, die zur Herstellung von Kleidung aus Pelz, Leder, Wolle, Daunen und Seide missbraucht werden: Während wir sogenannte Haustiere wie Hunde und Katzen hierzulande lieben, hegen und pflegen, erleiden Millionen sogenannter Nutztiere täglich unvorstellbare Qualen in der Ernährungsindustrie zur Herstellung von Tierleidprodukten wie Fleisch, Milch und Eiern.

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